Zusammenkommen. Die Gitarre auspacken. Die Klarinette aus dem Koffer holen. Das Akkordeon schultern. Und dann geht's los. Im Musikertreff, den Kathrin Bremer im November 2018 in Gerbrunn gegründet hat, wird gemeinsam crossover musiziert. Mal steht Folk auf dem Programm. Mal werden Chansons gesungen und gespielt. Dadurch, dass die unterschiedlichsten Instrumente involviert sind, entstehen im Laufe eines Abends originelle Arrangements.
Acht Musikerinnen und Musiker gehören dem Treff derzeit an. Keiner hatte je die Absicht, seine Brötchen mit Musik zu verdienen. Mit Kathrin Bremer ist eine Ärztin an Bord, Bernd Michelfelder war Einkäufer und Martin Bass ist Elektroingenieur. Hartmut Grimhardt, seit wenigen Tagen pensioniert, beschäftigte sich beruflich mit Vermessung. "Musiziert habe ich 15 Jahre lang nicht mehr", so der Spezialist für Geoinformatik. Doch als es auf den Ruhestand zuging, plante Grimhardt, sich neuerlich musikalisch zu engagieren: "Ich suchte im Internet und erfuhr vom Musikertreff in Gerbrunn."
Musizieren oder einfach nur zuhören
Grimhardt, der sich als Gitarrist beim Musikertreff einbringt, schlägt einen Ordner auf, in dem fast 50 Songtitel gelistet sind. Einige sind grün markiert. Da könnte er sofort loslegen. Andere gelb. Das bedeutet, dass er vorher ein bisschen üben muss, um mitzuhalten. "An die rot markierten traue ich mich noch nicht so richtig ran", erklärt Grimhardt. Werden die gespielt, macht er eine Pause. Denn auch das ist möglich: Man kann einfach nur zuhören. Zwänge gibt's beim Musikertreff nicht.
Kathrin Bremer kam dazu, den Treff in der Kulturbühne "Alte Feuerwehr" in Gerbrunn zu gründen, weil sie, die gern und gut singt, auf der Suche nach einer musikalischen Heimat in Würzburg war. Sie schaute in sozialen Netzwerken nach und klapperte auch den einen oder anderen etablierten Musikerstammtisch ab. Doch nirgends fühlte sie sich richtig wohl. Teilweise war das Niveau einfach zu hoch: "Wir alle hier spielen und singen ja nur in unserer Freizeit." Auch hatte sie manchmal das Gefühl, dass sich "eingespielte Cliquen" treffen. Da hineinzukommen, sei nicht so leicht. "Ich habe den Musikertreff initiiert, weil ich eine Lücke schließen wollte", erklärt die Ärztin.
Kein Aufführungsdruck
"Bei uns muss niemand vorsingen oder vorspielen", sagt Bremer. Es geht vor allem auch nicht darum, irgendwann etwas "Publikumsreifes" auf die Beine zu stellen. "Vielleicht treten wir später mal vor Freunden auf", meint die Sängerin. Aber Aufführungsdruck gibt es nicht. Das unterscheidet den Treff von einer Band. Überhaupt muss kein Repertoire eingeübt werden. Jeder Abend ist völlig unterschiedlich, weil immer etwas anderes auf dem Programm steht.
""Bei uns muss niemand vorsingen oder vorspielen."
Kathrin Bremer, Gründerin
Inspiriert wurde Bremer von den "Musik-Kreativtagen" in der Bayerischen Musikakademie Hammelburg. "Dort waren Musiker von Klassik bis Volksmusik vertreten", berichtet sie. Innerhalb von vier Tagen raufte man sich zusammen und erarbeitete etwas gänzlich Neues über sämtliche Stilrichtungen hinweg. Dass so etwas geht, erscheint anfangs nahezu unmöglich, meint die Sängerin. Doch es funktioniert: "Am Ende spielten wir ein eineinhalbstündiges Konzert."
Noch sind es nur wenige Menschen im Alter 40+, die Spaß an der Crossover-Idee der Randersackererin haben. Doch Bremer hofft, dass sich weitere Interessierte einfinden, so dass die Zusammenarbeit noch spannender wird. Jazzer, Pop-Rockmusiker, Songwriter oder Liebhaber der klassischen Musik sind angesprochen. "Jeder wünscht sich bis zu drei Lieder im Vorfeld, die dann von jedem vorbereitet werden können, der mitspielen möchte", erklärt sie das Konzept. Bisher wurden gemeinsam Songs wie "Summertime", "Streets of London", "Autumn leaves", "La vie en Rose" oder "Besame mucho" gespielt. Pat Christ
Die nächsten Treffs finden am 18. April sowie am 9. Mai statt. Weitere Infos gibt Kathrin Bremer unter BremerKathrin@web.de.