Der Titel Start-Up scheint fehl am Platze, wenn es um ein Unternehmen geht, das seit 2008 besteht. Doch alles am Sitz der Eisinger Firma Apelabs (deutsch etwa: Affen-Labor) bedient das Klischee eines jungen, dynamischen Unternehmens: Ein großer, offener Raum, drei Schreibtische mit großen Bildschirmen und eine Bar beherrschen den großen, lichtdurchfluteten Ein-Raum-Bau kurz hinter dem Eisinger Ortseingang. Aber auch die andere Seite des Unternehmens findet man in diesem Haus: Der Keller sieht mit Werkbänken, Lötkolben und elektronischen Prüfstationen aus wie die Werkstatt eines Erfinders.
Und beides ist richtig. Erfinder sind Julius Schrenk und Gisbert Müller ganz sicher, fünf völlig neue Produkte in nicht einmal zwei Jahren sprechen eine deutliche Sprache. Und die beiden sehen ihre Firma auch als Start-Up: „Wir haben uns vor anderthalb Jahren komplett neu aufgestellt, seitdem arbeiten wir mit einem komplett anderen Konzept“, sagt Schenk. Dieses Konzept ist mutig: Die beiden produzieren – wie schon das frühere Apelabs-Unternehmen – mobile Lichtanlagen für Veranstaltungen. Doch wo früher Teile aus Fernost zugekauft wurden, heißt es jetzt: Alles, was geht, kommt aus Deutschland.
Schrenk: „Wir möchten gute, nachhaltige Produkte anbieten und zeigen, dass auch Unterhaltungselektronik „Made in Germany“ sein kann. Alle Metallteile werden getreu dieser Maxime in einer unterfränkischen Dreherei produziert, die Platinen lassen Schrenk und Müller in Gernrode in Sachsen-Anhalt fertigen.
Die neueste Erfindung der beiden ist auf den ersten Blick nicht besonders spektakulär. Sie sieht exakt aus wie die Energy-Drink-Dose, die Julius Schrenk zur Entwicklung inspiriert hat. „Die Idee entstand an einem Party-Abend. Wir waren in einer Tankstelle, um Bier zu kaufen, und da standen Dosen im Regal, schön sauber aufgereiht.“ Da sei die Idee gekommen, die altbekannte Verpackung mit anderem Inhalt zu füllen: einem akkubetriebenen LED-Scheinwerfer. Gisbert Müller, der im Team der beiden Jung-Unternehmer für die Entwicklung zuständig ist, war skeptisch. „Aber Julius hat gesagt: Das muss gehen. Und dann haben wir es durchgezogen.“
Mittlerweile ist die Dose marktreif, einige Exemplare sind schon an Kunden in der Veranstaltungsbranche ausgeliefert. Die Dosen kommen überall da zum Einsatz, wo Kabel die Ästhetik stören würden, also vor allem abseits von großen Bühnen. „Wir beliefern damit, wie mit unseren anderen Entwicklungen, zum Beispiel Konferenzen, Hotels oder Catering-Firmen“, sagt Schrenk. Vor allem als Hintergrund-Beleuchtung seien die Apelabs-Produkte beliebt. Doch die Dose sei für das Unternehmen auch der Start in ein neues „Marktsegment“, wie Schrenk meint.
Bisher waren es große, teilweise namhafte Kunden wie die UEFA und die MGM-Hotel-Gruppe, die Produkte der Eisinger geordert hätten. „Mit der Dose wollen wir eine andere Zielgruppe erreichen. Es geht um Privatleute, die stimmungsvolle Beleuchtung haben wollen – zum Beispiel bei der WG-Party oder beim Grillfest.“ Dazu passe, dass die Dose, weil aus Flugzeugaluminium gefertigt, besonders robust sei. „Außerdem ist sie sehr leicht zu bedienen“, sagt Gisbert Müller, und zählt gleich mehrere Besonderheiten der „LightCan“ auf: „Die Dosen kommunizieren miteinander. Setzt man mehrere gleichzeitig ein, bauen sie automatisch ein drahtloses Netzwerk auf.
Dann kann man alle Dosen gleichzeitig mit einer Fernbedienung steuern.“ Außerdem hätten die Dosen eine sogenannte Sound-to-Light-Funktion, die Beleuchtung reagiert also intelligent auf die Musik.
Um ihr Produkt in großer Stückzahl produzieren zu können, wollen Müller und Schrenk die LightCan über die Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“ vermarkten. „Wir möchten mit der Aktion herausfinden, ob es genügend potenzielle Käufer gibt. Wenn das der Fall ist, dann können wir in größeren Stückzahlen produzieren lassen“, erklärt Schrenk. Damit sinke auch der Preis für den Kunden.
Auch für die Zukunft haben die beiden Erfinder schon eine Idee. Laut Schrenk könne das „ein echtes Wow-Produkt“ werden, daher sei selbst die Idee noch streng geheim. Gisbert Müller bremst aber die Euphorie: „Bis das wieder fertig entwickelt ist, dauert es noch eine ganze Zeit.“
Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“
Crowdfunding ist eine Form der Kapitalgewinnung, durch die Unternehmen oder Projekte unabhängig von Banken und anderen klassischen Kreditgebern sind. Das Geld erhalten sie dabei direkt vom Kunden – sozusagen als Vorschuss. Allerdings zahlt der Geldgeber nur, wenn ein bestimmtes Finanzierungsziel erreicht wird, also wenn das Projekt tatsächlich zustande kommt.
Kickstarter ist eine amerikanische Crowdfunding-Plattform, wahrscheinlich die bekannteste überhaupt. Fast alle Crowdfunding-Projekte werden über das Internet abgewickelt, also über Plattformen wie Kickstarter. Auch die Lightcan soll darüber finanziert werden.
Damit beide Seiten etwas davon haben, bieten die meisten Crowdfunder ihren Unterstützern (englisch: Backer) bestimmte Prämien für bestimmte Beträge, die zum Projekt beigesteuert werden. Im Fall der Lightcan könnte das heißen, dass Unterstützer ab einem bestimmten Betrag eines oder mehrere Exemplare bekommen, sobald die Produktion angelaufen ist.