Über das Für und Wider eines Briefkastens an ihrem Rathaus haben die Oberpleichfelder Gemeinderäte lange diskutiert. Der Antrag mehrerer Bürger wurde schließlich mit 6:5 Stimmen knapp abgelehnt. Die Mehrheit der Ratsmitglieder sah die Geschäftsstelle der Verwaltungsgemeinschaft Bergtheim weiterhin als den "richtigen Adressat für Schreiben an die Gemeinde".
Zum Briefkasten am Bergtheimer Rathaus sind es drei Kilometer. Dieser Briefkasten wird täglich geleert. Die Post wird mit einem Eingangsstempel versehen. Bei fristgebundenen Schreiben ist dieser Stempel wichtig. "Wenn jemand eine Frist versäumt, könnte es auf einen Rechtsstreit hinauslaufen", warnte Gemeinderätin Manuela Kuhn.
Auch Bürgermeisterin Martina Rottmann sprach sich deutlich gegen einen Briefkasten am Oberpleichfelder Rathaus aus. "Dann sind wir für das tägliche Leeren und Stempeln verantwortlich", hat sie organisatorische Bedenken. Sie selbst könne diesen Dienst nicht übernehmen. Es müsse somit jemand gesucht werden, der die tägliche Aufgabe übernimmt und die Post zum Bergtheimer Rathaus fährt.
Den Vorwurf "nicht bürgerfreundlich" wies die Bürgermeisterin vehement zurück. Wenn sie während ihrer wöchentlichen Bürgermeistersprechstunde Post an die Gemeinde bekommt, kümmere sie sich darum. Das gelte auch für Briefe an die Gemeinde, die in ihrem privaten Briefkasten landen. Das sei jedoch kein offizieller Briefkasten der Verwaltungsgemeinschaft.
"Nach Rücksprache mit der Kommunalaufsicht des Landkreises Würzburg sind weder die Verwaltungsgemeinschaft Bergtheim noch die Gemeinde Oberpleichfeld verpflichtet, einen Briefkasten in Oberpleichfeld aufzustellen", hat sich die Verwaltung im Bergtheimer Rathaus kundig gemacht. Von einem "offiziellen Briefkasten am Oberpleichfelder Rathaus" riet Geschäftsführer Andreas Faulhaber deswegen ab.
Manfred Klüpfel warb dennoch für "den Service für Oberpleichfelder Bürger". Am Briefkasten könnte ein Hinweis angebracht werden, dass dort keine Terminsachen eingeworfen werden dürften und dass er nur einmal wöchentlich nach der Bürgermeistersprechstunde geleert werde. Er könne auch die zusätzliche Deklaration "Für Bürgerpost" bekommen.
Dritter Bürgermeister Norbert Reichert schlug den Zusatz "Fristen und Termine werden hier nicht gewahrt" vor. Er könnte sich auch vorstellen, die Sachlage in der Dorfzeitung zu veröffentlichen. Dennoch: Die Fristenwahrung und die organisatorische Frage der Leerung bewogen die Räte trotz des Wunsches nach Bürgernähe zur knappen Ablehnung des Antrags.