Nach der vorläufigen Insolvenz der Tierärzte Röttingen Management AG kommen immer mehr Unregelmäßigkeiten ans Licht. Vor allem beim Betrieb der Biogasanlage habe sich der Vorstand der AG, Dieter Prehn, nicht an die baurechtlichen Vorschriften gehalten, so Michael Pahlke vom Landratsamt Würzburg. „Beim Bau wurde erheblich von den genehmigten Plänen abgewichen. Sprich: die Biogasanlage ist ein Schwarzbau“, schildert Pahlke die Situation.
Das Landratsamt hat deshalb am Mittwoch ein sogenanntes Ordnungswidrigkeiten-Verfahren (Owi-Verfahren) gegen Prehn eingeleitet. Denn die Bauweise der Biogasanlage weiche erheblich von den Auflagen, die das Bundesimmissionsschutzgesetz dafür vorsehe, ab. Das zuständige Umweltamt in der Landkreisbehörde will nun erst einmal den Betroffenen anhören und abhängig von seinen Äußerungen ein Bußgeld festsetzen. Der Rahmen dafür ist relativ hoch. Verstöße können mit bis zu 50 000 Euro geahndet werden.
Der vorläufige Insolvenzverwalter hat nun bis zum 1. September Zeit, die Sache in Ordnung zu bringen. Geschieht dies nicht, ist Michael Pahlke gewillt, die illegale Biogasanlage still zu legen. Was vielen Gläubigern nicht gefallen würde. Vor allem Landwirte versprechen sich vom Weiterbetrieb der Anlage, dass ihre offenen Rechnungen beglichen werden können. Wie berichtet, hat die Tierärzte Röttingen AG rund 150 000 Euro Verbindlichkeiten bei etwa 20 Landwirten, die Mais für die Biogasanlage anbauten und lieferten. Auch bei den Versorgungsbetrieben der Stadt Röttingen steht die AG in der Kreide. Auf rund 100 000 Euro belaufen sich die offenen Stromrechnungen. Hinzu kommen nicht gezahlte Herstellungsbeiträge (rund 50 000 Euro) und Forderungen eines Lohnunternehmers in Höhe von etwa 70 000 Euro.
Rechtsanwalt Erion Metoja, der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt wurde, sieht in der Biogasanlage auch eine Chance, das Unternehmen am Leben zu erhalten. Nach Informationen dieser Zeitung ist mittlerweile auch schon ein Bautechniker beauftragt die erforderlichen Gutachten und Pläne zu erstellen. Seit November 2010 weiß das Würzburger Landratsamt vom Betrieb der Biogasanlage. Prehn hat aber schon zwei Jahre vorher Strom aus der Anlage ins Röttinger Versorgungsnetz gespeist. „Ein Probebetrieb ist normal“, so Pahlke. „Aber nicht zwei Jahre.“
Tierarzt Prehn wird sich auch in einer anderen Sache verantworten müssen. Er hält mehrere hundert Kälber in einem Stall, der vom Landratsamt im Jahr 2009 ursprünglich als Pferdestall mit Pferdebehandlung genehmigt worden war. Für die Haltung der Kälber bedarf es aber einer immissionschutzrechtlichen Genehmigung. Das Landratsamt prüft nun, ob auch hier ein Owi-Verfahren eingeleitet wird. Mittlerweile war auch der Leiter des Veterinäramtes in den Stallungen. „Aus tierschutzrechtlicher Sicht gibt es keine Beanstandungen“, so Pahlke.