Der Grund für die Entscheidung des Gastronomen, die er am Dienstag nach Gesprächen mit seiner Frau Carmen getroffen hat, ist unter anderem die neue Feierhütte „Stadlwirt“ neben dem Riesenrad. „Es ist nicht die Konkurrenz, die wir scheuen“, sagte am Freitag ein sichtlich bewegter Müller-Reichart. „Wir sind zu spät über das neue Gastro-Angebot informiert worden, um noch Einfluss auf unsere Festzelt-Planungen für 2008 zu nehmen.“ Der Vertrag für 2008 sei im Herbst 2007 ohne diese wichtigen Informationen mit der Stadt abgeschlossen worden. Er spricht von tiefen Enttäuschungen im Verhältnis zum langjährigen Partner Stadt, die dann am Freitag um 8.45 Uhr in der offiziellen Kündigung des Bewirtschaftungsvertrages für Kiliani gipfelte.
„Ich bin enttäuscht, die Stadt hat uns einfach links liegen lassen“
Peter Müller-Reichart Kiliani-Festwirt
Er verlasse allerdings das Kilianifest „über die Friedensbrücke“ und werde auch weiter bei anderen Veranstaltungen ein Partner der Stadt sein, um Würzburg zu beleben. Damit meint Müller-Reichart Veranstaltungen wie den Residenzlauf, die Weinparade und das Weindorf, die er mitorganisiert. Der Festwirt sieht eine Entwicklung auf Kiliani, die er nicht mehr mittragen will. Er rechnet vor: „Mit dem Stadlwirt gibt es etwa 2000 Gastro-Plätze auf dem Fest zusätzlich zum großen Bierzelt mit seinen 5000 Sitzplätzen. Ein Drittel aller Schausteller verkaufen Essen und nicht schnelle Karussellfahrten.“ Die Stadt habe bei der Kiliani-Entwicklung gezeigt, dass sie alles wolle: „Festzelt, Außengastro, Feierhütte. Das geht für uns so nicht und so öffnen wir die Türe im Guten für andere.“
OB Georg Rosenthal bedauert den Rückzug der Festfamilie in einem Schreiben an die Medien. Aber dass die Stadt den Festwirt bei der Vergabe des Vertrages im Herbst bewusst getäuscht habe, weist er zurück. Am gleichen Standort habe es in den vergangenen Jahren schon andere Speisen-Angebote gegeben, sei es in einem Weinzelt oder im Kiliani-Treff. Bei der Erfahrung des Festwirtes hätte der wissen müssen, dass dort wieder ein Angebot gleicher Art gemacht werde.
Die Stadt setze nicht auf viele gastronomische Kleinbetriebe, sondern auch weiterhin auf einen Festwirt. Um jedoch mit dem Volksfest alle Zielgruppen abdecken zu können, sei im Vorfeld über eine Änderung des Konzeptes nachgedacht worden. Die Entscheidung für den Stadlwirt sei schließlich im April gefallen.
Die Würzburger Hofbräu bleibt Kiliani jedenfalls weiter verbunden, bekräftigte deren Geschäftsführer Hans Haug gegen dem OB. „Ich bedauere den Schritt des Festwirtes“, sagte Schausteller-Sprecher Heiner Distel in einer ersten Stellungnahme. Nach seiner Ansicht hätte Kiliani beide Angebote verkraftet. Für die Schausteller war es ein gutes Kiliani mit einem Besucherzuwachs von 20 Prozent.
Zu seinem Kiliani-Abschied hat sich Müller-Reichart etwas ganz Besonderes ausgedacht: Am Sonntag ab 11 Uhr kostet die Maß Festbier nicht 6,80 sondern 4,90 Euro. Davon gehen zwei Euro an die Sozialaktionen Patenkind der Main-Post und „Fröhlich sein-Gutes tun des Volksblattes.