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WÜRZBURG: Kleine Klassen, tolle Lehrer

WÜRZBURG

Kleine Klassen, tolle Lehrer

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    Denis Wasitschek (links) genießt den Unterricht in einer Klasse mit zehn Schülern, wie hier bei der Gruppenarbeit.
    Denis Wasitschek (links) genießt den Unterricht in einer Klasse mit zehn Schülern, wie hier bei der Gruppenarbeit. Foto: Foto: Pat Christ

    „In meiner alten Klasse bin ich untergegangen“, sagt Denis Wasitschek. 30 Kinder wurden dort zusammen unterrichtet. Der heute 16-Jährige hatte große Schwierigkeiten mitzukommen. Das liegt daran, dass er Sprache nicht so gut verarbeiten kann – was damals niemand wusste. Das stellte sich erst heraus, als er in der vierten Klasse zur Dr.-Karl-Kroiß-Schule des Bezirks Unterfranken für Schüler mit Hörbehinderung oder mit Autismus kam.

    265 Schüler besuchen derzeit das Förderzentrum auf dem Würzburger Heuchelhof. „Weitere rund 300 Schüler werden von unserem mobilen sonderpädagogischen Dienst in ganz Unterfranken begleitet“, sagt Schulleiterin Bärbel Schmid. Manche Kinder schaffen es damit, ihre Schulzeit im Regelschulsystem zu absolvieren. Andere wechseln an das Zentrum, weil sie „draußen“ nicht klarkommen. Dazu gehört auch Anne Möller. In der vierten Kasse nahm sie zwei Wochen am Unterricht in der Dr.-Karl-Kroiß-Schule teil. Das gefiel ihr so gut, dass sie in der fünften Klasse wechselte.

    Der Bezirk als Träger der Schule war lange Zeit skeptisch, ob er weiter in den Ausbau seines Förderzentrums investieren sollte. Sprechen nicht sinkende Schülerzahlen sowie die Forderung nach Inklusion dagegen, fragten sich die Bezirksräte. Inzwischen ist laut Schmid klar, dass das Förderzentrum gebraucht wird. „Deswegen gibt es nun auch konkrete Pläne für neue Räume.“ Entstehen sollen die im Zuge der Verlagerung des Jakob-Riedinger-Hauses, einem Würzburger Wohnheim für schwerbehinderte Menschen. In einem Jahr soll auf dem Areal der Kroiß-Schule mit dem Neubau für das Wohnheim begonnen werden.

    Neue Räume werden dringend benötigt, „denn momentan ist unsere räumliche Situation sehr schwierig“, so Schmid. Viele Ideen für die Offene Ganztagsschule funktionieren nur, wenn es adäquate Räume gibt. So soll die Kooperation mit Vereinen in Würzburg ausgebaut werden. Selbst Musikvereine sollen für eine Zusammenarbeit gewonnen werden. Denn schwerhörige Kinder, so Schmid, können durchaus ein Instrument erlernen: „Einer unserer Schwerhörigen war ein guter Trompeter.“

    Überhaupt können Jugendliche mit Hörbehinderung mehr, als mancher ihnen zutraut. Das zeigen die Karrierewege der Kroiß-Schüler. Auch Zehntklässlerin Anne Möller ist zuversichtlich, dass sie nach ihrer Mittleren Reife beruflich Fuß fassen wird: „Ich habe eine Zusage, dass ich eine Ausbildung bei der Arbeitsagentur in Fulda beginnen kann.“

    Anne Möller und ihre Mitschüler lassen auf „ihre“ Schule nichts kommen. „Hier gehen die Lehrer viel mehr auf einen zu“, sagt Denis Wasitschek. Bärbel Schmid bestätigt, dass der Wechsel zum Förderzentrum für Kinder meist leichter ist als für die Eltern. Deren Ideal sei es, ihren Kindern ein „normales“ Aufwachsen zu ermöglichen: „Sie sollen in dieselbe Klasse gehen wie die Kinder aus der Nachbarschaft.“ Bis zur dritten Jahrgangsstufe sei dies oft problemlos möglich, doch Probleme ergeben sich dann beim Übertritt: „Der Druck kann so groß werden, dass die Persönlichkeit des Kindes in Gefahr gerät.“

    Hilfreich ist für Schmid und ihr Team, dass es seit diesem Schuljahr in unterfränkischen Schulämtern Inklusionsberatungsstellen gibt. „Fragen bei uns Eltern an, weil sie Interesse haben, verweisen wir sie an diese neuen Einrichtungen“, so Schmid. Um die 50 interessierte Familien kontaktieren die Schule jedes Jahr.

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