Erst im Alter von 80 Jahren entdeckte der Steinmetz Alfred Popp den Werkstoff Holz. Seine beginnende Demenz habe in keiner Weise sein kreatives Wachstum eingeschränkt, sagt sein Sohn Klaus Popp. „Es stellt sich heraus, dass der Umgang mit Holz schon immer sein Traum gewesen war.“ Er habe ein Gefühl für Zugehörigkeiten und Proportionen entwickelt, „das uns alle nur erstaunte“.
Alfred Popps Holzkunstwerke sind Teil der Ausstellung „Kunst und Demenz – Verborgene Schätze“ im Museum im Kulturspeicher in Würzburg. Die Eröffnung ist am Welt-Alzheimertag an diesem Mittwoch um 18 Uhr (siehe oben stehende Infobox). Die Ausstellung soll einen anderen Blick auf die Demenzerkrankungen ermöglichen und Berührungsängste abbauen, so der ehrenamtliche Arbeitskreis Kunst und Demenz des Vereins HALMA (Hilfe für alte Menschen im Alltag).
Während Alfred Popp seine neue Passion in häuslicher Umgebung ganz alleine für sich entdeckte, können andere Menschen mit Demenz zum Beispiel im Würzburger Seniorenheim St. Thekla in Kunstwelten eintauchen. Das Projekt „Kunst erleben im Seniorenheim“ wurde dort 2013 ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt steht die Erfahrung mit der eigenen Fantasie und dem eigenen Können sowie der gemeinsame Austausch über Bildinhalte, informiert Sophia Kippes, Museumspädagogin im Museum im Kulturspeicher, im Ausstellungsflyer. Dieser helfe Erinnerungen und Erfahrungen zuzulassen, die sonst vielleicht im Verborgenen bleiben würden.
Durch die Demenzerkrankung verlieren Betroffene nach und nach die kognitiven Fähigkeiten und die Sprache – nicht aber die Emotionen. „Das Malen bietet dem Erkrankten die Möglichkeit, seinen Gefühle in Form und Farbe Ausdruck zu verleihen“, erläutert Kunsttherapeutin Natalia Ehlerding. Dazu zählten Angst, Hilflosigkeit, Wut, Depressivität. Das Bild „wird zum Spiegel der Seele“.