Ende Oktober verabschiedet sich Pfarrer Hermann Steinert aus der römisch-katholischen Pfarrgemeinde St. Nikolaus in Gerbrunn. Das hat Folgen für die Gemeinde: Zum ersten Mal wird es keinen eigenen Pfarrer im Ort geben.
„Es ist für die Pfarrgemeinde in Gerbrunn eine völlig neue Situation, keinen eigenen Pfarrer mehr zu haben. Das wird sicher am Anfang für einige Umstellungsschwierigkeiten sorgen“, sagt Pfarrer Hermann Steinert. „Aber wie in jeder Veränderung liegt auch in dieser eine Chance. In Gerbrunn gibt es noch einige aktive Laien, die sicher auch bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Ich bin doch sehr zuversichtlich, dass es gut weitergeht. Es war schließlich, bei den Planungen für die Pfarreiengemeinschaft noch vor meiner Zeit, der ausdrückliche Wunsch der Gerbrunner gewesen, sich mit den Stadtpfarreien zusammenzuschließen und nicht mit Pfarreien im Landkreis, etwa im Nachbarort Rottendorf. Aus meinen Erfahrungen in Gerbrunn und Lengfeld heraus, kann ich nur sagen, das ist für mich auch schlüssig. Denn im eingemeindeten Stadtteil Lengfeld habe ich die Gruppe der Alteingesessenen als viel stärker und präsenter erlebt als in der Stadtrandgemeinde Gerbrunn. Sicher wäre es wünschenswert, wenigstens in jeder Teilgemeinde als Ansprechpartner einen Gemeindereferenten oder eine Gemeindereferentin zu haben. Aber leider macht sich auch in diesen pastoralen Berufen zunehmend ein Personalmangel bemerkbar.“
Zuversichtlich zeigt sich auch die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Dagmar Zepke: „Das Gute beim Weggang unseres Pfarrers ist, dass wir keine Vakanz haben wie viele andere Gemeinden, sondern einen nahtlosen Übergang. Außerdem kommt mit Pater Bernd Wagner jemand, den wir hier schon kennen. Ansonsten ist es ein sehr großer Einschnitt. Das Negative ist, dass sich die Gottesdienstzeiten ändern, an großen Festen in St. Alfons – wie etwa Pfarrfeste und Jubiläen – fällt der Sonntagsgottesdienst bei uns sogar ganz aus. Zudem ist der Pfarrer jetzt für zwei Gemeinden zuständig, was viele bisherigen Termine und Aktivitäten unmöglich macht. Auch muss alles mit der oder den anderen Gemeinden abgesprochen werden. Da warten auf Laien, Diakon und Gemeindereferentin viele bisherige Aufgaben des Pfarrers. Außerdem müssen alle mobiler sein. Ich finde, die vor Jahren getroffene Entscheidung fürs Stadtdekanat erweist sich jetzt als nicht sehr klug, weil St. Nikolaus zu einer der größten Pfarreiengemeinschaften der Diözese gehört. Der Verbund mit Rottendorf und Rothof wäre viel überschaubarer gewesen.“
„Dass wir jetzt keinen eigenen Pfarrer mehr haben ist bedauerlich – und eine große Veränderung“, findet Kirchenvorstand Georg Stirnweiß. „Zwar übernimmt Pater Wagner in der Kirchenverwaltung ebenso den Vorsitz wie das der Gerbrunner Pfarrer kraft Amtes stets tat, aber er hat daneben eben auch noch andere Aufgaben in einer anderen Pfarrgemeinde. Das heißt, er wird als Ansprechpartner längst nicht mehr so greifbar sein wie das bisher der Fall war.“
Bürgermeister Stefan Wolfshörndl: „Ich bedaure sehr, dass die große Pfarrei Gerbrunn nun keinen Pfarrer mehr hat. Für die Identifikation mit einem Ort gehören Schule, Rathaus und eine eigene Pfarrei mit Pfarrer dazu. Ich hoffe auf eine intensive Betreuung durch St. Alfons und engagierte Christen vor Ort.“
Und wie geht es für Pfarrer Hermann Steinert weiter? Er tritt (nach einer Auszeit, die er mit Fortbildungen und Exerzitien verbringen wird) am 1. Februar sein Amt als Pfarrer der großen Pfarreiengemeinschaft Miltenberg und Bürgstadt an, mit insgesamt fünf Gemeinden.
Was mit dem Werggang des Pfarrers anders wird
Struktur: Es besteht künftig eine Vierer-Pfarreiengemeinschaft von St. Nikolaus (Gerbrunn) und den Würzburger Pfarreien St. Alfons, St. Barbara und „Unsere liebe Frau“ (ULF). Diese Aufgaben in dieser Pfarreiengemeinschaft teilen sich zwei Priester (Pater aus dem Redemptoristen-Orden in St. Alphons), ein hauptamtlicher Diakon sowie eine Gemeindereferentin. In der Verwaltung bleiben die vier Kirchenpfarreinen eigenständig.
Zeitplan: Am Sonntag 1. November, um 10 Uhr, wird der Pfarrer von St. Alfons, Pater Bernd Wagner, in einem Festgottesdienst in Gerbrunn als zuständiger Priester eingeführt. Wenn dann im kommenden Jahr Matthias Konrad, der Pfarrer von ULF, in den Ruhestand geht, teilen sich die beiden Redemptoristen Pater die vier Gemeinden (jeder ist für zwei zuständig). Am Samstag, 6. Dezember, Nikolaustag und Patrozinium in St. Nikolaus, wird Pfarrer Steinert im Vorabendgottesdienst um 18 Uhr und dem anschließendem Empfang im Pfarrsaal offiziell verabschiedet.
Auswirkungen: In Gerbrunn wird es jede Woche einen Sonntagsgottesdienst geben. Jedoch, ebenso wie in St. Alfons, im wöchentlichen Wechsel einmal um 9 Uhr und einmal um 10.30 Uhr. Die Vorabendmesse am Samstag findet im zweiwöchentlichen Wechsel mal in Gerbrunn, mal in St. Alfons statt.