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KÜRNACH: Kürnach bietet Flüchtlingen Konstanz

KÜRNACH

Kürnach bietet Flüchtlingen Konstanz

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    Erfahrene Ansprechpartnerinnen: Jeanette Iqban (links) kennt die Bewohner der Kürnacher Tennishalle schon aus deren Zeit in Höchberg und Margetshöchheim. Antje Schrader-Dorner koordiniert die Hilfe der Ehrenamtlichen und kümmert sich um die Vernetzung ins Dorf.
    Erfahrene Ansprechpartnerinnen: Jeanette Iqban (links) kennt die Bewohner der Kürnacher Tennishalle schon aus deren Zeit in Höchberg und Margetshöchheim. Antje Schrader-Dorner koordiniert die Hilfe der Ehrenamtlichen und kümmert sich um die Vernetzung ins Dorf. Foto: Foto: TRAUDL BAUMEISTER

    Angekommen! Jetzt sind auch in Kürnach die ersten Flüchtlinge da. In der vergangenen Woche haben sie in der ehemaligen Tennishalle ihr Domizil bezogen. Die Halle, die 1977 vom Bauunternehmer Walter Ebert erbaut und 2010 von Friederike und Peter Ebert wiedereröffnet worden war, soll ihnen längere Zeit als Notunterkunft dienen. Immer unter dem Vorbehalt, dass für einzelne Asylsuchende anderswo eine geeignete Wohnung gefunden werden kann.

    So hat es jedenfalls Bürgermeister Thomas Eberth (CSU) in Absprache mit den Eigentümern der Halle sowie den Verantwortlichen in Gemeinde und Landkreis beschlossen. Ob und wann in der Halle jemals wieder Tennis gespielt wird, so der Bürgermeister, sei derzeit völlig offen. Möglicherweise ende mit dem Bezug der Halle Anfang Dezember eine fast 40-jährige Ära in Kürnach.

    „Wir sind sehr positiv überrascht, wie unkompliziert alles ist.“

    Friederike Ebert, Eigentümerin der Halle und Anwohnerin

    „Die Flüchtlinge brauchen eine Unterkunft. Als die Gemeinde anfragte, haben wir uns entschlossen ja zu sagen, weil wir helfen wollten“, sagt Hallen-Eigentümerin Friederike Ebert.

    Sie wolle nicht verhehlen, dass sie als Mutter von drei Töchtern, die direkt neben der Halle wohne, anfangs auch Bedenken gehabt habe. Aber die seien schon nach den ersten Tagen durch die ersten Begegnungen und den direkten Kontakt völlig weggewischt: „Wir sind sehr positiv überrascht, wie unkompliziert alles ist.“

    Mit dem Bereitstellen der Notunterkunft auf Dauer wollen die Beteiligten zumindest für einen Teil der Flüchtlinge die Wanderschaft beenden, die sie im Landkreis hinter sich haben. Bezogen haben das neue Domizil jetzt erst einmal rund 30 Asylsuchende, die bislang in Höchberg untergebracht gewesen waren. Wenn die notwendigen zusätzlichen Sanitärcontainer in Kürnach angekommen sind, werden noch 17 Flüchtlinge aus Roßbrunn hinzustoßen. Außerdem können 50 weitere Flüchtlinge, die neu im Landkreis ankommen, dort Obdach finden.

    Ob das wirklich so kommt? Das kann, so Bürgermeister Eberth, „derzeit keiner mit Gewissheit sagen“. Die aktuelle Lage und neue Entwicklungen könnten – das sind die Erfahrungen dieses Herbstes – jederzeit alle Planungen überholen.

    Hinter dem bisher praktizierten sechswöchigen Wechsel von einer Landkreisgemeinde zur nächsten war die Idee gestanden, die Bevölkerung vor Ort möglichst wenig zu belasten. Schließlich mussten die Bürger für die Zeit der Flüchtlingsunterbringung auf ihre Hallen verzichten. Für die Bewohner allerdings, aber auch für die Helfer, habe sich das Konzept nicht bewährt, so Eberth.

