Diesmal ist von der Leyens Nachfolgerin Kristina Schröder nach Würzburg gereist – und diesmal liegt auf den Gesichtern der sie empfangenden Honoratioren aus der Stadt und dem Landkreis Würzburg ein Hauch von Ratlosigkeit. „Das ist sie?“, fragen Bürgermeister Adolf Bauer und Landrat Eberhart Nuß, als Schröder, klein, blond, zierlich, mit fast einstündiger Verspätung in der Seniorenwohnanlage „Miravilla“ im Würzburger Frauenland eintrifft. Der langjährige ehemalige Sozialreferent der Stadt Würzburg, Peter Motsch, spricht aus, was alle sich fragen: „Wie alt ist sie noch gleich, die Bundesfamilienministerin? Oh, 32 Jahre erst. Das ist“, sagt er, „natürlich noch sehr jung.“ Kristina Schröder saß jahrelang zusammen mit dem Würzburger Bundestagsabgeordneten Paul Lehrieder im Familienausschuss des Bundestags. Auf seine Anregung ist sie für ein Stündchen nach Würzburg gekommen; zuvor war sie in Wiesbaden, später am Nachmittag wird sie zu einem Twittertreffen nach Nürnberg fahren.
Im Versammlungsraum der Seniorenwohnanlage sagt die junge Ministerin, dass sie unter ihren vielen Zuständigkeiten die für Senioren am spannendsten finde – angesichts deren statistisch gesehen längerer Lebenserwartung gehöre den Senioren ja schließlich die Zukunft. „Meine Eltern sind um die 70. Sie sind so fit und gesund wie meine Großeltern mit Ende 50.“ Dadurch, dass es vielen von ihnen so gut gehe, sei den Menschen zwischen 65 und 80 eine neue Lebensphase geschenkt worden. Schröder hebt lobend hervor, dass nirgendwo in Europa die Bereitschaft von Großeltern so ausgeprägt sei, die Enkel zu betreuen. Dass dies in Deutschland angesichts fehlender Betreuungsplätze auch dringend nötig ist, sagt die Ministerin nicht.
Kurz erzählt sie noch von einem „wunderbaren Projekt“ in Stuttgart, wo Altenheime im gleichen Gebäude angesiedelt werden wie Kitas. Dann aber drängt die Zeit: Schröder muss die acht Jahre alte „Miravilla“ mit ihren 48 Wohneinheiten besichtigen, die Alexander Schraml, der Vorstand des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg, als beispielhafte und mit mehreren Qualitätssiegeln bedachte Verwirklichung von „Servicewohnen“ beschreibt.
Die Ministerin aus Berlin besichtigt die wunderschön eingerichtete und aufgeräumte 56-Quadratmeter-Wohnung eines rüstigen Ehepaars in der Seniorenwohnanlage; über einen Glaskorridor geht es danach ins Heim, wo einige Frauen in Rollstühlen gerade Essen bekommen. Eine ältere Dame aus Randersacker sagt ein Mundartgedicht auf; die blonde Ministerin kniet in ihrem schwarzen Kleid neben ihr und lächelt.
Durch die längere Lebenserwartung der Menschen werde die Frage der Betreuung Demenzkranker immer wichtiger, sagt später der ehemalige Sozialreferent Motsch. Wichtig sei auch die Frage, wie man sich Pflege werde leisten können. „Naja“, sagt er mit Blick auf die davoneilende Ministerin, „sie muss sich ja auch einarbeiten.“