würzburg (TAP) Abermals ist eine Falun-Gong-Übende aus der Würzburger Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber bedroht, nach China abgeschoben zu werden. Die 42-Jährige, die aus Angst ihren Namen nicht sagen will, hat bereits Folter, Vergewaltigung und Gehirnwäsche in einer chinesischen Polizeibehörde hinter sich. Auch die Falun-Gong-Gruppe in Würzburg setzt sich mit Petitionen an den Bayerischen Landtag und den Deutschen Bundestag dafür ein, dass der allein erziehenden Mutter Asyl gewährt wird.
Im Jahr 2004 war der aus der nordchinesischen Provinz Liaoning stammenden Frau über ein legales Besuchsvisum die Flucht nach Deutschland gelungen. Rund zwei Jahre lebt sie inzwischen in der Aufnahmeeinrichtung in der Veitshöchheimer Straße, berichtet Jing Tang-Wiesberg von der Würzburger Falun-Gong-Gruppe. Das Würzburger Verwaltungsgericht lehnte den Asylantrag der Frau 2005 ab, auch die Berufung scheiterte - nun soll durch die Petitionen erreicht werden, dass die Chinesin in Deutschland bleiben darf.
Richter räumt Verfolgung ein
Dass Anhänger von Falun Gong in China teilweise massiv verfolgt werden, räumte der Würzburger Verwaltungsrichter Dr. Erwin Dümig im Herbst 2005 ein. Dümig hatte dem vor einem Jahr aus Würzburg nach China abgeschobenen Falun-Gong-Anhänger Renzheng Jiang nachträglich Asyl eingeräumt. Der Chinese war kurz nach seiner Abschiebung in das Arbeits- und Umerziehungslager Benxi gekommen, wo er gefoltert wurde.
Das ganze Ausmaß der brutalen Verfolgung von Falun-Gong-Anhängern ist erst seit wenigen Wochen bekannt. Anfang März wurde in einem Krankenhaus im chinesischen Sujiatun ein erstes Konzentrationslager entdeckt, in dem vor allem Falun-Gong-Anhängern bei lebendigem Leib Organe entnommen werden.
Aktionen vor Merkels Chinabesuch
Die Würzburger Falun-Gong-Gruppe, erklärt Jing Tang-Wiesberg, will im Vorfeld von Angela Merkels Chinabesuch Mitte Mai unterfrankenweit in zahlreichen Aktionen hierauf aufmerksam machen: "Besonders, weil derzeit alles getan wird, um Beweise zu vernichten."
Am Ostersamstag hatte die Gruppe in der Fußgängerzone mehrere hundert Unterschriften, die an die Bundesregierung geschickt werden sollen. Die Regierung wird aufgefordert, "Schritte zu unternehmen, um die Umstände in Konzentrations- und Arbeitslagern in China umfassend untersuchen zu lassen". Die sofortige Freilassung aller Gefangenen müsse erwirkt werden. Augenzeugenberichten zufolge soll es in China mindestens 37 Konzentrationslager geben, in denen vor allem Falun-Gong-Übende inhaftiert sind.