    Auch das Ziel schnellstmöglicher Integration sei dadurch eher erschwert worden, sagt der Rathauschef. In der großen Runde mit Landrat und allen Bürgermeistern habe man überlegt, wie man das ändern könne. „Da wir mangels Leerstand im Ort keinerlei Möglichkeiten haben, eine dezentrale Unterkunft bei uns einzurichten, haben wir uns daher dazu entschlossen, mit der Dauer-Notaufnahme-Einrichtung unseren Teil beizutragen“, sagt Ebert über die Rolle Kürnachs.

    Die unterschiedlichen Aufgaben in der Notaufnahme teilen sich vier Frauen untereinander auf. Kerstin Gressel ist die Verantwortliche von Seiten des Trägers, des Landratsamts. Jeanette Iqbal ist in der Halle die Ansprechpartnerin für die Flüchtlinge, sie kennt die zehn Familien bereits aus der Zeit in Höchberg und Margetshöchheim. „Dass wir jetzt dauerhaft hier bleiben können, erleichtert vieles“, ist Iqbal froh über die Unterbringung.

    Dass die ehrenamtliche Hilfe durch die Konstanz eine ganz andere Qualität bekommt, das erhofft sich Antje Schrader-Dorner. Sie koordiniert das Engagement und die Vernetzung in die Dorfgemeinschaft. Ans Netzwerken wie an die Arbeit mit Ehrenamtlichen ist sie gewöhnt, betreut Schrader-Dorner doch seit Jahren den Familienstützpunkt in Kürnach im Auftrag des Landkreises zehn Stunden pro Woche. Die acht Stunden, die ihr Kürnach bisher zusätzlich zu den Aufgaben im Modellprojekt finanziert hat, wird sie in den nächsten Wochen wohl in erster Linie mit ihrer neuen Aufgabe rund um die Flüchtlinge zubringen.

    Als diplomierte Theaterpädagogin als Quereinsteigerin über die Suchtprävention aus dem Kreisjugendamt nach Kürnach gekommen, fällt es ihr leicht, sich in Neues einzuarbeiten. Zudem kennt sie aus ihrer Arbeit nicht nur die Mitarbeiter des Landkreises, sondern hat gute Kontakt zu Vereinen, Organisationen wie Ehrenamtlichen vor Ort. In der Zusatzausbildung als Familienbegleiterin hat sie zudem gelernt, Engagement aufzufangen und wo nötig in die richtigen Bahnen zu lenken.

    Manch einer, sagt sie, müsse noch lernen, dass hektische Betriebsamkeit nichts bringt. Sie rät dazu, „die Dinge langsam, überlegt und mit etwas Distanz angehen“. Das führe oft besser zum Ziel. Manche Unterstützung hemme mehr als dass sie hilft. Zuvorderst stehe im Umgang mit den Betroffenen die Hilfe zur Selbsthilfe. Schließlich habe man es mit mündigen Menschen zu tun. Willkürlich verteilte Geschenke und Angebote führten schnell zu Neid und Missgunst. Insofern müsse man auch Spendenangebote immer wieder kritisch hinterfragen.

    Den Kontakt der Gemeinde zur Tennishalle hält künftig die stellvertretende Bürgermeisterin Sieglinde Bayerl (CSU). In der Halle knüpfen Kürnacher derweil erste Kontakte zu den Neubürgern. Aus dem katholischen Kindergarten St. Elisabeth ist Leiterin Heike Frankenberger mit einer ganzen Gruppe gekommen, um mit Kindern aus der Halle einen Tannenbaum zu schmücken. „Die Sachen für den Baum haben die Vorschulkinder im vergangenen Jahr gebastelt. Wir haben sie aufgehoben und heute mitgebracht“, erzählen stolz die Kindergartenkinder.

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