Mindestlohn, Leiharbeit, Bildungschancen und wirtschaftliche Entwicklung standen auf der Tagesordnung: Unter dem Motto „Parteien auf dem Prüfstand“ hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Donnerstag fünf Landtags-Direktkandidaten aus Stadt und Landkreis zur Podiumsdiskussion geladen. Nur gut 20 Zuhörer, die meisten davon Gewerkschaftler, interessierten sich für ihre Ausführungen.
Peter Baumann hatte zwar ein Heimspiel in der Kickers-Gaststätte, musste sich aber wie die anderen Kandidaten auch an strenge Vorgaben halten. Drei Minuten hatten der 60-jährige Gewerkschaftssekretär und Kandidat der Linken (Würzburg-Stadt) und seine Konkurrenten jeweils Zeit, um ihre Vorstellungen zu den verschiedenen Themen zu formulieren.
Sie hielten sich weitgehend daran, nur selten musste Moderator Walter Feineis vom DGB energisch eingreifen. Auch bei den zur Diskussion gestellten Themen fühlte sich Baumann spürbar wohl: Er sprach sich unter anderem für die Einführung eines Mindestlohns, die Einschränkung befristeter Arbeitsverhältnisse und die Abschaffung der Studiengebühren aus. Baumann will für die Linkspartei in den Landtag, „weil der Arbeiterbewegung derzeit der wirksame Arm im Parlament fehlt“.
Über 90 Prozent Wahlbeteiligung am 28. September wären Manfred Ländner am liebsten. „Dann zählen wir aus und schauen, was rauskommt“, so der 49-jährige CSU-Direktkandidat (Würzburg-Land). Dass er von der Einführung eines Mindestlohns nichts hält, überrascht nicht: „Diese Debatte ist nur Augenwischerei und lenkt von den eigentlichen Problemen ab“, so Ländner. Er befürwortete als einziger Kandidat das bestehende dreigliedrige Schulsystem und die Studiengebühren.
Zwei Arbeiterkinder
Mit dem Würzburger SPD-Direktkandidaten Marco Schneider hat er eines gemeinsam: Beide haben es als Arbeiterkinder aufs Gymnasium geschafft. Der 35-jährige Sozialdemokrat fordert im Gegensatz zu Ländner eine längere gemeinsame Schulzeit: „Eine frühe Selektion benachteiligt die sozial Schwachen.“ Das gilt laut Schneider auch für die Studiengebühren.
Jens Brandt tritt für die FDP im Wahlkreis Würzburg-Stadt an und lehnt die Einführung von Mindestlöhnen kategorisch ab. „Ein Arbeitsplatz darf nicht zu teuer sein, sonst wird er ausgelagert“, sagte der 33-Jährige. Studiengebühren sind für ihn akzeptabel, wenn sie nicht für den Bauunterhalt der Universitäten eingesetzt werden, sondern allein der Verbesserung der Lehre dienen. In Sachen Wirtschaftsförderung müssen für ihn Universität und Fachhochschule im Vordergrund stehen.
Auch Martin Heilig, der Direktkandidat der Grünen im Wahlkreis Würzburg-Land, will die Betriebsgründungen aus den Hochschulen heraus massiv fördern. Im Bereich der beruflichen Bildung beklagt der 33-jährige Lehrer den „jämmerlichen Zustand im Bildungsoberzentrum Würzburg“.
Heilig fordert außerdem stärkere Investitionen in den Öffenlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Landkreis („Vor allem ältere Menschen brauchen Mobilität.“) und spricht sich gegen die geplante Westumgehung aus. Die würde nach seinen Worten bei nur geringer Entlastung für die Stadt über eine Milliarde Euro kosten und unnötig Flächen versiegeln. Im Vergleich dazu fördere der Staat den ÖPNV in ganz Unterfranken jährlich nur mit 19,3 Millionen Euro.
Komplett einig waren sich alle Kandidaten nur beim Thema Lernmittelfreiheit: Schulbücher dürfen in Bayern nichts kosten. „Das Büchergeld war ein Rohrkrepierer von Edmund Stoiber“, sagte sogar CSU-Kandidat Manfred Ländner.