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WÜRZBURG: In zwei Jahren zum Speiseeis-Profi

WÜRZBURG

In zwei Jahren zum Speiseeis-Profi

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    Im heißen Sommer ein kühles Eis – was für ein Genuss. Doch wie wird die verführerisch-kalte Köstlichkeit eigentlich hergestellt? Das können Jugendliche erstmals in Deutschland lernen. Im August startet der neue Ausbildungsberuf „Speiseeishersteller“. Sehr bekannt ist der allerdings noch nicht. Weshalb es laut dem Würzburger Ausbildungsberater Georg Bernhart von der Handwerkskammer Unterfranken derzeit auch erst eine Eisdiele im Regierungsbezirk gibt, die einen Jugendlichen ausbilden will.

    Die süßen Bedürfnisse von Eisliebhabern sind nicht leicht zu befriedigen. Ständig wollen sie etwas Neues. Kreativität ist also gefragt, bestätigt Luigi Moret, der in Würzburg ein Eiscafé betreibt. 60 Eissorten umfasst sein Repertoire. Morets Laden gehört zu jenen 90 Eisdielen in Unterfranken, in denen Eis selbst hergestellt wird. Der Italiener erfüllt alle Voraussetzungen an einen Ausbilder im neuen Beruf Speiseeishersteller. Er betreibt sein Eiscafé bereits 14 Jahre. Mindestens sechs Jahre Erfahrung sind der neuen Ausbildungsordnung zufolge vorgeschrieben. Und Moret hat auch im Winter geöffnet. Da wird zwar weniger Eis geschlemmt. Aber es gibt Snacks wie italienische Toasts, Baguettes oder Antipasti. Solche Snacks zu kreieren, müssen die Azubis ebenfalls lernen.

    Das Bundeswirtschaftsministerium wird den neuen Beruf für etwa fünf Jahre austesten. Darum wurde im Mai zunächst auch erst eine „Verordnung über die Entwicklung und Erprobung des Ausbildungsberufs Speiseeishersteller“ veröffentlicht. Ausbildungsberater Georg Bernhart hat allerdings noch nie erlebt, dass ein neuer Beruf wieder zurückgezogen wurde. Allenfalls wurden manche Inhalte nach der Erprobungsphase modifiziert.

    Als Ausbildungsplatzakquisiteur begrüßt Bernhart die Schaffung des neuen Berufs. Vor allem Jugendliche aus italienischen Migrantenfamilien hätten nun eine Chance, zu einer Ausbildung zu kommen. Was deshalb wichtig ist, da es Jugendliche ausländischer Herkunft noch immer schwerer auf dem Lehrstellenmarkt haben als deutsche Teenager.

    Sämtliche Speiseeishersteller aus Deutschland werden in der Staatlichen Fraunhofer-Berufsschule in Straubing unterrichtet. Hier lernen die Jugendlichen über zwei Jahre hinweg nicht nur, wie sie Eis herstellen und Eisbecher raffiniert garnieren. Sie werden auch insgesamt 120 Stunden in den Fächern Marketing und Verkauf unterrichtet. Schließlich wird von vielen Azubis erwartet, dass sie einmal die elterliche Eisdiele übernehmen.

    Wer nach der zweijährigen Lehrzeit nicht in dem Geschäft arbeiten kann, wo er ausgebildet wurde, dürfte schlechte Karten haben, was eine Anschlussbeschäftigung anbelangt. Schließlich gibt es nicht viele Eisdielen, die qualifiziertes Personal brauchen. Damit der neue Ausbildungsberuf nicht in einer Sackgasse endet, wurden Weiterqualifizierungen auf den Weg gebracht. Hängen die ausgebildeten Speiseeishersteller noch zwei Jahre an, können sie sich beispielsweise zum Konditor ausbilden lassen. Ein Ausbildungsjahr wird außerdem anerkannt, absolviert der Jugendliche im Anschluss eine Lehre als Konditorei-Fachverkäufer.

    Luigi Moret hat bei seinem Onkel gelernt, klassische Eissorten wie Vanille- oder Schokoeis herzustellen und mit ausgefallen Ingredienzien zu experimentieren, um neue Sorten zu erfinden. Eine „harte Schule“ habe er im Alter von 14 Jahren durchlaufen, erzählt er. Ein Abschlusszeugnis bekam er am Ende nicht. Diese Chance würde er heute jedoch gern einem Jugendlichen einräumen. Allerdings nur einem, der wirklich Lust hat, sich in die Materie des Eisherstellens zu vertiefen: „Schlaftabletten möchte ich nicht.“

    Georg Bernhart hofft, dass in den kommenden Jahren weitere Eisdielen in Unterfranken Azubis brauchen. Als Ausbildungsplatzakquisiteur wird er in den nächsten Wochen für den neuen Ausbildungsberuf vor Ort werben.

    Weitere Informationen gibt Georg Bernhart: Tel. (09 31) 309 08-11 42.

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