Die PTA-Schule in Würzburg feiert mit einem Festakt ihr 50-jähriges Bestehen: In Zeiten des Internets und Apotheken-Sterbens sprechen Schulleiter und Festgäste vom Mangel an pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA), die hier ihre schulische Ausbildung erhalten und nach zwei Staatsexamen vor allem in Apotheken und Kliniken arbeiten. Ein Widerspruch?
"Nein", sagt Schulleiter Dr. Andreas Heinze, der selbst Apotheker ist. Onlineshops bräuchten selbst qualifizierte Mitarbeiter und zudem sei es in Deutschland Vorschrift, dass "Online-Apotheken einen Laden vor Ort" hätten. Ausländische Online-Apotheken mit ihrem Versand hätten bislang den Trend nicht ändern können, dass PTAs nach wie vor begehrt seien, kein(e) PTA sei hierzulande arbeitslos. PTAs müssen Medikamente, deren Zusammensetzung und Wirkung kennen, stellen Kapseln, Gele und Salben her, prüfen Bestände, kennen einschlägige Vorschriften, beraten.
Schulgeld könnte bald abgeschafft werden

Ein Problem der Würzburger Schule: das Schulgeld, zurzeit 184,50 Euro monatlich. Aber auch das könnte sich bald ändern. Die Forderung nach Schulgeldfreiheit ist jedenfalls im Koalitionsvertrag festgehalten, wie auch Thomas Benkert bemerkte, Vorstand im Trägerverein und Präsident der bayerischen Landesapothekerkammer. Schulträger ist der "Verein zur Unterhaltung der pharmazeutisch-technischen Lehranstalten in Bayern", der sich letztlich aus dem Verantwortungsbewusstsein der Apotheker entwickelt hat, so Schulleiter Heinze. Das Schulgeld könnte schon in diesem Schuljahr abgeschafft werden, hofft er. In Nordrhein-Westfalen, wo es zwischenzeitlich gar keine PTA-Schule mehr gab, habe das Land wieder die Trägerschaft für eine solche angekündigt.
PTA - ein Beruf wird 50
Tatsächlich gibt es den Beruf des oder der PTA erst seit 50 Jahren. Der Hintergrund: Früher mussten angehende Apotheker vor ihrem Studium eine zweijährige Praktikantenzeit in einer Apotheke absolvieren; diese Praktika wurden in den 60er Jahren abgeschafft. Somit war ein Fachkräftemangel in den Apotheken absehbar. Das neue Berufsbild der Assistenten wurde geschaffen.
In Würzburg entstand damals die erste bayerische PTA-Schule, beantragt von der Stadt bei der Regierung. Wegen des Schulgelds musste die Stadt - nach der Klage eines Schülervaters vor Gericht - die Schule schon nach zwei Jahren einem privaten Träger übergeben. Nur private Träger dürfen Schulgeld verlangen. Die rein schulische Ausbildung dauert zwei Jahre bis zum Staatsexamen, gefolgt von einem Apotheken-Praktikum und dem zweiten Examen.
Aus der Bibrastraße zog die Schule 1980 in die Sanderau und mietete sich in die heutige Klara-Oppenheimer-Schule neben der s.Oliver-Arena ein. Dem ersten Schulleiter Erich Seubert folgte 1994 die Apothekerin Gerda Leberecht, ihr wiederum die Apothekerin Michaela Hirtl, Vorgängerin des jetzigen Leiters.
4000 pharmazeutisch-technische Assistenten ausgebildet
4000 PTAs hat die Schule bisher ausgebildet, 100 Mitarbeiter waren bisher in Verwaltung und Lehre tätig; in ihrem ersten Jahr hatte die Schule 27 Schüler, derzeit sind es rund 160.
Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake unterstrich die Notwendigkeit der PTAs und Apotheken vor Ort mit ihrer rhetorischen Frage: "Wer ist 24 Stunden für Sie erreichbar, wenn Sie ein Medikament brauchen?" Die Stadt brauche die PTA-Schule. Die hat einen Einzugsbereich weit über Unterfranken hinaus.

Der Vorsitzende des "Vereins der Freunde und Förderer der PTA-Lehranstalt" Peter Vanselow sah eine(n) PTA als Bindeglied zwischen "Kunden, Patienten, Hilfesuchenden und Apotheker". PTAs können aber auch in Laboren arbeiten, auch in der Kosmetikbranche; sie können sich spezialisieren wie etwa in der Krebsforschung oder sich durch ein Studium weiterbilden.
Die Schüler nahmen bei dem Festakt in einem Theaterstück Entwicklungen in der Apotheke, wie sie oft aufgrund politischer Entscheidungen eintreten, auf die Schippe. Über die Rabattverträge mit den Krankenkassen und Cannabis als hilfreiche Droge bis in eine Zukunft mit künstlicher Intelligenz spannte sich der Bogen ironischer Verspieltheit.