Der Tagesordnungspunkt „Neubau von drei Ferienwohnungen, Untere Ritterstraße 40, Estenfeld“ sah nur auf dem Papier harmlos aus. Allerdings lehnte der Gemeinderat Estenfeld in seiner jüngsten Sitzung dieses Bauvorhaben glatt mit 14:0 ab, denn die Ferienwohnungen sollten auf dem Gelände der Kartause Estenfeld, genauer gesagt im dortigen Engelsgarten, gebaut werden. Und das widersprach in allen Punkten einer Erhaltungssatzung für eben jenen Engelsgarten, die der Gemeinderat im vorhergehenden Tagesordnungspunkt mit 14:0 beschlossen hatte.
Diese Erhaltungssatzung hat nur ein Ziel, nämlich das Erhalten der Anlagen und die damit verbundenen Eigenarten des ehemaligen Wirtschaftshofes, der im Mittelalter wegen der räumlichen Nähe zu Würzburg ein bäuerliches Wirtschaftszentrum war. Die Diskussion im Gemeinderat hielt sich hinsichtlich der Bedeutung des Engelgartens auch sehr in Grenzen und fand quasi gar nicht erst statt. Bürgermeisterin Rosi Schraud trug kurz den Sachvortrag vor und befand direkt nach der Abstimmung, dass noch viel zu viele Fragen hätten geklärt werden müssen. „Da sind die Stellplätze im Außenbereich als Grünfläche ausgewiesen, da ist die Frage der Zufahrt nicht geklärt, und auch der Kanalanschluss fehlt auf dem Bauantrag völlig“, monierte Schraud. Da hatten die Räte bereits die Pläne studiert und das Bauvorhaben grundsätzlich abgelehnt.
Die Erhaltungssatzung selbst war schon einige Male Thema im Gemeinderat Estenfeld. Schon im Oktober vorigen Jahres ging es erstmals um eine mögliche Erhaltungssatzung, die vom Freundeskreis der Kartause beantragt worden war, und im Oktober dieses Jahres hätte sie erlassen werden sollen. Weil aber noch Gespräche zu führen waren, wurde dieser wichtige Punkt erneut vertagt und jetzt erneut behandelt. Die Satzung selbst hatten die Räte daheim in aller Ruhe studieren können, und somit hielt sich auch diese Debatte in Grenzen. „Es geht um eine städtebauliche Erhaltung“, hatte die Bürgermeisterin vorgetragen, „wir haben einen Geltungsbereich festgelegt, um dieses historische Areal zu schützen.“
Gegründet wurde die Kartause 1351/52, und mit der Zeit wurde daraus der Mittelpunkt der Kartäuser-Grundherrschaft. Nach der Säkularisation wurde sie versteigert und war im Besitz dreier Familien. Die Gemeinde kaufte 1999 den vorderen Teil, der hintere blieb im Privatbesitz. Der Verein Freundeskreis hat sich zum Ziel gesetzt, dass das Gebiet rings um die Kartause von jeder Bebauung frei bleiben soll.