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Letzte Fuhre in der Presse

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Letzte Fuhre in der Presse

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    Langsam setzt sich am Würzburger Kirchberg der Traktor mit der schweren Ladung in Bewegung. Fast voll ist der Anhänger mit festen, grünen Silvaner-Trauben. Das wird für rund 1400 Liter Wein reichen. Zusammen mit Gästen, Interessierten und Freunden des Rebensaftes erwarten Frau und Kinder die Männer der Familie. Endlich biegen Stefan Fesel und sein Vater Anton auf ihren Traktoren um die Ecke. Federweißer und Obazda stehen schon bereit. Geerntet ist. Jetzt muss aus den Trauben nur noch Wein gemacht werden.

    Hierzulande nichts von der Weinverarbeitung zu verstehen, das ist wie als Kieler nie eine Krabbe gepult oder als Münchner nie eine Weißwurst gezuzelt zu haben. Man muss einfach wissen, wie es geht. Keine Ahnung zu haben, ist blamabel. Stößt man auf Wissensdefizite, ist Nachhilfe schleunigst vonnöten. Da kommt eine kleine Betriebsbesichtigung auf dem Weingut Fesel gerade recht. Eine Kellerführung "von der Traube bis ins Weinglas" verspricht Winzer Stefan Fesel in seiner Einladung. Wir gehen gerne mit.

    Auch wenn der letzte Rebstock abgeerntet ist, von Arbeitspause kann für den Weinbauern keine Rede sein. Sofort wird ein Schlauch an die Trauben-Fuhre angeschlossen. Die Beeren wandern gleich in die Presse. Etwa dreieinhalb Stunden muss der Silvaner gepresst werden, erklärt Stefan Fesel. Die Rebsorte habe nämlich besonders festes Fruchtfleisch. Dass in der trüben Maische noch Stengel und selbst so manches Blatt enthalten sind, stört den Winzer nicht. Die schweren Bestandteile werden später mit einer Zentrifuge aussortiert.

    Jetzt wird es spannend für Stefan Fesel. Wie gut sind die Trauben, die er soeben aus dem Weinberg geholt hat? Der Zuckergehalt ist entscheidend für die Qualität des Weins, gemessen wird er in Öchsle. Der Winzer nimmt mit einem Spezialgerät eine Mostprobe. Erleichterung. Der Öchsle-Wert liegt über 80. Stefan Fesel hat soeben einen Kabinett-Wein geerntet.

    Es geht weiter zu den Tanks. Wenn der Wein geklärt ist, wird er da drinnen auf 16 Grad erhitzt. "Dann legt die Hefe richtig los." Der Gärprozess kann beginnen. Nach zehn Tagen wird die Hefe herausgefiltert. Der junge Wein ist dann fertig und zur Abfüllung bereit.

    Stefan Fesel ist zufrieden mit dem Erntejahr: "Zwar hatten wir keinen goldenen Oktober, aber das Ergebnis ist okay." Mehrere Kabinett-Weine und sogar einige Spätlesen habe er in diesem Jahr einbringen können - trotz des verregneten Herbstes.

    Die Traubenpresse wird noch einige Stunden rattern. Jetzt endlich hat Stefan Fesel etwas Zeit, mit einem Glas Federweißen auf die erfolgreich beendete Weinlese anzustoßen.

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