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WÜRZBURG: Kreuzfahrtschiffe in Würzburg gestrandet

WÜRZBURG

Kreuzfahrtschiffe in Würzburg gestrandet

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    Zwangspause: Die „MS Treasures“ am überschwemmten Liegeplatz vor der Festung Marienberg.s: DPA
    Zwangspause: Die „MS Treasures“ am überschwemmten Liegeplatz vor der Festung Marienberg.s: DPA Foto: Foto

    Das Hochwasser hat nicht nur den Würzburgern zugesetzt. Einige Flusskreuzfahrtschiffe, die in Würzburg eigentlich nur einen kurzen Halt einlegen wollten, liegen seit vielen Tagen am Mainufer. Wie lange sich die Weiterfahrt der Schiffe noch verzögert, ist ungewiss. Die Reisepläne der Passagiere der schwimmenden Hotels sind mehr als nur durcheinandergewirbelt worden.

    Derzeit sind es fünf der bayernweit über 140 Flusskreuzfahrtschiffe, die in Würzburg gestrandet sind und wegen des Hochwassers nicht weiterfahren können. Eines der betroffenen Schiffe ist die „River Rhapsody“, die seit 31. Mai bereits in Würzburg festsitzt. Die eigentlich geplante Reise von Wien nach Amsterdam sah für die knapp 150 amerikanischen Gäste nur einen Aufenthalt von rund zwölf Stunden in Würzburg vor.

    Nachdem eine Weiterfahrt aber nicht mehr möglich war, musste der Reiseveranstalter umdisponieren. Laut Schiffskapitän setzten die Passagiere den weiteren Weg bis in die niederländische Metropole mit Bussen fort. Die darauf folgende Tour musste abgesagt werden.

    Völlig unklar ist derzeit noch, wann es für Besatzung und Schiff weitergeht und in welche Richtung die Fahrt fortgesetzt werden kann. Die Zentrale des Flusskreuzfahrtschiffes sei in ständigem Kontakt mit den Behörden, so der Kapitän. Gemeinsam mit den Crew-Mitgliedern sorgt er in der Zwischenzeit dafür, dass das Schiff durch das Hochwasser nicht beschädigt wird und an der Anlegestelle gut gesichert ist. Und ansonsten? „Warten, warten, warten.“

    Auch die „MS Treasures“ hat einen Zwangsaufenthalt an der Löwenbrücke. Sie liegt bereits seit dem 28. Mai in Würzburg fest. Anders als die „River Rhapsody“ beherbergt das Schiff derzeit mehr als 110 amerikanische Gäste. Auch die Besatzung muss sich mit der Weiterfahrt gedulden. Fast 40 Crew-Mitglieder wuseln durch das Schiff, die Betreuung der vielen Passagiere läuft normal weiter.

    Der niederländische Kapitän Hendrik Liemberg sieht die Sache gelassen. Die Zwangspausen sei er zwar gewohnt, „aber normalerweise sind sie im Frühjahr und meist nur ein, zwei Tage lang.“ Anstatt per Schiff zu den Reiseziele zu schippern, setzt die Reederei jetzt Busse ein, die die Touristen nach den Ausflügen von Bamberg, Nürnberg, Heidelberg oder Frankfurt zurück aufs Schiff bringen.

    Die Unternehmen hätten zwei Möglichkeiten, die Schiffsreisen zu koordinieren, sagt Karl-Heinz Pfaff, der seit 1992 in Würzburg die Kreuzfahrtreisenden betreut und ihre Ausflüge in und um die Residenz-Stadt plant und organisiert. Zum einen könnten die Passagiere nach einigen Tagen mit Bussen auf andere Schiffe der Flotte gebracht werden, um von dort aus andere Ziele anfahren zu können. Ist dies nicht möglich, müssten die Reisen kurzerhand via Omnibus und im Hotel fortgesetzt werden.

    Für Pfaff, der in engem Kontakt mit den Veranstaltern steht, ist der logistische Aufwand enorm. Das Organisieren von Bussen, die ungeplanten Ausflüge für weitere Gruppen oder die Unterbringung in Hotels stellt eine gewaltige Herausforderung dar. Das Ziel des Würzburgers deckt sich mit denen der Reiseveranstalter: den Passagieren möglichst alle versprochenen Programmpunkte präsentieren zu können. Für die bereits laufenden Touren gebe es dementsprechend Notprogramme, erzählt Pfaff.

    Die Geschäftsführerin der Reederei der „MS Treasures“, Manuela van Zelst, bringt es auf den Punkt: „Wir müssen jetzt kreativ werden und den Gästen einen spannenden Mix aus Hotel, Schiff und Bus bieten.“ Die Gäste zeigten in weiten Teilen Verständnis. „Sie waren zunächst schon irritiert, als sie auf das Schiff kamen.“ Sie seien aber mit einem guten Angebot besänftigt worden.

    Kommende Schiffsreisen wurden von den Verantwortlichen bereits storniert, die vor allem aus den USA, Kanada oder Australien stammenden Gäste bereits vor dem Abflug nach Europa informiert. Ab wann die Routen und Schiffsreisen wieder wie geplant stattfinden werden, darüber kann auch Karl-Heinz Pfaff keine Angaben machen. So lange erhalten die Kreuzfahrtschiffe die Unterstützung von Seiten der Stadt.

    Zu den Aufgaben gehörten insbesondere die Sicherung der Schiffe, das Anlegen von geeigneten Stegen und regelmäßige Kontrollgänge, berichtet Stadtsprecher Georg Wagenbrenner. Bis der Schifffahrtsverkehr wieder freigegeben werde, würde es sicher noch einige Tage dauern. Ab einem Unterschreiten der Marke von 3,40 Meter dürften die Schiffe wieder fahren, so Wagenbrenner weiter.

    Für viele Flusskreuzfahrtschiffe genügt dies jedoch nicht. Aufgrund der Schiffshöhe von sechs Metern und mehr würden sie bei diesem Pegelstand leicht an Brücken hängen bleiben. Das wäre auch bei der „River Rhapsody“ der Fall. Auch die „MS Treasures“ kann nicht sofort weiterfahren. Wegen ihrer Höhe und Breite muss der Main erst noch weiter sinken, damit das Schiff die Alte Mainbrücke passieren kann, sagt Pfaff.

    Der durch das Hochwasser entstandene finanzielle Schaden für die Betreiber der Flusskreuzfahrten ist noch nicht bezifferbar. Sicher ist: Jeder Liegetag bedeutet einen hohen Verlust – egal ob Hotel- oder Güterschiff. Die Reedereien müssen erst die Situation in den anderen vom Hochwasser betroffenen Städten, die sie in Mittel– und Osteuropa anfahren wollten, abwarten. Erst dann können sie entscheiden, wann und wie die Touren weitergehen.

    Für die in Würzburg gestrandeten Passagiere, die von den Betreibern der Kreuzfahrtschiffe mit Entschädigungen und Gutscheinen rechnen dürfen, hätte es schlimmer kommen können, sagt Pfaff augenzwinkernd. In Zeiten des Weindorfes und des sonnigen Wetters sei die Stadt ein schönes Reiseziel – und lade die Gäste doch zu einem längeren Aufenthalt ein. „Wir hätten es mit dem Zwangsaufenthalt wirklich schlechter treffen können“, sagt auch Kapitän Liemberg, als er von seiner „MS Treasures“ auf die Festung blickt. „Da hatten wir wirklich Glück im Unglück.“ MIT MATERIAL VON DPA

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