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KÜRNACH: Katastrophenfall: Tornado zieht über Landkreis Würzburg

KÜRNACH

Katastrophenfall: Tornado zieht über Landkreis Würzburg

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    Eine Windhose entwickelte sich am Donnerstagnachmittag im Landkreis Würzburg zu einem Tornado. Es entstand Sachschaden, Personen wurden laut ersten Angaben nicht verletzt.
    Eine Windhose entwickelte sich am Donnerstagnachmittag im Landkreis Würzburg zu einem Tornado. Es entstand Sachschaden, Personen wurden laut ersten Angaben nicht verletzt. Foto: Maximilian Knorr

    Erheblichen Schaden verursacht hat am Donnerstag gegen 16.45 Uhr die Windhose, die ihre Spur durch Kürnach zog.. „Fünf bis zehn Minuten bewegte sich die Windhose parallel zur Prosselsheimer Straße und hinterließ eine Schneise von 50 bis 150 Meter“, fasste Kreisbrandrat Michael Reitzenstein das Geschehene kurz zusammen.

    Gegen 21 Uhr teilte der Kürnacher Bürgermeister Thomas Eberth mit: Für Kürnach wurde der örtliche Katastrophenfall ausgerufen. Das haben der Landrat und die Einsatzkräfte gemeinsam mit dem Bürgermeister beschlossen.

    War Bürgermeister Thomas Ebert, in Absprache mit der örtlichen Feuerwehr, noch von mindestens zehn abgedeckten Häusern ausgegangen, kristallisierte sich eine gute Stunde später heraus, dass in dem betroffenen Ortsbereich von Kürnach 50 bis 60 Häuser betroffen waren. Am Freitagmorgen ist von rund 80 Häusern die Rede.

    Bäume entwurzelt, Lauben herumgewirbelt

    Daneben zählte die Feuerwehr, die bereits kurz nach der Windhose vor Ort war, und am Spätnachmittag an der Bushaltestelle Prosselsheimer Straße die Leitstelle eingerichtet hatte, zahlreiche entwurzelte Bäume, völlig zerstörte Gartenhäuser, umgeknickte Laternenmasten. Auf der Straße lagen zerfetzte Gartenmöbel, Äste und abgerissene Ziegel.

    „In 15 Jahren im Feuerwehreinsatz habe ich solche Windschäden noch nicht erlebt“, sagte Reitzenstein. Rund 100 Feuerwehrleute aus Kürnach, Prosselsheim, Estenfeld, Rottendorf, Oberpleichfeld und Mühlhausen versuchten, die schlimmsten Schäden zu beseitigen.

    „Fünf bis zehn Minuten bewegte sich die Windhose parallel zur Prosselsheimer Straße und hinterließ eine Schneise von 50 bis 150 Meter“.

    Michael Reitzenstein, Kreisbrandrat

    Als sich gegen 19.30 Uhr abzeichnete, dass die drei vorhandenen Drehleitern bei weitem nicht ausreichten, die beschädigten Dächer zu versorgen – „teilweise sind Dachflächen zehn bis 20 Quadratmeter offen“, so Reitzenstein – forderten die Einsatzkräfte weitere Leitern an. Aufgestellt wurde wegen des erneut stark einsetzenden Regens, dem Tornado war ebenfalls ein kurzer und heftiger Hagelschauer vorausgegangen, am späten Abend auch noch ein Einsatzzelt für die Hilfskräfte.

    Bei allem Entsetzen über die zerstörerische Windkraft blieb es auch mit zunehmender Zahl der Schadensnachrichten dabei, dass es glücklicherweise keinerlei verletzte Personen zu vermelden gab.

    Glücklicherweise keine Verletzten

    Angesichts der vielen herumgewirbelten Gegenstände grenzte das fast an ein Wunder. „Ich hoffe sehr, dass das mit der einsetzenden Dunkelheit auch weiterhin so bleibt“, sagte Eberth mit Blick auf die auf den Dächern arbeitenden Feuerwehrleute.

    Kein Betroffener, da war sich der Bürgermeister sicher, hatte glücklicherweise so große Schäden, dass er nicht im eigenen Haus würde übernachten können. Dafür sorgten neben der Feuerwehr auch sämtliche erreichbaren Dachdeckerfirmen der Region, die kurzerhand mithalfen, die gröbsten Schäden zu beseitigen und vor allem weitere Gefährdungen durch lose Ziegel und Ähnliches zu verhindern.

