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WÜRZBURG: Ikea: Hamster müssen Koffer packen

WÜRZBURG

Ikea: Hamster müssen Koffer packen

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    Alles, was die Diplomingenieurin möchte, ist eine neue Heimat für den kleinen Nager. Denn seit der Möbelriese Ikea nahe der Bundesstraße 19 einen Markt bauen will, heißt es auch für die geschützten Feldhamster „Koffer packen“. Die Bilanz der vergangenen Tage kann sich sehen lassen. Rund 80 Tiere konnten schon umsiedelt werden, berichtet Rein, Mitinhaberin der Firma Fabion, die für den Nager-Umzug verantwortlich ist. Acht Mitarbeiter arbeiten in zwei Schichten jede Nacht daran, dass wirklich jeder Feldhamster einen Bau auf einem anderen Feld beziehen kann.

    Die neue Heimat, die so genannte Ausgleichsfläche, liegt etwa einen Kilometer vom ursprünglichen Feld entfernt und ist ein wahres Paradies für die scheuen Tiere, erzählt die Diplomingenieurin am Dienstagabend. Auf etwa elf Hektar wechseln sich Winterweizen und gemähte Streifen ab. „Dort finden die Hamster Deckung und Nahrung.“

    Bevor die ersten Bagger für das Einrichtungshaus anrücken, müssen Stadt und Möbelunternehmen erstmal tief in die Tasche greifen. Yvonne Beck betreut das Projekt für Würzburg und beziffert die Kosten auf rund eine halbe Millionen Euro. Der größte Teil des Geldes gehe an die betroffenen Bauern als Ausgleich für ihre Felder. Im Vergleich dazu fällt die Hamsterumsiedlung kaum ins Gewicht – 15 000 Euro zahlen Stadt und Möbelhaus dafür.

    Die Würzburger Firma ist nicht unerfahren, was den Fang der nachtaktiven Nagetiere betrifft. Bis zu vier Umsiedelungen stehen pro Jahr auf dem Terminplan des Unternehmens. Die Aktion entlang der B 19 ist dennoch etwas besonderes. „Meines Wissens nach ist das die größte Umsiedelung, die es je in Unterfranken gegeben hat“, sagt Rein.

    Die Tiere einzufangen – niemand weiß, wie viele es insgesamt auf den Feldern sind – ist recht unspektakulär. Mit einem Stück Apfel und Gurke locken die Experten die Hamster in einen länglichen Käfig am Eingang ihres Baus. Der Köder funktioniere hervorragend, wenn auch die nächtliche Trefferquote meistens nur recht gering sei, erzählt Rein. Lediglich fünf bis sechs Hamster verirrten sich pro Schicht in die rund 80 Fallen, die auf dem 20 Hektar großen Gelände verteilt wurden.

    Der „Nestflüchter“, der Rein am Dienstagabend in die Falle geht, bezieht nun sein neues Zuhause. Von Bau Nummer 61 geht es an diesem Abend schließlich zu Bau Nummer 99 auf dem neuen Feld. Exakt dokumentiert Carola Rein, wer von welcher Nummer wohin gekommen ist und legt noch eine handvoll Getreidekörner, Apfelstücke und Gurkenscheiben zur „Erstverpflegung“ in die vorgebohrte Behausung.

    Dann öffnet die Diplomingenieurin die Käfigklappe und der Feldhamster verschwindet im Loch.

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