Eigentlich ist Würzburg bezüglich der Kinderbetreuung in Krippen und Kindergärten im bayernweiten Vergleich gut aufgestellt. So liegt die Betreuungsquote bei Kindern zwischen ein und drei Jahren bei 56 Prozent (bayernweit 31 Prozent). Fakt ist aber auch: Die Geburtenzahlen steigen und gleichzeitig die Nachfrage von Eltern an Krippen- und Kindergartenplätzen.
Mehrere Bausteine bewegen
Derzeit warten 400 Kinder der Altersgruppe „U3“, also unter drei Jahren, in Würzburg auf einen Betreuungsplatz. Auch auf der Warteliste für Kindergärten stehen derzeit 264 Namen (wie berichtet entspricht das einer Betreuungsquote von 96 Prozent).
In der Stadtratssitzung am Donnerstag gaben die Räte ihr einstimmiges Ja zur örtlichen Bedarfsplanung und somit zum zügigen Ausbau der Kindertagesbetreuung in der Stadt. „Wir sehen, dass der Bedarf groß ist. Aber wir müssen mehrere Bausteine bewegen“, sagte die Fraktionsvorsitzende der CSU, Christine Bötsch auf Nachfrage dieser Redaktion.
Ein Baustein sei die Großtagespflege, bei der sich beispielsweise zwei Tagesmütter zusammenschließen und bis zu zehn Kinder unter drei Jahren betreuen können. Dabei seien die baulichen Anforderungen wesentlich geringer als beim Neubau einer Krippe.
Kitas in Modulbauweise
Ein weiterer Ansatz, um schnell zu agieren, sind Kindertagesstätten in Holz-Modulbauweise. Braucht es vom Beginn der Planung bis zur Eröffnung eines Kita-Neubaus im Durchschnitt zwei bis drei Jahre, bietet die förderfähige Modulbauweise ein relativ unkompliziertes Bauverfahren und bringt Planungssicherheit. Deren Ausbau will die Stadt Würzburg vorantreiben.
„Mit dieser Art von 'Containern' können wir relativ schnell und flexibel reagieren“, so Barbara Lehrieder von Bündnis 90/Die Grünen. Das sieht SPD-Fraktionsvorsitzender Alexander Kolbow ähnlich: „Zudem sind die Qualitätsstandards im Modulbau sehr gestiegen.“
Bolzplatz musste für Kita weichen
Das beste Beispiel ist Lengfeld. Dort entstand Ende 2017 innerhalb von vier Monaten an der Carl-Orff-Straße eine komplett neue Kindertagesstätte der Johanniter. Mit zwei Kleinkindgruppen (24 Plätze) und zwei Kindergartengruppen (50 Plätze). Allerdings musste der Bolzplatz für die Kita weichen. „Das zeigt für mich die Dramatik der Lage, in der wir uns befinden. Ein Spielplatz für Kinder muss weg, damit andere Kinder betreut werden können“, so Kolbow.
In 2018 sollen in den Stadtteilen Lengfeld, Frauenland, an der Lindleinsmühle und in Versbach neue Plätze geschaffen werden.
Flexiblere Zeiten
Lehrieder brachte außerdem das Thema von flexibleren Anmeldezeiten in Kitas auf den Tisch. „Wenn eine Frau beispielsweise im Mai ein Kind auf die Welt bringt und genau ein Jahr später im Mai wieder arbeiten möchte, gibt es in der Regel keine freien Plätze.“ Auch regte sie an, über ein Betreuungsangebot für Kinder in Notfällen nachzudenken, zum Beispiel wenn Vater und Mutter plötzlich ausfallen.
Im Kontext „Betreuung“ gab die CSU-Fraktionsvorsitzende den Impuls, die Ausbildung zum Erzieher zu überdenken. Fünf Jahre Lehrzeit sei eine lange Zeit, „wir sollten darüber nachdenken, den Beruf für junge Leute attraktiver zu machen“, so Bötsch.
Kompromisse eingehen
Betroffenen Eltern möchte Bötsch vermitteln, dass ihre Sorgen um den Betreuungsplatz ernst genommen werden, sie aber auch Kompromisse eingehen sollten. „Es gibt kein Versprechen, dass es der Kindergarten in laufbarer Nähe sein wird.“
Er verstehe den Ärger im Einzelfall, aber: „Wir sind dran. Und wenn es nötig ist, müssen eben Mittel freigeschaufelt werden“, vertrat Josef Hofmann die Meinung der Freien Wählergemeinschaft (FWG).