Zu den besonders geschützten Waldfledermausarten zählen die Bechsteinfledermaus und die Mopsfledermaus. Sie haben im Gramschatzer Wald ein bedeutendes Rückzugsgebiet. Hier finden sie sehr gute Lebensraum- und Höhlenbaumstrukturen vor. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Deshalb hat das Landwirtschaftsamt die Beobachtung der beiden Fledermausarten verstärkt.
Im Frühjahr kommen die Waldfledermäuse in ihre Sommerquartiere zurück. Kältegeschützt hatten sie meist in alten Gemäuern überwintert. Bei ihrer Wiederkehr in den Gramschatzer Wald haben die Bechsteinfledermäuse und Mopsfeldermäuse ideale Zustände vorgefunden. In den letzten Wochen hat Frank Bohla vom „Regionalen Natura 2000 Kartieramt Unterfranken“ der Bayerischen Forstverwaltung jede Menge Fledermauskästen an Bäumen aufgehängt. Das Kartieramt hofft, dass die Fledermäuse diese Kästen als Wochenstuben benutzen, in denen die Weibchen ihren Nachwuchs groß ziehen.
„Geheimnisvoll ist das Leben der Bechstein- und der Mopsfledermaus immer noch. Es gibt viele weiße Flecken auf der Landkarte.“
Frank Bohla Fledermaus-Experte
155 Fledermauskästen hat Bohla aufgehängt und zwar jeweils in Gruppe von etwa 14 Kästen. Die Standorte sind alle mit GPS eingemessen. In Absprache mit den Revierförstern und Waldbesitzern hängen diese „künstlichen Sommerquartiere“ in den Gemeindewäldern des Marktes Rimpar, der Gemeinde Unterpleichfeld, der Stadt Arnstein und im Staatswald des Forstbetriebs Arnstein. Diese Gebiete sind mit dem Waldmeister-Buchenwald charakteristisch für den Gramschatzer Wald. Bei grundlegenden Kartierungen hat man hier gute Lebensbedingungen für beide Fledermausarten festgestellt.
Bechstein- und Mopsfledermaus hausen gern in sogenannten „Biotopbäumen“, die im Gramschatzer Wald in einer hohen Anzahl vorkommen. Dort gibt es natürliche oder künstliche Höhlen, wie sie die Bechsteinfledermäuse lieben oder Spaltenquartiere aus meist abstehenden Rinden, in die sich die Mopsfedermaus gern zurückzieht. Fachleute, Förster und Biologen wissen um stabile Kolonien beider Arten. Die neuen Höhlen- und Flachkästen sollen der Erhaltung und Verbesserung dieser Fledermausregionen dienen.
Die Kosten für die speziellen Fledermauskästen sowie deren Aufhängung übernimmt der Freistaat Bayern. Er ist für die Umsetzung der Maßnahme in Natura-2000-Gebieten zuständig. Das regionale Kartieramt in Würzburg wird die Kästen jedes Jahr kontrollieren (Monitoring) und Gebietsberichte erstellen, in denen Veränderungen dokumentiert werden.
Auf die Kartierergebnisse zur Verbreitung der Fledermäuse sind die Fachleute gespannt. „Ich verspreche mir davon eine wichtige Hilfe bei der Bewirtschaftung des Waldes“, sagt Förster Siegfried Unger von den Bayerischen Staatsforsten. Schließlich stelle der Artenschutz den Bewirtschafter eines Waldes stets vor besondere Herausforderungen. Ihm persönlich sind die geschützten Fledermäuse aufgrund der Artenvielfalt wichtig. „Deshalb unterstütze und begleite ich Frank Bohla gern bei seiner Arbeit“, versichert Unger.
Auch Bohla ist gespannt, ob die Nistkästen von den Fledermäusen angenommen werden. Er stellt sich auf einen langen Zeitraum ein, obwohl er die Standorte „neben super Biotopbäumen drum herum“ gut gewählt hat.
„Geheimnisvoll ist das Leben der Bechsteinfledermaus und der Mopsfledermaus immer noch“, sagt Bohla. Es gebe „noch viele weiße Flecken auf der Landkarte“, die für ein Monitoring zur Erforschung von Bestand und Leben der artengeschützten Waldfledermäuse sinnvoll seien.
Mit den neuen Kästen werden die weißen Flecken auf der Landkarte ein Stückchen kleiner.
Ansprechpartnerin und Koordinatorin in Sachen Waldnaturschutz im Landkreis Würzburg ist Försterin Ilka Bockenheimer. Die Kontaktaufnahme ist über die Abteilung „Forsten 2“ des AELF in Würzburg möglich: Tel. (09 31) 79 754 0.
Naturschutz und Fledermäuse
Monitoring bedeutet das ständige sorgfältige Untersuchen, Überwachen und Beobachten einer Situation oder Gegebenheit mit technischen Hilfsmittel oder anderen Beobachtungssystemen. Ziel ist es, anhand von Protokollen und Ergebnisvergleichen Schlussfolgerungen ziehen zu können. Monitoring dient somit der Gewinnung von Daten und Wissen, der Überprüfung von Hypothesen und dem besseren Verständnis der Naturerscheinungen.
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie – kurz FFH-Richtlinie – ist eine Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union. 1992 haben die Mitgliedstaaten beschlossen, die biologische Vielfalt wild lebender Arten in Europa zu schützen. Die FFH-Richtlinie trägt dazu bei, spezielle Lebensräume der Tiere und Pflanzen sichern. Der Gramschatzer Wald ist eines der europäischen FFH-Gebiete. Er ist über 4200 Hektar groß und zu 99 Prozent bewaldet, und zwar fast ausschließlich mit Laubwäldern.
Natura 2000 nennt sich das Schutzgebietsnetz in der Europäischen Union, das dem Erhalt wild lebender Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume dient. Das Netz besteht aus den Gebieten der FFH-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie. Das regionale Natura 2000 Kartierteam ist beim Würzburger Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) beheimatet. Bei der Fledermausforschung im Gramschatzer Wald ist auch die Uni Würzburg intensiv beteiligt.
Die Bechsteinfledermaus und die Mopsfledermaus zählen zu den besonders schützenswerten Arten im Schutzgebietsnetz Natura 2000 der EU. Beide gehören zur Gattung der Mausohren. Die Tiere sind daumengroß und haben eine Flügelspannweite um die 25 Zentimeter. Sie wiegen zwischen sieben und 14 Gramm und ernähren sich von kleinen Insekten sowie von Spinnen und Raupen. Zu ihren Jagdrevieren zählen vor allem die bodennahen, insektenreichen Waldschichten. Gejagt wird in den frühen Abendstunden. Die Sommerquartiere und Wochenstuben können bis zu 20 Weibchen mit ihren Jungtieren umfassen. TEXT: iko