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Bad Windsheim: Ins Freilandmuseum: Allersheimer Synagoge zieht um

Bad Windsheim

Ins Freilandmuseum: Allersheimer Synagoge zieht um

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    Sorgfältig war die Allersheimer Synagoge im Jahr 2014 abgebaut worden: 
    Sorgfältig war die Allersheimer Synagoge im Jahr 2014 abgebaut worden:  Foto: Archiv Dieter Gottschalk

    Es ist vier Jahre her, dass die alte Synagoge in Allersheim abgebaut wurde - nicht abgerissen, sondern wohl portioniert in 15 großen Teilen. Verschalt und verfrachtet auf einem Tieflader gelangten die Teile in den Nachbarlandkreis ins etwa 55 Kilometer entfernte Fränkische Freilandmuseum in Bad Windsheim. Dort befinden sie sich noch immer im Bauteilelager. Wann das jüdische Gebetshaus wieder aufgebaut sein wird? Vermutlich im Jahr 2022.

    1760 erbautes Haus war Synagoge

    Dem gänzlichen Verfall nahe, fristete ein eigentlich unscheinbares Bauernhaus in der Allersheimer Hauptstraße sein Dasein. Von außen war es vielleicht nur für den Fachmann als Synagoge zu erkennen. Erbaut wurde sie um 1760. Die Synagoge in der Hauptstraße ist die zweite, die es in dem Dorf bei Gibelstadt gab. Wo die erste stand, weiß man nicht mehr so genau.

    Durch die Nische für die Thora wurde die Bedeutung klar

    Es ist das Verdienst des Referenten des Landesamts für Denkmalpflege Hans-Christof Haas, dass die Allersheimer Synagoge nach Bad Windsheim kam. Der ausgewiesene Fachmann für Landsynagogen hatte die kulturgeschichtliche Bedeutung des Gebäudes richtig erkannt. Die Nische für die Thora wies das Haus als Synagoge aus. Im Gebälk des Dachstuhls zeigen kleine Bögen noch deutlich, dass dieser Raum einst mit einer Holztonne überwölbt war. Letzter Beweis war der Fund der Mikwe (Tauchbad).

    Landesamt stimmte der Umsiedelung zu 

    Als klar war, dass das Gebäude am originalen Standort nicht gehalten werden konnte, stimmte das Landesamt dem Abbruch und der Umsiedelung ins Freilandmuseum zu. Haas hatte zuvor den Kontakt mit Museumsleiter Herbert May gesucht und ihn auf die Landsynagoge hingewiesen.

    Der Bedeutung des fränkischen Landjudentums gerecht werden

    "Für uns war das ein Glücksfall", sagt May. Schließlich seien nicht nur Katholizismus und Protestantismus für Franken bedeutsam, sondern auch das Judentum. Das Museum beherbergt die katholische Kapelle aus Rodheim (Gemeinde Oberickelsheim), Exponate zur Volksfrömmigkeit im Bauernhaus aus Kleinrinderfeld und in der Stadt die Spitalkirche mit der Geschichte des Protestantismus in Franken. Mit der Allersheimer Synagoge will das Museum der Bedeutung des fränkischen Landjudentums gerecht werden, zu dem es im Museum bislang noch keinerlei bauliche Zeugnisse gibt.

    Gebäude untersucht, dann Teile auf einen Tieflader gestapelt

    Sorgfältig wurde das Haus also abgebaut. Steinwände wurden durchgesägt, L-Schienen von beiden Seiten eingeschoben und mit einander verschraubt, das Ganze wurde mit Holzbalken verschalt und mit einem Kran auf den Tieflader gepackt. In Bad Windsheim angekommen, hob ebenfalls ein Kran die Teile herunter. In der Reihenfolge, wie die Teile für den Wiederaufbau gebraucht werden, sind sie auch gelagert. Auch die Ziegel und Balken sind mitgenommen worden. Sowohl das Landesamt als auch der Restaurator des Museums, Dieter Gottschalk, hatten das Gebäude sorgfältig untersucht.

