Der neue Alleingesellschafter des Ochsenfurter Traditionsunternehmens ist Eigentümer der Adapt Elektronik GmbH. Der Mittelständler mit 130 Beschäftigten ist Spezialist für elektronische Verbindungstechnik und individuelle Kabelsysteme. Kunden sind unter anderem die Flugzeugindustrie und die Medizintechnik. Aber auch in Formel-1-Wagen werden Kabelbäume von Adapt verbaut.
Hohmann verspricht sich von der Zusammenarbeit beider Unternehmen große Synergien – sowohl in technischer Hinsicht, wie auch beim Vertrieb. Ausschlaggebend für die Übernahme seien allerdings die Mitarbeiter gewesen, wie Hohmann am Freitag in einer Pressekonferenz beteuerte.
Das Lob des Würzburg IG Metall-Bevollmächtigen Walther Mann galt Insolvenzverwalter Hannfried Grauer. Normalerweise enden Insolvenzverfahren mit der Zerschlagung oder dem Ausverkauf des Unternehmens. des. – „Was sich hier abgespielt hat, ist nicht normal“, so Mann. Weit über das vorgeschriebene Maß hinaus habe Grauer alles getan, um das Weiterleben von Kindermann zu ermöglichen.
An die Rettung geglaubt
Grauer wiederum gab den Dank an die Gewerkschaft, den Betriebsrat und vor allem die Mitarbeiter zurück. Die hätten vom ersten Tag an an die Rettung des Unternehmens geglaubt und sich für den wirtschaftlichen Erfolg eingesetzt. Voraussetzung für eine geglückte Sanierung sei auch gewesen, dass der frühere Geschäftsführer Achim Kindermann rechtzeitig Insolvenzantrag gestellt hat – bevor die Substanz des Unternehmens aufgezehrt war.
Grauer gibt zu, dass die Belegschaft die Hauptlast der Sanierung getragen hat. Die Hälfte der damals rund 200 Mitarbeiter verlor ihren Arbeitsplatz – viele gingen in Vorruhestand oder wurden von einer Beschäftigungsgesellschaft aufgefangen. Gemeinsam mit Gewerkschaft und Betriebsrat sei es gelungen, „eine dem Umsatz angemessene Mannschaft auf die Beine zu stellen“.
Im laufenden Geschäft schrieb das Unternehmen auch während der Insolvenz schwarze Zahlen und konnte es sich deshalb leisten, bei der Brautschau wählerisch zu sein. „Wir haben uns lange genug geziert, bis wir den richtigen Partner gefunden haben“, sagt Marketingleiter Norbert Dorn.
Die meisten Investoren, die sich angeboten haben, seien lediglich am klangvollen Namen interessiert gewesen und hätten die Traditionsfirma wahrscheinlich bei nächster Gelegenheit zerschlagen.
Paulinus Hohmann denkt anders. „Ich will die Firma Kindermann auch noch in zehn und 20 Jahren sehen“, sagt er. In naher Zukunft will er vorrangig in die Entwicklung und in den Vertrieb investieren, um mit den schnellen Veränderungen des Marktes Schritt halten zu können. Auch die Zahl der Ausbildungsstellen soll wachsen.
Für die Zeit der Konsolidierung hat Hohmann mit der Gewerkschaft einen befristeten Haustarifvertrag vereinbart. Er sieht eine Wochenarbeitszeit von 38 Stunden und einen teilweisen Verzicht auf Sonderleistungen vor. Mittelfristig strebt Hohmann ein Beteiligungskonzept für die Mitarbeiter an.
IG-Metall-Bevollmächtigter Walther Mann nennt Hohmann einen „glaubwürdigen Investor“, davon hätten sich die Gewerkschafter bei einem Besuch im Großheubacher Adapt-Werk überzeugt. Es ist Hohmann selbst, der das Lob mäßigt: „Ich werde an meinen Taten gemessen, nicht an den Vorschuss-Lorbeeren.“