Das Landesamt für Finanzen ist mit 2600 Mitarbeitern die größte Behörde in der Stadt. Dennoch ist sie den meisten ebenso wenig bekannt ist wie ihre zahlreichen Aufgaben. Dass die „große Unbekannte“ nicht sonderlich in Erscheinung tritt, ist in den Augen ihres Chefs gar nicht verkehrt, denn „wenn wir nicht bemerkt werden, haben wir unsere Arbeit richtig gemacht“, sagt er.
Morgen geht es freilich nicht ganz ohne öffentliches Aufsehen, denn dann feiert das Landesamt den Umzug seiner Zentralabteilung in das Rosenbachpalais neben der Residenz. Nach dem Auszug der Landesanstalt für Weinbau und dem Umzug des Staatlichen Hofkellers ins Erdgeschoss ist dort die erste Etage für 31 Führungskräfte frei geworden. Das schafft Entlastung für die beengten Verhältnisse im Dienstgebäude an der Weißenburgstraße.
Das Landesamt ist ein Kind der Bayerischen Verwaltungsreform. Im Jahr 2005 wurden die sechs Bezirksfinanzdirektionen im Freistaat zusammengefasst, die Zentralabteilung kam nach Würzburg, der nun sieben Dienststellen in Bayern nachgeordnet sind. Das Landesamt ist damit die einzige Behörde in der Stadt mit gesamtbayerischen Aufgaben.
Das Eintreiben von übergegangenem Unterhalt ist da eher eine Randerscheinung. Als größter Abrechner im Freistaat ist das Landesamt für die Auszahlungen der Bezüge von mehr als 450 000 Beamten und Arbeitnehmern in Bayern zuständig – zuzüglich einiger Waldarbeiter der Saalforstämter im Salzburger Land, wo der Freistaat größter Waldbesitzer ist.
Über das Landesamt für Finanzen laufen nahezu alle Kassengeschäfte des Freistaats. So sprudeln beispielsweise mehr als 16 Milliarden Euro Mehrwertsteuer über diese Behörde in die Staatskasse. Auch die Finanzämter leiten ihre Einnahmen über das Landesamt in den Staatshaushalt. Bei zehn Millionen Buchungen jährlich bewegt die Behörde jährlich 135 Milliarden Euro für sämtliche staatlichen Einrichtungen.
Rechtsangelegenheiten
Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt sind die Rechtsangelegenheiten. Das Landesamt vertritt den Freistaat über Bayerns Grenzen hinaus vor den Zivil-, Arbeits-, Verwaltungs-, Finanz- und Sozialgerichten. Auch das Landesentschädigungsamt ist hier angesiedelt. So erhalten als Verfolgten des 3. Reiches 11500 Rentner in Israel über Würzburg ihre monatlichen Zahlungen.
Die Würzburger Behörde ist zudem einer der größten EDV-Dienstleister im Freistaat. Bis vor kurzem war sie weltweit der größte SAP-Anwender, bevor sie von der US-Post überholt wurde. Alleine 280 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Sie haben unter anderem ein Kassenprogramm entwickelt, das sie zur Vereinheitlichung Kosteneffizienz auch anderen Behörden zur Verfügung stellen. Bis zum Jahr 2011 soll das mit dem Landesamt entwickelte Programm Viva-Pro in allen staatlichen Dienststellen eingeführt sein, um 450 000 Personalfällen von der Einstellung über Beförderung, Teilzeitarbeit oder Mutterschutz einheitlich zu verwalten. Dass heute beispielsweise 600 000 Reisekosten-Abrechnungen an 60 verschiedenen Stellen verwaltet werden, gehört dann der Vergangenheit an.
Jüngstes Kind der Entwickler ist ein Computer basiertes Zeiterfassungssystem, das Bayern weit für alle Behörden zum Einsatz kommen soll. Ein Chip auf dem Dienstausweis erlaubt dann die zentrale Erfassung der Arbeitszeit, regelt aber genauso gut die Zugangsberechtigung zu Behördenparkplätzen. Die EDV Abteilung des Landesamts baut die Möglichkeiten, Dienstleistungen in elektronischer Form zur Verfügung zu stellen, immer weiter aus. So wird das alte Lied „von der Wiege bis zur Bahre - Formulare, Formulare“ von Würzburg aus abgestellt.
Weiteres zum Landesamt für Finanzen im Internet: www.lff.bayern.de