    Auch umgefallene beziehungsweise entwurzelte Bäume oder herumliegendes Holz auf der Kreisstraße wurde so weit zerkleinert und von der Straße geräumt, dass keine Gefahr mehr davon ausgehen konnte, erläuterte Reitzenstein.

    Auf kurzem Dienstweg regelte Bürgermeister Eberth telefonisch am Abend zudem noch die erste Nothilfe für alle Betroffenen. An diesem Freitag könnten die Bürger aus dem von der Windhose betroffenen Gebiet ihren Müll kostenlos am Wertstoff abgeben, so Eberth. Zudem stünden die Mitarbeiter des Bauhofes für Räumarbeiten zur Verfügung.

    Bürgermeister sagt Unterstützung zu

    Hilfe und Unterstützung erhalten sollen auch ältere und alleinstehende Bürger, die Bäume im Garten beseitigen müssen. Inwieweit es die Möglichkeit finanzieller Hilfe gibt, sollten die Bürger nicht ausreichend versichert sein, dazu konnte am Abend noch keiner der Fachleute etwas sagen.

    Für den Kreisbrandrat war dieser Windeinsatz im nördlichen Landkreis vergleichbar mit der verheerenden Auswirkung des Schlagregens im vergangenen Jahr im südlichen Landreis.

    Gekommen war die Windhose laut Eberth aus Richtung Oberes Tor und war dann in Richtung Höllberghalle und östlich an Kürnach weiter in Richtung Euerfeld gezogen, wo sie sich offensichtlich auflöste. Am stärksten betroffen vom Tornado war laut Bürgermeister eine Scheune außerhalb des Ortes. Das Dach der Halle, die 1980 erbaut wurde, wurde komplett abgedeckt, die darin befindlichen Maschinen teilweise ebenfalls zerstört.

    Lagebesprechung vor Ort in Kürnach: Landrat Eberhard Nuß(Mitte) bespricht mit dem Örtlichen Einsatzleiter Kreisbrandrat Michael Reitzenstein (2.v.r.), Bürgermeister Thomas Eberth (2.v.l.), Paul Justice (l., Einsatzleiter Rettungsdienst) sowie dem Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Kürnach, Ullrich Burkard (r.), die Organisation der Einsätze nach den Tornado-Schäden in Kürnach.
    Lagebesprechung vor Ort in Kürnach: Landrat Eberhard Nuß(Mitte) bespricht mit dem Örtlichen Einsatzleiter Kreisbrandrat Michael Reitzenstein (2.v.r.), Bürgermeister Thomas Eberth (2.v.l.), Paul Justice (l., Einsatzleiter Rettungsdienst) sowie dem Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Kürnach, Ullrich Burkard (r.), die Organisation der Einsätze nach den Tornado-Schäden in Kürnach. Foto: Landratsamt Würzburg

    Auch Landrat Eberhard Nuß war am Abend vor Ort. Er dankte allen Einsatzkräften: „Es ist unglaublich, welchen Schaden der Tornado so örtlich begrenzt anrichten konnte. Es ist wirklich ein Glücksfall, dass niemand verletzt wurde. Ich danke schon jetzt allen Hilfskräften und Helfern, die heute Abend und sicher auch noch die Nacht durch versuchen, dass sich der Schaden nicht noch weiter verschlimmert für die betroffenen Menschen. Ihnen gehört mein Mitgefühl an diesem Schreckensabend, und ich versichere, dass der Landkreis die Gemeinde Kürnach bei der Schadensregulierung nicht im Stich lassen wird.“

    Die Entstehung des Tornados „Es ist eine einzelne kleine Zelle gewesen“, erläuterte ein Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst (DWD) zur Entstehung des Tornados. „Es gab einige Schauer, die unterwegs waren, auch mal kräftigere Schauer, aber dieses eine Gewitter hat sich ausgehend vom Main-Kinzig-Kreis in Hessen gebildet und ist dann Richtung Würzburg weitergezogen.“ Da das Gewitter zunächst auch innerhalb Unterfrankens noch weiterzog, bestanden vorübergehend noch Warnungen für die Landkreise Kitzingen und Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Die Experten rechneten aber damit, dass sich das Gewitter schnell abschwäche. Tornados sind um diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich. „Es war nicht unerwartet, aber nicht sehr wahrscheinlich“, schilderte der DWD-Fachmann. „Die Grundbedingungen, dass Tornados auftreten, waren gegeben. In Kürnach hat es gereicht, dass die Winddrehungen vom Boden in die höheren Luftschichten so stark waren, dass sich ein Tornado hat ausbilden können.“ LBY

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