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GEROLDSHAUSEN: Kleine Vögel gegen große Trauer

GEROLDSHAUSEN

Kleine Vögel gegen große Trauer

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    Erfolgreiche Nachwuchszüchterin: Brigitte Mikschofsky führt die Wellensittichzucht ihres verstorbenen Mannes weiter.
    Erfolgreiche Nachwuchszüchterin: Brigitte Mikschofsky führt die Wellensittichzucht ihres verstorbenen Mannes weiter. Foto: Fotos: Detlef Zwirner

    Die Kellerräume sind erfüllt vom Zwitschern, Zetern, Kreischen, Trällern und Keckern. Es wird kräftig geschnäbelt und gehüpft und gezankt, von Stängel zu Stängel balanciert. Den bunt-gefiederten Gesellen in den Käfigen und Volieren geht es gut. Versorgt werden sie von Brigitte Mikschofsky. Sie züchtet Wellensittiche.

    Um die 280 Vögel hat sie in ihrer Obhut, führt über jedes Tier akribisch Buch. Erfasst Geschlecht, Alter, Farbschlag, Beringungsnummer und vieles mehr. Die Daten werden in einem Computer-Programm zusammengefasst. Das erleichtere die Arbeit ungemein, sagt die Besitzerin. Ihr Hobby nimmt viel Zeit in Anspruch, den Sommer über um die zwei Stunden pro Tag, während der Brutzeiten von September bis in den April hinein bis zu fünf Stunden. Ein Muss sind Besuche von Ausstellungen oder der Erfahrungsaustausch mit Kollegen.

    Mit dem Wellsittich-Züchten begonnen hat sie nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes im vergangenen Jahr. „Ich konnte nicht anders. Die Arbeit mit den Vögeln hilft mir, den schmerzlichen Verlust meines Mannes zu verarbeiten.“

    Willi Mikschokfsy war ein in Unterfranken bekannter und erfolgreicher Tennislehrer. In seiner Freizeit züchtete er mit viel Hingabe zunächst Zierfisch-Raritäten für Aquaristik-Freunde, bereiste viele Länder. Großes Lob aus Expertenkreisen und internationale Anerkennung wurden ihm zuteil. Das Fernsehen berichtete über ihn, Fachjournalisten gaben sich die Klinke in die Hand. Wegen eines Unfalls stieg er 2001 von der Zierfisch- auf die Wellensittichzucht um. Auch hier er wurde zu einem Shootingstar und brachte es innerhalb von nur vier Jahren vom Anfänger zum Championzüchter. Zuchtfreunde aus ganz Europa besuchten ihn regelmäßig, um sich bei ihm umzuschauen und um Rat zu holen. Viele Pokale, aufgestellt im Wohnzimmer, künden von den großen Momenten und Siegerplatzierungen des Züchters Willi Mikschofsky.

    Ehefrau Brigitte setzt alles dran, eine würdige Nachfolgerin zu sein. Erste Erfolge haben sich schon eingestellt. Bei der Mainfrankenschau im Juli 2010 landete sie auf dem zweiten Gesamt-Platz – als Anfängerin. Ein Jungvogel aus ihrer Zucht errang Platz 1 unter 121 Sittichen. Die Bewertung der ausgestellten Vögel wird ausschließlich von erfahrenen Preisrichtern vorgenommen. Beurteilungskriterien sind unter anderem Gesamteindruck des Tieres, die Farbvariation, die Position der Gesichtsmaske, die Ausprägung der Kehltupfen, Glanz des Gefieders und, und, und. Alle Regularien sind fein säuberlich im Handbuch des DSV – der Deutschen Standard-Wellensittich-Züchter-Vereinigung festgehalten.

    Durch Verpaarung von geeigneten Hennen und Hähnen werden Siegertypen gezüchtet. Aber manchmal macht die Natur einen Strich durch die Rechnung: die Tiere mögen sich nicht, Eier bleiben unbefruchtet, Altvögel unterlassen das Brutgeschäft usw. Und trotzdem: Die Arbeit in der amtlich genehmigten und mit moderner Technik ausgestatteten Zuchtanlage macht Brigitte Mikschofsky Spaß. „Man muss sich hineinknien, viel beobachten, Erfahrung sammeln und das richtige Fingerspitzengefühl haben, Hygiene halten und für ein ausgewogenes Nahrungsangebot sorgen. Alles habe ich von meinen Mann gelernt.“ Die Vögel aus der Mikschofsky-Linie haben bei Wettbewerben jedenfalls auch weiter den Schnabel vorne. Wie bei einer DSV-Bundesschau Ende des Jahres. Dabei erreichte ein Tier aus ihrer Zucht den Titel „Bester Jungvogel“. Sie heimste für 29 ausgestellte Vögel 14 Gold-, sechs Silber- und drei Bronzemedaillen ein. Und sie selbst brillierte mit der „besten Gesamtleistung als Anfänger“. „Ich denke, mein Mann wäre stolz auf mich“, sagt Brigitte Mikschofsky.

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