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WÜRZBURG: Lotto-Kramny macht nach 40 Jahren dicht

WÜRZBURG

Lotto-Kramny macht nach 40 Jahren dicht

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    Schließt nach 40 Jahren: Astrid Kramny-Schlegelmilch macht Schluss, mit dem Lotto-Laden am Röntgenring geht Familientradition zu Ende.
    Schließt nach 40 Jahren: Astrid Kramny-Schlegelmilch macht Schluss, mit dem Lotto-Laden am Röntgenring geht Familientradition zu Ende. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Vier Jahrzehnte lang hat Familie Kramny die Höhen und Tiefen, die Sorgen und Nöte der Lottospieler in ihrer Annahmestelle mitbekommen. Nun muss Inhaberin Astrid Kramny-Schlegelmilch ihre Bezirksstelle am Röntgenring 1 schließen. 40 Jahre lang ist alles gut gegangen, aber zum Schluss muss die Annahmestelle noch einen Diebstahl von 8000 Euro verkraften.

    Warum muss die 48-jährige Lottofrau ihren Laden schließen? „Ich bin ab April in Marktheidenfeld tätig und verlasse den Bezirk Würzburg Stadt.“ Das hat die staatliche Lotterieverwaltung Bayern beschlossen.

    Als ob der ermüdende Umzug nicht schon genug ist, folgte am Tag des Gesprächs mit dieser Zeitung der große Schock: 8000 Euro wurden aus dem Tresor der Lotto-Annahmestelle gestohlen. „In 40 Jahren gab es nur ein paar Zigarettendiebstähle und nun das.“ Kramny-Schlegelmilch ist schockiert.

    Begonnen hat alles im Jahr 1948 mit dem Fußball-Toto Schiele. Kramnys Großvater, Lorenz Schiele, eröffnete eine der ersten beiden Annahmestellen für Fußballwetten in Würzburg auf dem Bahnhofsplatz. Ein Jahr später zog er in die Kaiserstraße. „Ich habe die gesamte Kindheit im Geschäft meines Großvaters verbracht. Wir haben gleich um die Ecke am Röntgenring gewohnt.“

    Im Jahr 1975 hat Kramnys Vater, Franz Kramny, das Geschäft übernommen, er wurde Bezirksstellenleiter und der Umzug zum heutigen Geschäftsstandort am Röntgenring folgte.

    „Seitdem ich 13 Jahre alt war, habe ich jeden Freitag die Lottoscheine gezählt“, erklärt Kramny-Schlegelmilch. „Dass ich einmal das Geschäft übernehmen würde, glaubte ich aber zu diesem Zeitpunkt nicht. Es ging mir auf den Keks, dass sich in der Familie immer alles nur um das Geschäft drehte. Eigentlich wollte ich Medizin studieren.“ Da sich Kramny dann aber doch nicht so recht traute, entschied sie sich kurzerhand BWL an der Uni Würzburg zu studieren.

    Eine Stelle bei einer großen Baumarktkette hatte sie nach dem Studium sicher. „Dann kam der große Schock: Im Jahr 1994 starb mein Vater unerwartet. Meine Mutter stellte mich vor die Entscheidung, das Geschäft zu übernehmen, ansonsten müsse die Annahmestelle geschlossen werden.“ Kramny überlegte nicht lange und entschied sich dafür, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Mit 27 Jahren war sie aber noch zu jung für die Bezirksstellenleitung, deshalb agierte ihre Mutter stellvertretend bis zum Jahr 1998.

    Seit dem betreut Kramny-Schlegelmilch die Stadt Würzburg mit Landkreis und die Landkreise Kitzingen und Main-Spessart. Als Bezirksstellenleiterin ist sie für die Lizenzvergabe an die einzelnen Annahmestellen verantwortlich. „Zu unseren Aufgaben gehört vor allem die Schulung der Inhaber der Lotto-Annahmestellen und deren Mitarbeiter. Wir sind der Kummerkasten und Ansprechpartner bei allen Problemen rund um das Thema Lotto.“ Auch das Thema Suchtprävention sei eine wichtige Angelegenheit.

    Da sie nun nicht mehr die Stadt Würzburg und den Landkreis Kitzingen, sondern stattdessen die Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg betreut, muss sie nach Marktheidenfeld umziehen. „Es würde keinen Sinn machen, eine Annahmestelle in dem Bezirk zu betreiben, für den ich nicht zuständig bin“, so Kramny. Die Zahl der zu betreuenden Annahmestellen steigt künftig von 130 auf 160.

    Wenn sie ihre Annahmestelle am 27. März schließt, ist Kramny nur noch Bezirksstellenleiterin. „Das bedeutet für mich das Ende des Einzelhandels", sagt Kramny traurig. Dann fehle ihr natürlich die Praxis, denn im Moment sehe sie, was die Menschen wollen und könne darauf eingehen. „Besonders vermissen werde ich den sozialen Kontakt. Wir sind eine Anlaufstelle für alle, die niemanden haben. Wir kennen sämtliche Familiendramen und Krankheiten unserer Kunden.“

    Dass sie nun aus Würzburg weg muss, findet sie „ganz furchtbar“. Denn viele der Kunden kennt sie schon seit ihrer Kindheit und sie kommen immer noch jede Woche. Besonders die Stammkunden seien entsetzt, dass die Annahmestelle, die sie seit 40 Jahren besuchen, schließt.

    Auch Kramny-Schlegelmilch träumt wie viele andere von einem sorgenfreien Leben durch einen Lottogewinn. „Ich spiele jede Woche Lotto. Man muss sein Produkt als Verkäufer schließlich kennen", erklärt Kramny schmunzelnd. Auf die Frage, was die Faszination des Lottospielens ausmacht, antwortet sie: „Es ist das Glücksspiel des kleinen Mannes. Nur wenn man mitmacht, kann auch vom großen Geld träumen.“

    Besondere Tipps und Tricks für Lottospieler hat sie keine auf Lager. Das Geburtsdatum sei aber eine beliebte Zahlenkombination. Da fast alle Lottospieler im 20. Jahrhundert geboren wurden, bringe die 19 also auch einen niedrigen Gewinn, falls sie gezogen wird. Wenn man nicht mit vielen anderen teilen möchte, solle man auf die 19 verzichten, so Kramny.

    „Wir sind als Bezirksstelle am Montagnachmittag Anlaufstelle für Kunden, die ihre Kleingewinne bis 2500 Euro abholen. Deshalb bleiben die Einnahmen der gesamten Woche am Wochenende im Tresor“, sagt Kramny. Dies wurde ihr nun zum Verhängnis.

    Da es keine Hinweise auf einen Einbruch gäbe, muss der Täter das Geld kurz nach Ladenschluss am Samstag gegen 14 Uhr gestohlen haben. Als eine Mitarbeiterin noch kurz vorne im Laden war, muss der Täter durch die Hintertür in den Geschäftsraum gelangt sein. Da der Tresor in diesem Zeitraum offen stand, konnte der Dieb drei Geldbeutel im Wert von 8000 Euro stehlen. „Für mich ist das die Krönung dieser stressigen Zeit. Ich bin mit den Nerven am Ende, vor allem, weil es mir nicht leicht fällt Würzburg zu verlassen. Würzburg ist und bleibt mein zu Hause.“

    Einen Nachfolger für ihr Geschäft am Röntgenring, das viel mehr als eine Lotto–Annahmestelle ist, hat Astrid Kramny-Schlegelmilch noch nicht gefunden.

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