15 Jahre hat Helmut Kreß im Rothof gewohnt. Sein Herz hängt an dem kleinen Rottendorfer Ortsteil. Doch den bevorstehenden Ausbau der Zufahrt dorthin - der Rothofer Straße - sieht er skeptisch. Kreß fürchtet, dass die Erneuerung nicht nur viel Steuergeld kostet, sondern auch wenig Nutzen bringt.
„Man merkt, dass Rottendorf zu viel Geld hat“, sagt der 58-jährige Unternehmer. Paradebeispiel sei die Rothofer Straße. Ursprünglich habe der Gemeinderat die Ausbaukosten auf drei Millionen Euro und den Eigenanteil der Gemeinde auf etwa die Hälfte gedeckelt. Inzwischen sei man aber locker bei Gesamtkosten von 3,5 Millionen Euro.
Auch hält Kreß den Ausbau, wie er geplant ist, für zweifelhaft. Denn um an staatliche Zuschüsse zu kommen, müsse die Straße durchgehend fünf bis 5,5 Meter breit sein. Dann wären aber auch Fahrgeschwindigkeiten von 100 Kilometern pro Stunde möglich: „Bei jedem Event im Rothof – zum Beispiel auf dem ehemaligen Schulhof und im Gasthof Englert – gibt es von Rottendorf aus viel Ausflugsverkehr, vor allem Familien mit Kindern“, hat der Rothöfer beobachtet. Das Risiko, dass Unfälle passierten, sei groß.
Zumal entlang der Ausbaustrecke kein durchgehender Geh- und Radweg vorgesehen sei. Stattdessen würden „in die Felder Panzerstraßen hinein gebaut, damit ein Mal im Jahr Ernte-LKW drüberfahren können“. Mit dieser Aussage übt Kreß Kritik an der seiner Meinung nach teuren Umleitungsstrecke während der Bauphase nördlich der Rothofer Straße. Dort würden „mehrere 100 000 Euro“ verbuddelt.
Zwei Fliegen mit einer Klappe
Sinnvoller wäre doch der Ausbau des Weges südlich der Bahnstrecke Würzburg-Schweinfurt, wie ihn die SPD vorgeschlagen habe: „Damit könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“ Während der Bauphase könnten Baufahrzeuge und Individualverkehr darüber ausweichen. Und nach dem Ausbau könnten den Weg Radfahrer und Fußgänger nutzen. Man müsste nur eine Brücke ertüchtigen. Kreß ist auch dafür, einen Geh- und Radweg von Rottendorf entlang der Rothofer Straße aus mindestens bis zum Anwesen Magnes einzurichten.
Schließlich hält der Unternehmer die Voraussetzungen, unter denen Zuschüsse beantragt wurden, für falsch. Insbesondere das Verkehrsgutachten der Gemeinde kritisiert er: „750 Fahrbewegungen braucht man mindestens pro Tag, um einen Zuschuss beantragen zu können. Ich komme bei den 150 Anwohnern des Rothof nur auf 200 bis 250.“ Man dürfe den eigentlich illegalen Abkürzungsverkehr von Estenfeld, Effeldorf und Euerfeld nicht in die Zählung mit aufnehmen: „Es geht nicht, dass man mit falschen Angaben Zuschüsse gut macht“, argumentiert Kreß.
Ihm gehe es nicht um Personen, sondern um die Sache, sagt Kreß. Und darum, dass bei den Zuschüssen alles rechtens verlaufe, kein Geld verschwendet werde: „Bei drei Millionen Ausbaukosten wird es nicht bleiben“, fürchtet er.
Bürgermeister Rainer Fuchs sieht die Sache anders. Von Anfang an sei mit Kosten von 3,5 Millionen Euro kalkuliert worden. Der Gemeinderat habe sie auf drei Millionen Euro gedeckelt und gleichzeitig nach Einsparpotenzial gesucht. Das sei aber nicht realistisch gewesen.
Ausbau zur Radfahrstrecke
Der Ausbau des Weges südlich der Bahnstrecke zur Umleitung für Autos und LKW sei viel zu teuer: „Wenn man den ausbaut, steckt man weitaus mehr Geld hinein als in die nördliche Umleitung“, sagt Fuchs. Das Problem seien zwei Brücken, die in Höhe beziehungsweise Breite stark verändert werden müssten.
Laut dem Bürgermeister ist Anfang September ein Förderantrag an das Landratsamt gegangen. Der südliche Weg soll mit Zuschüssen als Radfahrstrecke ausgebaut werden.
Bei der von Kreß kritisierten Verkehrszählung seien alle Fahrbewegungen gezählt worden, nicht nur der Quellverkehr aus dem Rothof selber: „Für den Förderantrag ist die Anzahl des Verkehrs entscheidend, nicht, woher er kommt.“