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GAUKÖNIGSHOFEN: Interviews mit Zeitzeugen der Reichspogromnacht

GAUKÖNIGSHOFEN

Interviews mit Zeitzeugen der Reichspogromnacht

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    Während eines Rundgangs durch den Ort besichtigten sie die ehemalige Synagoge, die Schutz-Judenhäuser und das Museum und führten anschließend Gespräche mit Zeitzeugen, die die Reichspogromnacht 1938 miterlebten.

    Die 16 Schüler des Ein Karem-Gymnasiums aus der Nähe von Jerusalem besuchen für zwölf Tage das Würzburger Deutschhaus-Gymnasium und führen währenddessen mit deutschen Jugendlichen gemeinsam Projekte durch. Die Interviews mit den Gaukönigshöfer Zeitzeugen Paul Lesch, Alfred Betz und Regine Walch dienen als Grundlage für ein zweisprachiges Buch in Hebräisch und Deutsch. Außerdem wird über ihre Projekte ein Film gedreht, den die Schule im Herbst zeigt.

    Bürgermeister Bernhard Rhein informierte die Jugendlichen und ihre Lehrer, dass bis zur Reichspogromnacht 49 jüdische Bürger im Ort lebten, nur vier waren zuvor ausgewandert. Im März 1942 wurden die verbliebenen 29 Juden nach Izbica und Theresienstadt deportiert, „alle wurden getötet“, erklärte er.

    Der ehemalige Bürgermeister Paul Lesch zeigte den Schülern die ehemalige Synagoge und erzählte ihnen viele Geschichten. Beispielsweise von Werner Kleemann, der 1939 über die Schweiz in die USA emigrierte und 1945 als amerikanischer Soldat wieder in seinen Heimatort zurückkehrte. Heute lebt der 90-Jährige in New York, sein 97-jähriger Bruder Siegfried in Baltimore.

    „Ich war mit jüdischen Kindern gemeinsam in der Schule, nur im Religionsunterricht wurden wir getrennt“, darauf machte Lesch aufmerksam. Drei von seinen jüdischen Klassenkameraden seien von den Nazis getötet worden. Er informierte die Schüler auch darüber, dass die ehemalige Synagoge seit 1988 als Gedenkstätte des Landkreises dient.

    „Die Nazis haben mit ihrem Terror kleine Orte zerrissen und das ganze jüdische Leben ausgerottet“, zeigte sich die 16-jährige Jael Mohaban nach den Erklärungen sichtlich aufgewühlt. Das israelische Mädchen war beeindruckt davon, dass es hier eine Synagoge gibt, „obwohl keine Juden mehr hier wohnen“.   Auch ihr aus Bulgarien stammender Großvater habe ihr viel über die Judenverfolgung im Dritten Reich erzählt, aber bisher konnte sie diese Geschichten wegen des großen zeitlichen Abstands nicht so gut verstehen wie jetzt.   „Die gemeinsamen Projekte mit den deutschen Schülern zu diesem Thema zeigen, dass sie sich ebenfalls mit diesem dunklen Teil der Geschichte auseinandersetzen“, betonte Jael Mohaban.

    Zipi Jedidja, die Leiterin des Ein Karem-Gymnasiums, wies darauf hin, „wir sind hier, um zusammen eine bessere Welt zu bauen“. Obwohl früher in den Dörfern die Bürger eng zusammenlebten, seien „diese schrecklichen Dinge passiert“. „Wir alle werden während unseres Aufenthaltes viel lernen“, sagte sie. Sie dankte den deutschen Gastgebern, „die uns alle mit offenen Armen empfangen haben“.

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