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Würzburg: Kleine klimatische Verschnaufspause

Würzburg

Kleine klimatische Verschnaufspause

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    Weiße Farbe für die Rot-Buche: Aufwändiger Sonnenschutz im Ringpark
    Weiße Farbe für die Rot-Buche: Aufwändiger Sonnenschutz im Ringpark Foto: Alexander Liebler

    Die schlechten Nachrichten rissen für den Stadtbaum zuletzt nicht ab: geringe Jahresniederschläge, heiße Tropen-Nächte ohne Abkühlung unter 20 Grad, Krankheiten wie das Eschentriebsterben oder der Befall mit dem Eichenprozessionsspinner. "2021 kann nun wieder als ein Jahr ohne neue Schreckensmeldungen verbucht werden", wie Gartenamtsleiter Dr. Helge Bert Grob im Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss berichtete.

    Nach Jahren, in denen mehr gesägt als gepflanzt wurde, ist die Gewinn/Verlust-Rechnung nun fast wieder ausgeglichen: Den 305 Fällungen von Bäumen stehen 291 Neupflanzungen auf Plätzen, entlang von Straßen oder in Parkanlagen gegenüber, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Die kleine klimatische Verschnaufpause für die Stadtbäume bedeutet aber nicht, dass das Gartenamt nicht auch weiterhin alle Hände voll zu tun hätte, um die einzelnen Stressfaktoren für das Grün kurz- und mittelfristig in den Griff zu bekommen.

    Klimabürgermeister Martin Heilig warnt: „2021 hatten wir nur fünf Hitzetage mit Temperaturen von über 30 Grad gegenüber 15 im Jahr 2020 oder 27 im Jahr zuvor. Wir können diese kurzfristige Entlastung aber natürlich leider noch nicht als grundsätzliche Trendwende verbuchen, sondern müssen weiter unsere Hausaufgaben für den Klimaschutz machen. Bäume spielen, mikroklimatisch wie auch global betrachtet, eine zentrale Rolle.“

    Wurzeln greifen ins Leere

    Bisher fielen im Jahr 2021 bis Mitte Oktober 592 mm Niederschlag, dies ist schon nah am langjährigen Mittelwert von 602 mm. In den vergangenen beiden Jahren waren es hingegen nicht einmal 500 mm Niederschlag. In einer der trockensten Regionen Deutschlands sorgen solche Ausschläge nach unten für einen Rückgang beim Grundwasser. Die Wurzeln zahlreicher Großbäume greifen dann ins Leere. Im Jahr 2020 waren alleine im Ringpark 109 Bäume betroffen. Manche Arten sind besonders bedroht: Berg-Ahorn, Spitz-Ahorn, Rot-Buche, Esche, Kiefer, Fichte, Lärche überleben inzwischen nur dann, wenn sie an einem sehr geeigneten Standort stehen. Hier setzt das Gartenamt an und hat entsprechende Kartierungen für Wald und Flur verfeinert.  In der Weißenburgstraße haben die neuen Baumstandorte beispielsweise viel mehr Wurzelraum als früher üblich.

    Die Baumgruben sind zudem an die sogenannte Stockholmer Bauweise angelehnt. Sprich: Starker Niederschlag fließt nicht über betonharten ausgetrockneten Rasen direkt in den nächsten Kanal, sondern über schräge Flächen Richtung Baum. Unter einer Wildblumenfläche, die den Stamm umgibt, sind Drainage-Schichten mit großen Wasserspeicherkapazitäten, heißt es in der Presssmitteilung.

    Zu Bioptopbäumen umwidmen

    Neueste Erkenntnisse zu Klimawandel und Baumkrankheiten kann man bei Neupflanzungen berücksichtigen, beim Bestand gilt aber natürlich weiterhin „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“. Hier steigt für die acht Mann starke Baumkolonne des Gartenamts der Pflegeaufwand. Dieser ließ sich in den letzten Jahren nur durch zusätzliche Fremdvergaben an Firmen bewältigen. 2021 beliefen sich diese Kosten auf 680 000 Euro – Tendenz steigend, insbesondere wenn das städtische Team nicht vollständig ist. Totholz muss in bisher nicht gekanntem Umfang entnommen werden, soweit man Stämme nicht im Sinne des Artenschutzes zu Biotopbäumen umwidmen kann, was beispielsweise im Sieboldswäldchen gut ins Gesamtkonzept passt.

    Dr. Grob zeigte anhand eines weiß gekalkten Baums im Ringpark, dass bei der Baumpflege sehr behutsam vorgegangen werden muss. Der Wasserbedarf ist der eine wichtige Faktor, Sonnenschutz ist für viele Arten aber genauso überlebenswichtig. Wenn ein Baum jahrzehntelang den Schatten eines Nachbarn genoss, kann das unverhoffte Sonnenbad nach einer Fällung zu viel sein. Hierbei stellen vor allem die alten Rot-Buchen das Gartenamt vor große Herausforderungen. Bei ungewohnt starker Sonnenbestrahlung kommt es oftmals zum Aufplatzen der Rinde und zum Absterben dieser Bäume. Dr. Grob: „Um diesen ‚Domino-Effekt‘ zu vermeiden, schützen wir die Stämme der betroffenen Alt-Bäume mit einem weißen Kalkanstrich." 

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