würzburg (rdf) Im Alter von 86 Jahren ist der frühere Leiter des Staatsarchivs, Prof. Dr. Walter Scherzer, an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Der in Hof geborene und im sächsischen Cottbus aufgewachsene Scherzer studierte nach einer 1940 erlittenen schweren Kriegsverletzung Germanistik und Geschichte an den Universitäten Königsberg in Preußen, Graz und Erlangen. Dort schloss er sein Studium 1946 mit der Promotion über "Korporationswesen und Korporationsbewusstsein der Ritterorden" ab.
1947 wurde Scherzer in den ersten Vorbereitungsdienst für Archivreferendare nach dem Kriege an der Münchner Archivschule aufgenommen; im Sommer 1950 trat er seinen Dienst im Staatsarchiv Würzburg an. Dieses wurde für die Dauer von mehr als 25 Jahren bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1981 seine Wirkungsstätte, unterbrochen lediglich von den Jahren 1970 bis 1975, in denen Scherzer Amtsvorstand des Staatsarchivs Bamberg war.
Die Wiedereinrichtung des in der Brandnacht vom 16. März 1945 stark dezimierten Archivs in der weitgehend Würzburger Residenz ist vor allem dem Organisationstalent Scherzers zu verdanken. Neben seinen Aufgaben als Baureferent war er zudem für die Würzburger Bestände verantwortlich. Eine besondere Vorliebe galt insbesondere den reichhaltigen Karten- und Plansammlungen des Archivs, für die er eine vorbildhafte Kartenanlage entwickelte.
Nach seiner Rückkehr aus Bamberg und der Ernennung zum Vorstand des Würzburger Archivs konnte Scherzer mit dem Bezug der Außenstelle auf der Festung Marienberg im Jahr 1976 den Wiederaufbau seiner Behörde abschließen. In seinen letzten Jahren als Würzburger Archivvorstand trat Scherzer mit mehreren wichtigen Ausstellungen beispielsweise zur fränkischen Kartographie, über das Kloster Ebrach und zu Gustav Adolph von Schweden an die Öffentlichkeit. Auch auf dem Gebiet der kommunalen Archivpflege und bei der Betreuung von Adelsarchiven erwies Scherzer großes Engagement und Geschick.
Scherzer betätigte sich auch als Landeshistoriker. Er verfasste Arbeiten zur Siedlungs- und Wüstungsgeschichte, zur Geschichte der evangelischen Kirche in Würzburg und Franken sowie zu archivkundlichen Themen. Über Jahre hinweg übte er die Funktion eines stellvertretenden wissenschaftlichen Leiters der Gesellschaft für fränkische Geschichte aus. Der 1966 von der Universität erteilte Lehrauftrag für Archivkunde führte 1970 zur Verleihung des Professorentitels. Die wissenschaftliche Tätigkeit gab Scherzer auch nach seiner Pensionierung bis ins hohe Alter hinein nicht auf.
Die Trauerfeier findet am Dienstag, 1. Juli, um 11 Uhr in St. Stephan statt.