„Der jährliche Ertrag beim Sonnenblumenanbau schwankt“, sagt Herbert Siedler, vom Fachzentrum Pflanzenbau im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg.
„Heuer ist er dank des Regens hoch anzusetzen. Wahrscheinlich rund 3,5 bis 4 Tonnen pro Hektar.“ Aber der Regen dieses Jahr hat nicht nur Vorteile beim Anbau der Sonnenblumen. „Durch die Feuchtigkeit kann es vermehrt zu Krankheitsbefall, wie Sclerotinia oder Botrytis kommen“, so Herbert Siedler. „Diese Pilze zerfressen die Sonnenblumen vom Boden her.“
Stellenweise, so Siedler, ist das auch schon passiert. „Wir sind trotzdem guter Dinge, dass es trocken weiter geht und in den nächsten Tagen gedroschen werden kann“, sagt Siedler. Rund 1000 Liter Sonnenblumenöl werden pro Hektar Land gewonnen. Während Raps auf rund 30 000 Hektar Land angebaut wird, wurden 2014 nur auf ganzen 1255 Hektar Land in Unterfranken Sonnenblumen gesät, rund 800 Hektar davon bestehend aus den High-Oleic-Sonnenblumen – Sorten mit hohem Ölsäuregehalt. Durch seine besonderen physikalisch-chemischen Eigenschaften ist dieses Öl vor allem für technische Anwendungen geeignet und erzielt deutlich höhere Erlöse als einfaches Speiseöl.
Schwieriger Markt
Der Landkreis Würzburg war in diesem Jahr mit 198 Hektar, der Landkreis Kitzingen mit 640 Hektar vertreten. 2013 sahen die Zahlen ähnlich aus, 2008 waren noch deutlich weniger Sonnenblumen angebaut worden. „Der Grund dafür ist, dass es zu dem Zeitpunkt schwierig war, das Öl unterzubringen, da sich der Absatzmarkt erst herausbilden musste“, so Herbert Siedler. „Man lagerte das noch nicht vermarktete Öl ein und hielt den Anbau gering bis man einen Absatzmarkt fand.“
Je nach Sonnenblumenart ändert sich die Verwendung des Sonnenblumenöls. So gibt es die Normalsorten, die beispielsweise für Speiseöl oder die Margarineproduktion verwendet werden. Dieser Markt wird allerdings von Südosteuropa – unter anderem Ungarn und der Ukraine – dominiert. „Bei uns ist das eher die Ausnahme wegen der niedrigen Preise“, erklärt Herbert Siedler.
Im Verwertungszentrum in Kitzingen steht vor allem die industrielle Verwendung im Vordergrund. Die dortige Erzeugergemeinschaft besteht aus 410 Mitgliedern, von denen 105 Sonnenblumen anbauen. „Wir bauen nur High-Oleic-Sorten an, die Sorte mit über 90 Prozent Ölsäure“, erklärt Herbert Pfriem. „Das ist eine Bedingung in der Erzeugergemeinschaft für die Landwirte.“ Die Landwirte stammen zum größten Teil aus den Landkreisen Kitzingen und Würzburg. Die meisten von ihnen bauen Sonnenblumen jährlich, jedoch nur in einer Fruchtfolge von fünf Jahren auf dem selben Grundstück an. „Man kann nicht jedes Jahr auf der selben Fläche Sonnenblumen anbauen“, sagt Herbert Pfriem.
Normaler Mähdrescher
Geerntet werden sie mit normalen Mähdreschern. Nur ein spezieller Vorsatz für das Schneidwerkzeug ist erforderlich, erklärt Pfriem, „die Blütenkörbe würden sonst aus dem Erntetisch herausfallen.“ Die geernteten Sonnenblumenkerne werden dann von einem Mitglied der Erzeugergemeinschaft in Rüdenhausen ausgepresst und weitervermarktet – an die Firmen Dako und Edeka.
Dako ist ein Ölverarbeiter, der High-Oleic-Öl aufnimmt und zu unterschiedlichen industriellen Produkten weiterverarbeitet. „Das Öl wird unter anderem als Getriebeöl genutzt“, erklärt Herbert Siedler. Weil es im Gegensatz zu herkömmlichem, mineralischem Schmieröl nicht wassergefährdend ist, wird es beispielsweise in Maschinen eingesetzt, die in offenen Gewässern arbeiten, oder dort, wo Öl bei einem Maschinenschaden ins Grundwasser eindringen könnte. „Beispielsweise arbeiten Windkraftwerke in der Ostsee mit Getriebeöl, das aus Sonnenblumen gewonnen wird“, sagt Siedler.
Edeka hingegen verkauft das Öl als hochwertiges Speiseöl, welches aufgrund seiner Hitzestabilität besonders zum Frittieren geeignet ist. „Es ist ein sehr kleiner Markt“, erklärt Herbert Pfriem. „wir produzieren nach Menge in Absprache mit den Firmen.“ Mittlerweile wisse man ungefähr, wie viele Flaschen Sonnenblumenöl Edeka jährlich verkauft. „Wir produzieren dann einfach immer etwas mehr.“