Ein klangerfüllter Kirchenraum: das wurde dem Publikum am Freitag und Samstag in der Augustinerkirche geboten. Stolze Eltern sowie Musikinteressierte ließen sich von der spätromantischen Musik mitreißen, die die Junge Philharmonie Würzburg unter der Leitung von Hermann Freibott mit dem Solisten Hans-Bernhard Ruß an den Konzertabenden präsentierten.
Werke von Anton Bruckner, Camille Saint-Saëns und César Franck standen auf dem Programm. Begonnen wurde mit dem Sinfonischen Präludium in c-Moll von Anton Bruckner, das in den Jahren zwischen 1871 und 1876 vom Orgelvirtuosen komponiert wurde. Mit diesem ersten Programmpunkt stellten die jungen Musiker ihr Können unter Beweis.
Ein Stück für Helden
Es folgte ein Solostück von César Franck: „Piece héroique – Heldenstück“ aus „Trois pieces pour grand orgue – drei Stücke für die große Orgel“. Das Heldenstück aus dem Jahr 1878 ist eines der bekanntesten Orgelkompositionen des belgischen Komponisten und Organisten. Gespielt wurde das Stück vom Kirchenmusiker der Augustinerkirche, Hans-Bernhard Ruß. Das Stück des Helden beginnt zurückhaltend und entwickelt sich allmählich in seiner klanglichen Vielfalt zu einem vollen Orgelklang.
Die Musik klingt improvisatorisch und formell zyklisch; eine ausgeprägte Bassstimme ließ für den ein oder anderen Zuhörer sicherlich etwas Heroisches, eine dem Helden zugeschriebene Musik erkennen.
Hans-Bernhard Ruß war schon in jungen Jahren, nämlich mit zwölf Jahren, Organist und Chorleiter und gewann mehrere erste Preise beim Wettbewerb „Jugend musiziert“. In Frankfurt am Main studierte Ruß Kirchenmusik. In der Augustinerkirche arbeitete Ruß in den letzten Jahren an einer Neukonzeptionierung der Kirchenmusik mit – die große Klais-Orgel der Augustinerkirche konnte daher neuintoniert und überarbeitet werden. Auch die Orgelkonzertreihe, bei der internationale Gäste integriert sind, wird von Ruß organisiert. Hans-Bernhard Ruß konzertiert nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Sein Schwerpunkt liegt sowohl auf Orgelimprovisationen, als auch auf Programm-Konzepten, die thematisch schlüssig sind.
Konzert nach einer Probenwoche
Hochkonzentriert meisterten die Jugendlichen auch das letzte Werk des Abends, die von Camille Saint-Saëns komponierte „Orgel-Sinfonie“ aus den Jahren 1885/1886. In dieser wurden Klänge des Orchesters mit denen eines Flügels und der Orgel vereint. „Hier habe ich alles gegeben, was ich geben konnte ... so etwas wie dieses Werk werde ich nie wieder schreiben,“ so soll sich der Komponist einmal zu dem Werk geäußert haben. Uraufgeführt wurde die Sinfonie unter der Leitung des Komponisten selbst in London im Jahr 1887, gewidmet wurde sie Franz Liszt, Freund des Komponisten.
Die Junge Philharmonie Würzburg wurde 2007 von Kulturreferent Muchtar Al Ghusain gegründet, um das musikalische Potenzial der Jugendlichen in Stadt und Landkreis zu fördern. Zweimal im Jahr, immer in den Herbst- und Osterferien, treffen sich Musikbegeisterte eine Woche lang zu Proben, sodass sie am Wochenende jeweils zum Abschluss gut vorbereitet sind, um gemeinsam ihr Können zu präsentieren.
67 Musiker probten auch in diesem Jahr intensiv mit dem Projektorchester. Die 14- bis 26-Jährigen werden bei den Proben vom Philharmonischen Orchester des Mainfrankentheaters unterstützt. Registerproben für die jungen Musiker leiten daher Instrumentalisten des „großen“ Orchesters.
Sichtlich zufrieden war wohl auch Hermann Freibott, der mit einem Lächeln die Jugendlichen dirigierte und sich schließlich mit dem selben Lächeln dem begeistert applaudierenden Publikum zuwandte.