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WÜRZBURG: Lernen direkt am Patienten

WÜRZBURG

Lernen direkt am Patienten

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    Lernen durch Zuschauen: Stefanie Michel (links) trainiert mit einer Patientin im Sprachtherapieraum der Berufsfachschule für Logopädie das flüssige Sprechen. Hinter der Glasscheibe sitzen ihre Mitschülerinnen und beobachten die Therapiesituation.
    Lernen durch Zuschauen: Stefanie Michel (links) trainiert mit einer Patientin im Sprachtherapieraum der Berufsfachschule für Logopädie das flüssige Sprechen. Hinter der Glasscheibe sitzen ihre Mitschülerinnen und beobachten die Therapiesituation. Foto: Foto: Pat Christ

    Irgendwie durchkommen. So dass niemand merkt, dass etwas nicht stimmt. Dass man nicht flüssig sprechen kann. Sondern stottert. „Stotterer haben oft demütigende Erfahrungen hinter sich“, sagt Markus Heinzl-Mania, Leiter der vor zehn Jahren gegründeten Berufsfachschule für Logopädie in Würzburg. 52 Studierende aus der Region, darunter 51 Frauen und ein Mann, lernen in seiner Einrichtung derzeit, Stotterer, aber auch andere Menschen mit Sprech-, Sprach-, Stimm- und Schluckproblemen zu therapieren.

    Ereignisreiche Jahre liegen hinter dem diplomierten Logopäden, der vor zehn Jahren aus Barcelona nach Würzburg kam, um die bis heute deutschlandweit einzige Berufsfachschule für Logopädie der Caritas aufzubauen. In den ersten Jahren waren es häufig gelernte Grundschullehrerinnen, Pflegerinnen und Erzieherinnen, die sich entschlossen, auch noch den Beruf der Logopädin zu erlernen.

    Das hat sich deutlich geändert, so Heinzl-Mania: „Unsere Schülerinnen und Schüler werden immer jünger.“ 16 ist die jüngste derzeit. Das Durchschnittsalter liegt bei 21 Jahren. Rund 80 Prozent aller Schülerinnen haben eine Hochschul- oder Fachhochschulberechtigung. 20 Prozent die Mittlere Reife.

    Eine Ausbildung in einer Logopädie-Berufsfachschule zu starten, heißt nicht, drei Jahre lang mit Füller und Block in einer Schulbank zu sitzen und theoretischem Unterricht zu lauschen. Die Ausbildung ist stark praxisorientiert. In sechs Therapieräumen im Untergeschoss der ehemaligen Fachakademie für Sozialpädagogik der Erlöserschwestern in der Würzburger Bibrastraße werden die angehenden Logopäden nahe am Menschen ausgebildet. „Jede Woche kommen 70 bis 80 Patienten zu uns“, so Heinzl Mania. Zwei- bis dreimal wöchentlich gehen Fachschülerinnen für einen halben Tag in die Würzburger Maria-Stern-Schule, um auch dort Kinder mit Sprachstörungen zu behandeln.

    Dass er vor zehn Jahren die Aufgabe bekam, eine Berufsfachschule für Logopädie in Trägerschaft der Caritas aufzubauen, bezeichnet Heinzl Mania im Rückblick als „Glücksfall“. Nirgendwo in Bayern gibt es nach seinen Angaben eine Logopädieschule mit so guter personeller Ausstattung. Gemeinsam mit Heinzl Mania bestreiten neun Lehrlogopädinnen den theoretischen und fachpraktischen Unterricht. Sie teilen sich insgesamt sechs Vollzeitstellen. Hinzu kommen drei externe Dozenten. Was bedeutet, dass eine Dozentin auf durchschnittlich acht Schülerinnen kommt – für Sprachtherapie-Dozenten an überfüllten Universitäten sind das traumhafte Bedingungen.

    Das Schulgeld ist allerdings auch hoch. 475 Euro muss jede Schülerin im Monat berappen. Und das über drei Jahre hinweg. Wobei die meisten BAföG beziehen. Für das Geld erhalten sie auch räumlich eine sehr gute Ausstattung. So stehen den Studierenden 20 Computer zur Verfügung. Hier schreiben sie die Therapiepläne, nach denen sie vorgehen, wenn sie in der Lehrpraxis einen Menschen mit Aphasie nach Schlaganfall, ein Kind mit Sprachschwierigkeiten oder einen jungen Stotterer behandeln. Das Schulgeld ist laut Heinzl Mania wegen der guten Beschäftigungschancen in Krankenhäusern, Altenheimen, Frühfördereinrichtungen oder Sprachheilschulen bestens investiert.

    „Unsere Schülerinnen und Schüler werden immer jünger.“

    Markus Heinzl-Mania Leiter der Berufsfachschule für Logopädie in Würzburg

    Es sind vor allem Jungen und Mädchen im Alter zwischen fünf und neun Jahren, die einer Auswertung für die Kassenärztliche Vereinigung (KV) zufolge in Bayern Sprachtherapie erhalten. Über 23 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr für Logopädie in dieser Altersgruppe ausgegeben. Der Bedarf nach Therapie für Kinder mit Spracherwerbsproblemen bis hin zu Erwachsenen nach Kehlkopfoperationen stieg seit den 1990er Jahren kontinuierlich an. Worauf die Schulen reagierten. Im Jahr 1991 beendeten erst 230 Logopäden ihre Ausbildung. Inzwischen liegt die Zahl der Absolventen deutschlandweit bei über 860.

    Berufsfachschule für Logopädie

    Wer sich für eine Ausbildung in der Berufsfachschule für Logopädie interessiert, kann am 19. April, 3. Mai, 7. Juni oder 5. Juli jeweils von 16 bis 17 Uhr zu einer Informationsveranstaltung kommen (Bibrastraße 8 in Würzburg). Als einzige bayerische Logopädie-Schule bietet die Würzburger Einrichtung besonders leistungsfähigen Schülern an, neben dem Berufsabschluss auch die Fachhochschulreife zu erreichen. Durch eine kürzlich vereinbarte Kooperation mit der Hamburger Fern-Hochschule ist es außerdem möglich, ab dem zweiten Ausbildungsjahr ausbildungs- und später berufsbegleitend den Bachelor-Studiengang „Health Care Studies“ zu absolvieren.

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