In diesem Sommer jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Das Siebold-Museum in der Frankfurter Straße 87 bietet neben seinen Dauerausstellungen auch regelmäßig Sonderausstellungen an. Die derzeitige Schau „Japans Rolle zu Beginn des Ersten Weltkriegs - Für Kaiser und Reich in Fernost, Deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg in China und Japan“ läuft noch bis zum 26. Oktober. Für Interessierte bietet das Museum darüber hinaus einen Vortrag, zwei Konzerte sowie einen Workshop an.
Andreas Mettenleiter, der zweite Vorsitzende der Siebold-Gesellschaft, lädt am 19. September um 18.30 Uhr zu seinem Vortrag „Gefangen in Fernost – der Würzburger Willi Köberlein“ ein. Mettenleiter stellt das Schicksal des Kaufmanns dar und gibt Einblicke in den Alltag der Gefangenen aus dem fast vergessenen Abschnitt deutsch-japanischer Beziehungen. Im Anschluss gibt es Gelegenheit, das Thema zu vertiefen.
Ein spannendes, heute fast vergessenes Kapitel Weltkriegsgeschichte stellen die Erlebnisse des Würzburger Kaufmanns Wilhelm Köberlein dar: Der 24-Jährige arbeitete bei Kriegsausbruch bei einem Großkonzern im russischen Wladiwostok und beteiligte sich mit vielen anderen Freiwilligen an der Verteidigung von Tsingtau gegen die japanische Armee. Nach der Kapitulation der Stadt im November 1914 wurde Köberlein als Kriegsgefangener nach Japan gebracht und kehrte erst 1920 wieder in die Heimat zurück.
Eine wahre Geschichte
Tagebücher, Briefe und eine Vielzahl von Fotografien aus Köberleins Nachlass gelangten später in den Besitz der Siebold-Gesellschaft. Im Sommer 2000 verfasste Andreas Mettenleiter hieraus eine faszinierende „wahre Geschichte“, die in 25 Folgen im „Volksblatt“ abgedruckt wurde. 2001 erschienen Köberleins Erlebnisse in Fernost im Echter-Verlag auch in Buchform.
Im Rahmen der derzeitigen Ausstellung über das Schicksal der deutschen Kriegsgefangenen in japanischen Lagern während des Ersten Weltkriegs lässt Mettenleiter die spannenden Erlebnisse Köberleins in China und Japan in einem Vortrag noch einmal lebendig werden. Er berichtet dabei über eine Jugend in Würzburg, eine kurze Anstellung im Zarenreich, die Schlacht um Tsingtau und den Lageralltag in Japan, den Köberlein als „Lagerfotograf“ mit der Kamera dokumentierte. Restexemplare des Buches sind im Siebold-Museum zum Preis von 19,90 Euro erhältlich.
Musikalisches Programm mit Workshop
Das Möbus-Trio bestehend aus Kei Obara (Violincello), Shoko Fukai (Pianoforte) und Maki Fukumoto (Violine) tritt am Dienstag, 23. September um 19 Uhr auf. Zu hören sind Robert Schumans Klaviertrio Op. 63 d-moll sowie Peter Tschaikowskys Klaviertrio Op. 50 a-moll.
Besucher des Museums können am 27. September ab 15 Uhr an einem „Taishogoto“-Workshop teilnehmen und diese Variante des traditionellem japanischem Zupfinstrument „Koto“ kennenlernen.
Im Anschluss um 19 Uhr tritt die Musikgruppe ATB-Mangekyo bei einem Taishogoto-Konzert auf. Mangekyo bedeutet „Kaleidoskop“ und steht für unverwechselbare Klänge. Die im Herbst 1996 gegründete Gruppe überrascht mit ihrem sowohl traditionellen als auch modernen Geist. Das Programm sieht japanische Volksstücke sowie deutsche Volkslied-Variation vor.