    "Was diese Synagoge so interessant macht, ist deren Geschichte"

    Museumsleiter Herbert May, Freilandmuseum Bad Windsheim

    Restaurator Dieter Gottschalk (links) und Museumsdirektor Herbert May begutachten Pläne und Bilder der Allersheimer Synagoge.
    Restaurator Dieter Gottschalk (links) und Museumsdirektor Herbert May begutachten Pläne und Bilder der Allersheimer Synagoge. Foto: Gerhard Krämer

    Synagoge mit typischen Räumlichkeiten

    "Was diese Synagoge so interessant macht, ist deren Geschichte, die vermutlich für viele Synagogen gilt", betont May und weist auf die Umnutzung zum Bauernhaus hin. Denn die Abwanderung der Juden in die Städte hätte Synagogen auf dem Land überflüssig gemacht. Bei der Allersheimer Synagoge gebe es zudem das komplette Raumprogramm wie Betraum, Wohnraum des Rabbiners, die Grundwasser gespeiste Mikwe und eventuell einen Schulraum, was aber noch nicht letztlich geklärt ist.

    1911 an einen Landwirt verkauft

    1911 war das Gebäude , das vermutlich nur bis etwa 1880 als Synagoge genutzt wurde, an einen Landwirt verkauft worden. Der hatte das ursprüngliche Holztonnengewölbe, das den Betsaal überspannte, abgebaut. Doch der Großteil der alten Deckenbretter wurde für die Decke "zweitverwendet", freut sich Dieter Gottschalk. "Ich war enttäuscht, dass die Bretter nicht so farbig waren", gibt der Restaurator zu, nur auf einigen wenigen hat er Farbspuren gefunden. "Vielleicht war die Gemeinde nicht so reich", mutmaßt er.

    Gut verwahrt sind die Teile der Synagoge im Bauteilelager des Fränkischen Freilandmuseums.
    Gut verwahrt sind die Teile der Synagoge im Bauteilelager des Fränkischen Freilandmuseums. Foto: Gerhard Krämer

    Der Betraum wird Ausstellungsraum

    Dass der ursprüngliche Betraum nicht mehr vorhanden ist, macht May nichts aus. "Wir wissen, wie es ausgesehen hat." Zwar will man beim Aufbau den Betraum wieder andeuten, letztlich wird er jedoch Ausstellungsraum, ergänzt Gottschalk.

    Planungen für Synagogenaufbau ab 2019, Aufbau für 2022 vorgesehen

    Doch das dauert aber noch einige Zeit. Denn gerade wird das Badhaus aus Wendelstein aufgebaut, das im Herbst 2020 fertig sein soll. 2019 will man jedoch mit den Planungen für den Synagogenaufbau beginnen. Der SPD-Antrag zum Aufbau der Synagoge im Freilandmuseum wurde in der Haushaltssitzung des Bezirkstages kurz vor Weihnachten beschlossen. Somit werden 2019 zur Planung und Konzepterstellung zum Wiederaufbau 100.000 Euro bereitgestellt. 2021 könnten dann nach Mays Worten die Gründungsarbeiten beginnen. Da es ein relativ kleines Gebäude ist, könnte es dann 2022 aufgebaut sein. Aber: „Der Teufel steckt im Detail“, weiß May aus Erfahrung mit anderen Aufbauarbeiten.

    Der Aufbau beim Badhaus dauert laut May deshalb auch so lange, weil es wieder Badhaus werden soll. Bei der ehemaligen Synagoge dagegen wird es schneller gehen. Zu den Kosten des Aufbaus hält May sich derzeit noch bedeckt. Verlässlichere Aussagen könne man dann zeitnah zum Aufbau machen.

    Im Freilandmuseum neben einem Schulhaus

    Auffällig am Synagogengebäude ist das schlichte Erscheinungsbild, das es kaum von einem Bauernhaus unterscheidet. Deswegen passt sie laut May vom Aussehen her auch hervorragend neben das Schulhaus aus Pfaffenhofen. Dort soll sie auf der bisherigen Grünfläche im Jahr 2022 dann stehen, womit das Freilandmuseum ein weiteres bedeutendes Stück Geschichte den Besuchern zugänglich macht.

    Neben dem Schulhaus aus Pfaffenhofen wird die Allersheimer Synagoge ihren Platz finden. Dazu wird das Bienenhaus versetzt und eventuell der Garten am Schulhaus abgebaut.
    Neben dem Schulhaus aus Pfaffenhofen wird die Allersheimer Synagoge ihren Platz finden. Dazu wird das Bienenhaus versetzt und eventuell der Garten am Schulhaus abgebaut. Foto: Gerhard Krämer
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