Würzburg
(pw)
Marco Schneider hat sich im zweiten Anlauf gegen Gerd Eickelpasch durchgesetzt. Am Donnerstag gewann der 34-jährige Stadtrat knapp mit 34 zu 29 Stimmen die Kampfabstimmung um das Direktmandat der Würzburg-SPD bei der Landtagswahl im September. Vor drei Jahren war Schneider bei der Wahl zum SPD-Vorsitzenden noch gegen Eickelpasch unterlegen.
Marco Schneider atmete einmal tief durch, lächelte und erhob sich, um die Glückwünsche des fairen Verlierers Gerd Eickelpasch entgegen zu nehmen. 33 Stimmen hätte Schneider bei 64 anwesenden Delegierten mindestens zur erforderlichen Mehrheit gebraucht, 34 bekam er. Ein Delegierter enthielt sich der Stimme, 29 stimmten für Eickelpasch.
Eine Woche zuvor wusste Marco Schneider noch nicht, dass er für die Sozialdemokraten im Herbst um das Landtags-Direktmandat kämpfen wird. Seitdem feststand, dass der Landtagsabgeordnete Rainer Boutter am 28. September nicht mehr antritt, war Eickelpasch als Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes als sozialdemokratischer Direktkandidat im Stimmkreis Würzburg gesetzt. Der Unterbezirksvorstand sprach sich mit großer Mehrheit für seine Kandidatur aus. Doch einige Ortsvereine, unter anderem Lengfeld und Versbach, hielten den 55-jährigen Gymnasial-Lehrer nicht für den geeigneten Kandidaten und brachten Schneider ins Spiel. Sie hielten Eickelpasch unter anderem sein Alter und Fehler beim Kommunalwahlkampf vor und forderten einen Generationswechsel. „Wir trauen Gerd Eickelpasch nicht zu, das Landtagsmandat zu erringen“, sagte beispielsweise Stadträtin Renate Kleinhans aus Versbach.
Weitgehend ruhig und sachlich verlief die Auseinandersetzung der beiden Kandidaten. Schneider warf Eickelpasch vor, sein Amt nicht mit genügend Tatkraft ausgeübt zu haben: „Das waren drei verlorene Jahre für die SPD.“ Wenn es anders gewesen wäre, „dann würde heute kein Hahn mehr nach mir krähen“, so Schneider. Man müsse nicht nur lange politische Reden halten, sondern die Politik vor Ort auch mit Leben erfüllen. Eickelpasch versuchte, mit „Kompetenz, Erfahrung und Wissen im beruflichen und politischen Bereich“ bei den Delegierten zu punkten. Am Ende setzte sich Schneider durch. „Ich bin überwältigt, ich bin stolz. Morgen fängt der Wahlkampf an!“, sagte der 34-Jährige.
Die SPD und ihr neuer Oberbürgermeister „werden den Landtagskandidaten geschlossen und rückhaltlos unterstützen“, kündigte Georg Rosenthal an. Bei der Landkreis-SPD wurde am Donnerstag der kürzlich in der Bürgermeisterstichwahl in Ochsenfurt knapp gescheiterte Volkmar Halbleib als Landtagskandidat nominiert. MdL Rainer Boutter begrüßte in einer Pressemitteilung die Nominierung beider Kandidaten. Um die Zweitstimmen bei der Landtagswahl soll der 49-jährige Mathematik- und Physiklehrer Andreas Roser als Listenkandidat der Würzburger Sozialdemokraten kämpfen. Ihr Mandat im Bezirkstag will Bürgermeisterin Marion Schäfer am 28. September verteidigen. Sie wurde mit 54 von 62 Stimmen zur Direktkandidatin gewählt.