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Kunst ohne Augen verbindet

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Kunst ohne Augen verbindet

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    "Wie wichtig die Augen sind, merken wir meist erst, wenn wir die Tageszeitung nicht mehr richtig lesen können", so die Geschäftsführerin der Low-Vision-Stiftung Sabine Kampmann. Unter dem Motto "sehen, beraten, helfen" stand die erste Veranstaltung der "Sehbühne" für sehende und sehbehinderte Menschen. Hilfsmittelanbieter und Selbsthilfegruppen standen mit Informationen bereit. Blindenführungen durch den Kulturspeicher und zahlreiche Fachvorträge rundeten das Angebot ab. Mit Hilfe von Simulationsbrillen konnten Sehende die Schwierigkeiten im Alltag Sehbehinderter nachempfinden.

    Da auch Künstler ihre Umwelt sehr bewusst wahrnehmen, war der Kulturspeicher genau der richtige Platz für die Veranstaltung. "Ich freue mich auf die sinnlichen Erfahrungen, die wir hier heute machen können. Wir wollen das Leben wieder lebenswert machen, nicht die Krankheit in den Vordergrund stellen", erklärte Kampmann. Der Bildhauer Georg Rummel stellte dazu seine "Emotions-Skulpturen" aus Holz und Stein aus, die erst durch Anfassen ihre wahre Schönheit entfalten.

    "Das Auge ist ein kleines Organ, aber 70 Prozent aller Informationen an das Gehirn gehen über das Auge", erläuterte der Chefarzt der Universitäts-Augenklinik, Professor Franz Grehn. 14 Prozent aller Erkrankungen weltweit seien Augenerkrankungen. Dr. Hans Neugebauer, Direktor der Blindeninstitutsstiftung, hob Würzburg als "europaweit, vermutlich sogar weltweit größtes Zentrum für Augenkrankheiten, Beratung, Betreuung und Bildung für sehbehinderte Menschen" hervor.

    Da die Zahl sehbehinderter Menschen ständig ansteigt, wurde vor drei Jahren die Low-Vision Stiftung gegründet. Sie möchte als neutrale Instanz die Zusammenarbeit der Betroffenen, Wissenschaftler und Praktiker fördern. Die (sehende) Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren ist weiteres Ziel, "da es schließlich jeden treffen kann oder jeder jemanden kennt, der Augenprobleme hat", so Kampmann. Wichtig sei es, Hemmschwellen bei der Bevölkerung abzubauen. Dass die sehr groß sind, merkte sie vorab an den Informationsständen in der Innenstadt. Abwehrendes "Warum sprechen Sie mich denn an" wertete sie als Angst der Menschen vor einer Sehbehinderung.

    Blinde und Sehende zusammen zu bringen ist auch das große Anliegen von Margot Ende, die sich mit Künstlernamen Lili nennt. In vielen Briefwechseln mit Sehbehinderten hat sie deren großes Leid erfahren. "Blinde werden in unserer Gesellschaft als Krüppel angesehen, da musste ich was machen", erklärt sie. "Mein anderes Anliegen ist, Blinden die Malerei zugänglich zu machen". Mit ihren Tastbildern spricht sie nicht nur Blinde an, denn die meist schwarz-weißen Bilder sind auch optische Kunstwerke. Blinde und Sehende können sich beim gemeinsamen Betrachten und Abtasten gegenseitig ganz andere Aspekte der Kunst erklären. Für die Sehenden liegen aber auch Simulationsbrillen und eine Hörkassette bereit.

    Ihre Zeichnungen malt Margot Ende auf normales Papier. Diese werden in der Blindendruckerei in Zürich auf spezielles Mikrokapselpapier kopiert. Durch anschließende Erwärmung heben sich die bemalten Flächen in die Höhe - die Reliefbilder entstehen. Ihre Ausstellung ist wie ein Parcours aufgebaut. Beginnend mit einer Spirale wird der Besucher an immer schwierigere Formen herangeführt bis hin zum Frauen-Akt. Ihre nächste große Ausstellung hat die Künstlerin in Düsseldorf.

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