"Das Leben feiern wie die Sonnenblume", das ist das Vermächtnis von Annies Ehemann, der nach langer, liebevoller Beziehung an seiner klaglos ertragenen Leukämie-Erkrankung stirbt. An ihn will die aufrechte Kleinstadt-Lady mit einem "John-Gedächtnissofa" für die Station erinnern, auf der er so viel Zeit verbringen musste.
Die Witwe und ihre Freundin Chris hecken eine ungewöhnliche Idee aus. Nach anfänglichem Zögern und trotz der erforderlichen Hilfe eines Mannes machen sich die älteren Semester an das gegenüber ihren sonstigen Benefiz-Aktivitäten gewagte Projekt: Sie lassen die Hüllen fallen. Das bringt den "Kalender Girls" immensen Erfolg – und unerwartete Nebenwirkungen. Für die große Bühne im Theater Chambinzky inszeniert Cornelia Wagner das gleichnamige Stück von Tim Firth, der auch das Drehbuch des auf einer wahren Begebenheit beruhenden britischen Kultfilms "Calender Girls" schrieb.
Rollenbesetzung geglückt
Sicherlich ein gewagtes Unterfangen angesichts des Originals, aber Wagner zeigt ein glücklichen Händchens bei der Rollenbesetzung dieser warmherzigen Geschichte über eine Frauenfreundschaft, die auf die Probe gestellt wird und sich letztendlich bewährt. Schlaglichtartig fangen die Szenen die Alltagssorgen der Ladys um die 50 plus ein, ihren so herzlichen wie foppenden Umgang im Frauenclub miteinander, ihren Spaß an Tai Chi, ihre pflichtbewusste Teilnahme an einem völlig uninteressanten, von ihnen sabotierten Vortrag, den ihre pedantische, Anerkennung heischende Clubvorsitzende Marie organisiert.
Besonders nahe stehen sich Chris (Dagmar Münzel) und Annie (Monika Schiefer). Beide zeigen das in schier tränendrückenden Momenten, in denen man die Bühnenumgebung fast vergisst.
Schamhaftigkeit ablegen
Auch nach dem Tod von John (Andreas Münzel) geht das Leben weiter. Sogar ziemlich aufregend. Denn die Girls (ebenso wie die Schauspielerinnen) müssen Mut beweisen und ihre Schamhaftigkeit ablegen. Sie sollen für einen karitativen Kalender die Hüllen fallen lassen vor einem fremden Fotografen (sehr sensibel-schüchtern: Jürgen Hupp). Das gelingt sehr taktvoll, die Fotos entstehen als "verdeckter Akt". Der Kalender wird dank Chris ein Riesenerfolg: Allerdings gefährdet sie durch ihren Übereifer die Freundschaft zu Annie und dem Frauenclub.

Mit viel Herzblut agierten in weiteren Rollen: Christina von Golitschek, Sonja Schaff, Petra Zakrzewski, Ursula Bertelmann, Cornelia Wagner, Daniela Wenzel.
Bis 13. April steht "Kalender Girls" April auf dem Programm im Theater Chambinzky. Kartenreservierung: theater@chambinzky.com und Tel. (0931) 51212 und 51262.