"Die Zeiten ändern sich und wir uns in ihnen." Mit diesem Satz eröffnete Klaus Heuberger, seit November Leiter des städtischen Kulturamts, die diesjährige Ausstellung der Geschichtswerkstatt im Oberen Foyer des Rathauses. "Auch unsere Stadt verändert sich stetig, die Gesellschaft ändert sich, wir verändern uns", so Heuberger. "Um aus der Geschichte lernen zu können, muss man sie erfassen, verstehen und erklären." Für den unschätzbaren Beitrag, den die Mitglieder der Geschichtswerkstatt hierzu seit Jahren leisten, dankte der Kulturamtsleiter Heuberger ausdrücklich. Folgende Informationen sind einer Pressemitteilung der Stadt Würzburg entnommen.
"Äußere Pleich – ein Stadtteil im Wandel", so der Titel der Ausstellung, beschäftigt sich mit der Entwicklung der Äußeren Pleich in den letzten 150 Jahren. Durch die Entfestigung gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es die Möglichkeit, die Stadt zu erweitern. Neue Stadtteile entstanden, unter anderem auch die Äußere Pleich. Wo vorher Gärten und Felder waren, konnte sich in der Gründerzeit das Großbürgertum herrschaftliche Villen errichten. Nach und nach kamen große öffentliche Bauten (Postamt, Hauptzollamt, Hafen, Gaswerk und Frankenhalle) und kleine Handwerks- und Gewerbebetriebe hinzu.
"Strom, Gas und Wasser als Komfort der Zeit"
Eine Vielzahl von Mietshäusern mit allem Komfort der Zeit - Strom, Gas und Wasser – wurden ebenfalls errichtet. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden die ehemals prächtigen Häuser teils wiederhergestellt, teils neu und damit deutlich einfacher wiederaufgebaut. Mehrere Sanierungsprojekte wurden mittlerweile durchgeführt. Es gelang der Wandel hin zu Kultur und Freizeit. Das Wohngebiet erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit.
"Strom, Gas und Wasser als Komfort der Zeit" diesen Passus setzte Heuberger in Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen: "Nicht nur die Menschen in der Ukraine empfinden dies vermutlich gerade jetzt – in ihren ausgebombten Städten – genauso. Manchmal scheint sich Geschichte zu wiederholen. Die Geschichtswerkstatt erinnert mit ihrer Ausstellung an die Entstehung eines Stadtteils, sie erinnert aber auch an den Wiederaufbau nach dem 16. März."
Äußere Pleich ein "Juwel der Städtekunst"
Roland Krauß, Mitglied der Geschichtswerkstatt im Verschönerungsverein, ermunterte die Zuhörerinnen und Zuhörer in seiner Begrüßungsrede zum Engagement in der Geschichtswerkstatt. Er selbst sei in der Äußeren Pleich aufgewachsen, habe mit seinen Freunden "alle Hinterhöfe unsicher gemacht", aber durch die Arbeit in der Geschichtswerkstatt festgestellt, dass er eben doch nicht alle Ecken kannte. Als Nachkriegskind sei ihm erst über das reichhaltige Fotoarchiv bewusst und sichtbar geworden, wie die Äußere Pleich zuvor war. Auch Krauß stellte einen Bezug zum aktuellen Krieg in der Ukraine her und befürchtet, dass auch hier historische Bausubstanz nahezu unwiederbringlich zerstört wird.
Professor Rainer Leng, Privatdozent am Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte der Universität Würzburg und Mitglied im Verein Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte, bezeichnete die Äußere Pleich als "Juwel der Städtebaukunst". Bis zum Ende des 19. Jahrhundert waren hier in kurzer Folge wechselnde Architekturstile vertreten, die infolge des 2. Weltkrieges zum Teil unwiederbringlich zerstört wurden.
Das neue Begleitheft sowie die älteren Hefte der Geschichtswerkstatt können während der Ausstellung vor Ort, danach in der Geschichtswerkstatt sowie in den Buchhandlungen „Neuer Weg“, „Schöningh“ und „Knodt“ erworben werden.
Die Ausstellung kann bis 30. März Montag bis Donnerstag von 8 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 13.30 Uhr besucht werden. Dienstags, mittwochs und donnerstags, jeweils von 11 bis 15 Uhr, sind Vertreter der Geschichtswerkstatt als Ansprechpartner vor Ort.
Erreichbar ist die Geschichtswerkstatt über die E-Mail gw@vvw-online.com und unter Tel.: (0931) 88065420. Öffnungszeiten der Geschäftsstelle: donnerstags von 16.30 bis 18 Uhr.
Im "Lädele" in der Pleicherpfarrgasse 16 sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter nach der Ausstellung montags von 14 bis 18 Uhr erreichbar. Auch hier können Hefte und DVD erworben werden.