Der "Schelmenkeller" in der Pleicherschulgasse ist eine urige Kellerkneipe, eine Institution in der Würzburger Gastronomie. Leicht zu finden ist der Keller in den engen verwinkelten Gassen nicht, doch die vielen Stammgäste finden auch blind dahin. Nun geht zum Jahresende in den rustikalen Steingewölben eine Ära zu Ende, denn Wirt Werner Jäger tritt in den längst verdienten Ruhestand.
"Der Werner", wie ihn alle nur nennen, ist einfach ein Original und wegen seiner trocken-humorigen Art sehr beliebt bei seinen Gästen. Eigentlich wollte er sich schon länger zurückziehen, doch hat der Duisburger etwas mehr Zeit gebraucht, um die passenden Nachfolger zu finden. Nun treten dort im neuen Jahr die jungen Wirte Matthias Schweizer und Stefan Metz mit dem Versprechen an, die Tradition in den alten Gewölben zu erhalten.
Vom Jurastudenten zum Kneipenwirt
Werner Jäger hatte in Münster Jura studiert. Durch alte Verbindungen bekam er das Angebot, in den "Till Eulenspiegel" in der Sanderstraße miteinzusteigen, der 1981 eröffnet wurde. Fünf Jahre war er dort angestellt, sieben Jahre betrieb er den "Eulenspiegel" als Pächter.
1992 wurde ihm schließlich angeboten, im ehemaligen Weinkeller des Weingutes Willi Knoll eine Gastwirtschaft zu betrieben. Zehn Jahre waren die aus dem Jahr 1600 stammenden Weinkeller nach dem Umzug von Knoll an den Stein leergestanden. Werner Jäger hat sich daran gemacht, die Pläne zum Umbau der denkmalgeschützten Gewölbe zu entwickeln, wo er 20 Jahre davor noch Federweißen geholt hatte. Im Januar 1993 hat er seinen "Schelmenkeller" eröffnet - mit großzügiger Unterstützung der Distelhäuser Brauerei, wie er sich dankbar erinnert. Den Namen hat er gewählt, um nach "Eulenspiegel" noch ein paar Narren-Helme draufzusetzen. 20 Jahre stand ihm beim Betrieb seine Frau Margot zur Seite, eine Würzburgerin, die er im Bürgerspital kennen gelernt und daraufhin drei Tage durchgefeiert hatte.
Zwei junge Wirte übernehmen den "Schelmenkeller"
Frisch gezapftes Bier von Werner, gute Schnäpse und eine kleine aber sehr geschätzte Küche haben den Schelmenkeller ausgezeichnet. Dafür gab es wenig Musik und kein Internet, denn der "Schelmenkeller" war eine Kommunikationskneipe, ein Treffpunkt für Jung bis Alt, ein gemütliches Wohnzimmer für Akademiker ebenso wie für Straßenfeger und ein Platz für Stammtische.
Diese schöne Tradition wollen die neuen Pächter weiterführen. Stefan Metz (Jahrgang 1991) ist Würzburger aus Eußenheim, hauptberuflich Verkaufsleiter beim Autohaus Grampp in Karlstadt. Der "Schelmenkeller" war für ihn Liebe auf den ersten Blick, und so wuchs in ihm schnell der Drang, diese Kneipe zu erhalten, in der sich einfach jeder mit jedem unterhält, sagt er. Sein Partner Matthias Schweizer, ebenfalls Würzburger und ehemaliger Gemündener (Jahrgang 1989), Kollege und Verkäufer bei Grampp, zieht da mit ihm an einem Strang und teilt mit Stefan diese Meinung zu 100 Prozent. Beide wollen das einmalige Flair erhalten, das für sie ein Stück Würzburger Kulturgut darstellt.
Mit "dem Werner" geht auch die Brauerei
Eine Änderung wird es allerdings eben, denn künftig werden im "Schelmenkeller" Biere der Würzburger Hofbräu ausgeschenkt - wegen der größeren Vielfalt, wie die beiden sagen. Und ein paar kleine Anpassungen in Richtung junges Publikum werde es geben wie etwa im Sommer einen Platz im Freien. Eröffnen wollen die jungen Wirte am 3. Januar - wenn alles klappt.