Der Künstler Heinrich Gerhard Bücker konzentriert sich in seinen für die Würzburger Michaelskirche in Alabasterstucktechnik ausgeführten Kreuzwegstationen auf die Wiedergabe seelischer Befindlichkeiten. Das fünfte Stationsbild zeigt nur Simon, der widerwillig das schwere Kreuz trägt. Eindringlich schildert Bücker die inneren Widersprüche, mit denen der Zwangsverpflichtete zu kämpfen hat. Widerstrebend tut er, was er tun muss. Simon schultert das Kreuz nicht tatkräftig, sondern schleppt es vor sich her. Fragend schaut Simon zum Himmel. Durch den Gesichtsausdruck und die angespannte Körperhaltung der Figur veranschaulicht der Künstler das Unverständnis und das Entsetzen des unfreiwillig in das Schicksal der Verurteilten involvierten Mannes. Mit zeitgenössischen Stilmitteln zeichnet Heinrich Gerhard Bücker die Leidensgeschichte Christi nach.
Der Kreuzweg hat seinen Ursprung in Jerusalem, wo Heilig-Land-Pilger den Leidensweg Christi abschritten. Pilger brachten diese Andachtsform in ihre Heimatländer. Dort legten sie Nachbildungen der Heiligen Städte an. Eine der ältesten Formen des Kreuzweges stellt der Gang zu den Sieben Fußfällen dar. Während des Bittganges wurde den Stationen des Leidensweges Christi in Jerusalem betend gedacht, wobei die Gläubigen vor jedem Bild andächtig niederfielen. Bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts waren nur sieben Stationen bekannt.
An der alten Höchberger Straße begegnet man den Sieben Fällen. Drei davon stehen auf Würzburger und vier auf Höchberger Markung. Der alte Sieben-Stationen-Kreuzweg, der zwischen 1626 und 1627 gefertigt wurde, beginnt am Würzburger Hofbräuhaus, zieht sich die Straße entlang und führt schließlich zu seinem Endpunkt auf der Anhöhe. Die Kreuzkapelle der katholischen Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Geburt bildet den Abschluss der Sieben Fälle. Der alte Kreuzweg entstand in der Hochzeit der Hexenverfolgung.
Ursprung in Jerusalem
Unter der achtjährigen Regentschaft des Fürstbischofs Philipp Adolf von Ehrenberg, der als unerbittlicher Hexenverfolger in die Geschichte einging, loderten am Höchberger Hexenbruch die Scheiterhaufen. 219 angebliche Hexen und Hexer ließ der abergläubige Bischof verbrennen. Um dieser Gefahr zu entgehen, soll nach der Überlieferung die Bruderschaft des fürstbischöflichen würzburgischen Hofgesindes die Errichtung der Sieben Fälle veranlasst haben. Mehrere Bildhauer setzten Stichvorlagen der Passionsfolge des Münchners Christoph Schwartz in Sandstein um.
Die Stationsbilder befanden sich zuletzt in einem sehr schlechten Zustand, mussten teilweise sogar gänzlich erneuert werden. Dennoch vermittelt die vierte Station „Pilatus bricht den Stab über Christus“ einen Eindruck vom Pathos und der Dramatik der barocken Darstellungen.
Im Bistum Würzburg waren laut Jürgen Emmert vom Kunstreferat der Diözese bis in das 18. Jahrhundert hinein die „Sieben Fälle Christi“ verbreitet. Im Bistum wurde erst im Jahr 1710 der erste Kreuzweg mit 14 Stationen am Kreuzberg errichtet.
Auch Balthasar Neumann stellte im Jahre 1748 bei der Planung der Würzburger Wallfahrtskirche Käppele eine schlichte gerade Treppe mit sieben Stationen als Plan vor. Zur Ausführung kam jedoch in den Jahren 1761 bis 1789 der Entwurf von Dominikus Ickelsheimer, der den Stationsweg reicher und weiträumiger gestaltete. Die Figuren für den nun 14 Stationen umfassenden Kreuzweg zur Wallfahrtskirche auf dem Nikolausberg fertigte Johann Peter Wagner. Mit wenigen, sehr ausdrucksstarken Figuren, stellt Wagner den Leidensweg Christi vor.