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WÜRZBURG: Kampf gegen den Kapitalismus

WÜRZBURG

Kampf gegen den Kapitalismus

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    Lehrer Dieter Fauth.
    Lehrer Dieter Fauth. Foto: FOTO Tap

    (Tap) Das Büchlein trägt den schlichten Titel „Mensch und Ökonomie“, erschien Mitte Juni, herausgegeben von dem in Zell lebenden Realschullehrer Dr. Dieter Fauth. Seit 1994 engagiert sich der Pädagoge in der Organisation „Christen für gerechte Wirtschaftsordnung“ (CGW). Die kämpft für Alternativen zum Kapitalismus, wie sie im 19. Jahrhundert von Silvio Gesell entwickelt wurden. Gesell plädierte unter anderem für die Abschaffung von Zinsen und Zinseszinsen.

    Der Kapitalismus, so Fauth, sitzt „fest im Sattel“. Und doch ist es möglich, ihn vor Ort punktuell zu brechen. Zum Beispiel durch Tauschringe oder die Einführung alternativer Währungen. Bei der CGW gibt es mehrere Bücher, die davon erzählen, wie das gehen kann. Vorreiterin in Sachen Komplementärwährung ist vor allem Magrit Kennedy. Im Jahr 2006 erschien ihr Buch „Geld ohne Zinsen und Inflation“ in sechster Auflage. „Tauschen statt bezahlen“ lautet der Titel eines über die CGW bestellbaren Buchs über Tauschringe, das 1998 erschien.

    Oft diskutiert der 1956 geborene Religionslehrer Fauth mit Jugendlichen über den Kapitalismus und seine Auswirkungen. Und er stellt erfreut fest: „Es findet ein Umdenken statt.“ So sei es beispielsweise keineswegs so, dass Schüler nur materielle Interessen im Sinn hätten, wenn sie die „Bildungsmühle“ Schule durchlaufen. Es gehe ihnen dabei nicht nur um ein Sprungbrett für künftige Karrieren. Sie wollten auch deshalb lernen, um „die komplizierte Welt, in der sie leben, besser zu verstehen“.

    In seinen Vorträgen, zu denen sich Fauth in Würzburger Schulen und Bildungseinrichtungen einladen lässt, plädiert das CGW-Mitglied für eine „Ethik des Genug“. Er will jungen Menschen bewusst machen, dass ihre materiellen Bedürfnisse gar nicht ihre eigenen sind sondern „in hohem Maß von einer gigantischen PR-Maschinerie geweckt wurden.“ Mensch sein heiße nicht, möglichst viel zu konsumieren. Mensch sein bedeute, sich geistig zu entfalten. Die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Immer mehr verstehen zu lernen über sich, die Mitwelt und Gesellschaft. Dazu bedürfe es keines materiellen Überflusses – im Gegenteil.

    In dem von Fauth herausgegebenen Band „Mensch und Ökonomie“ sind Menschen versammelt, die an Konzepten stricken, die Alternativen zum Kapitalismus darstellen. Als CGW-Vorsitzender setzt sich etwa Roland Geitmann für ein freies, ohne Zinsen verfügbares Geld ein. Für eine humane Volkswirtschaft, die den Menschen nicht zum willenlos werkenden und konsumierenden „Roboter“ mutieren lässt, tritt der Berliner Wirtschaftsdidaktiker Professor Bernd Senf ein. Die Ideen Silvio Gesells treibt schließlich der Ökonom Werner Onken als Verwalter des „Archivs für Geld- und Bodenreform“ voran.

    Doch nicht nur kritische Ökonomen erkennen laut Fauth, wie gefährlich es sei, dass „die Macht des Kapitals durch das Zins- und Zinseszinssystem automatisch wächst, täglich größer wird und immer mehr Lebensbereiche beeinflusst.“ Zunehmend mehr „ganz normale“ Menschen würden merken, dass „etwas nicht stimmen kann“ mit einem System, in dem sich alles um Geld und Gewinn drehe und der Mensch, immer mehr ausgeblendet werde. „Wenn sich all diese Menschen vernetzen würden“, so Fauth, „was für eine Gegenmacht würde dem Kapitalismus plötzlich entgegenstehen“.

    Stichwort

    Die Organisation Christen für gerechte Wirtschaftsordnung entstand 1950 aus der Freiwirtschaftsbewegung. Sie hat derzeit in Deutschland 220 Mitglieder. Die Freiwirtschaft des Sozialreformers Silvio Gesell (geb. 1862) kämpft für zinsloses Geld sowie für Gemeinschaftseigentum an Grund und Boden. Durch die Zinslosigkeit soll die Übermacht des „nicht rostenden“ Geldes gegenüber der Verderblichkeit von Waren und Erschöpfbarkeit von Arbeitskraft gebrochen werden. Kontakt zu Dr. Dieter Fauth möglich unter: Tel. (09 31) 1 49 38.

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