Sich austauschen, voneinander lernen und so näher zusammenrücken für ein friedliches Zusammenleben in Europa. Das ist letztlich das Ziel hinter allen Städte- und Gemeindepartnerschaften. In Randersacker und seinem französischen Partner an der Loire, dem Weinort Vouvray, sieht man das ähnlich. Was liegt bei zwei Weinorten da näher, als diejenigen zusammenzubringen, die beide Orte prägen: die fränkischen Winzer und die französischen Weinbauern, die Vignerons.
Genau unter diesem Motto stand der Besuch einer zehnköpfigen Delegation aus Frankreich, die einer Einladung der Jungwinzer zum Uferweinfest gefolgt waren. Thomas Schenk, der Sprecher der Jung.Wein.Macher – wie sich der Winzernachwuchs in Randersacker selbst bezeichnet – war selbst schon mehrmals in Vouvray. Er hat seinen Berufskollegen den Wochenendtrip vorgeschlagen. Wobei nicht der Besuch des Weinfestes am Main im Mittelpunkt stehen sollte, sondern der berufliche Austausch.
So stand für die Winzer aus Frankreich am Samstag eine Rundreise durch die Weingüter am Main an. Log ging es in der Vinothek bei Markus Schmachtenberger in Randersacker selbst. Nach einem Blick in dessen Weinberge fuhren Matthias Henneberger und Stefan Röder die Gruppe weiter zum Weingut Then in Sommerach.
Das Mittagspicknick nahmen die Gäste auf der Vogelsburg, am Terroir F-Punkt zu sich. Über Iphofen (Weingut Emmerich) und Sommerhausen (Felshof) ging es am Abend wieder zurück zu Stefan Bardorf in Randersacker. Dort rundeten einige Süßweine den Tag ab.
Für alle beteiligten Winzer war es der erste Besuch in der fränkischen Weinregion. Erstaunt registrierten sie einige Unterschiede zu häuslichen Gepflogenheiten. Alle besuchten Weingüter gehören der sogenannten Ethos Gruppe an, haben sich also dem nachhaltigen Weinbau verschrieben. Bardorf beispielsweise strebt momentan gerade sogar die EU-Biozertifizierung an.
Größere Flächen
Naturnahen Weinbau kennt man in Frankreich ebenso, auch im Loiretal. Die weitergehenden nachhaltigen Konzepte, welche sie bei den Winzern in Franken gesehen haben, waren neu, aber wohl schwer übertragbar. „Wir werden darüber aber in jedem Fall diskutieren“, so das Resümee der Gäste. „Unsere Flächen sind viel größer. Wir haben alle 30 bis 40 Hektar“, erklärten sie, warum sich das Gesehene keinesfalls eins zu eins übertragen lasse. Bardorf beispielsweise hat gerade mal drei Hektar, beinahe alle in extremer Steillage. Auch die Böden und damit die Bearbeitung und Bedürfnisse seien ganz anders. Und: Eine solche Sortenvielfalt wie im fränkischen Bocksbeutel gibt es an der Loire nicht. Dort wird großflächig eine Rebsorte gepflanzt.
Was den Franzosen aber sehr gut gefiel und was sie, wie sie sagen, in jedem Fall versuchen wollen nachzumachen, ist das Konzept des Terroir F – insbesondere die Praxis, Weine direkt vor Ort, im Weinberg, zu verkosten. „Das gibt es bei uns bisher noch nirgends. Aber das ist eine sehr gute Idee.“
Gerne, versprechen sie, wollen sie auch einmal wiederkommen. Jetzt aber erwarten sie erst einmal die fränkischen Winter zum Gegenbesuch. Das könnte anstrengend werden: Nicht weniger als 37 Weinbauern leben in der Partnerregion Randersackers. Zehn von ihnen, das sei ein unerwarteter Nebeneffekt der Reise gewesen berichten sie, haben sich am Main nun auch mal privat kennengelernt und sind damit nicht nur den Franken, sondern auch sich untereinander näher gekommen. „Darauf lässt sich in jedem Fall aufbauen“, sagen sie.
Womit es den fränkischen Jungwinzern auch gelungen ist, die Idee hinter Ethos, gemeinsam für das Image des Weins zu arbeiten, ins Nachbarland zu transportieren.