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Bütthard: Marienkapelle: Zeugnisse aus über 400 Jahren Ortsgeschichte

Bütthard

Marienkapelle: Zeugnisse aus über 400 Jahren Ortsgeschichte

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    Mitten im Grünen liegt die von außen schlicht wirkende und im Innern reich ausgestattete Büttharder Marienkapelle.
    Mitten im Grünen liegt die von außen schlicht wirkende und im Innern reich ausgestattete Büttharder Marienkapelle. Foto: Hannelore Grimm

    Man schrieb das Jahr 1620, als die Büttharder damit begannen, eine Kapelle zu bauen. 350 Jahre später, im Mai 1970, zog Maria Schnupp in das 1879 durch einen Neubau ersetzte, von jeher neben dem Kirchlein stehende schmucke Häuschen ein. Dort lebt die 71-Jährige und kümmert sich seit nunmehr einem halben Jahrhundert um das außerhalb der Ortschaft mitten im Grün gelegene, geschichtsträchtige Gebäude.

    Ihre eigene Geschichte erzählt die freundliche aufgeschlossene Mesnerin anschaulich. Sie beginnt damit, dass sie als 21-Jährige mit ihrem Mann Horst Schnupp in das Mesnerhaus zog und die Betreuung der Kapelle übernahm.

    Der Mesnerin wird es nie langweilig

    Der gebürtigen Allersheimerin, die im Sommer täglich die Tür der Kapelle von sieben Uhr bis 20 Uhr und im Winter bis 18 Uhr offen hält, hat es an Arbeit nie gemangelt. Neben der Versorgung der Familie mit den vier Kindern und den Aufgaben als Mesnerin war sie über Jahrzehnte hinweg im Schichtdienst voll beschäftigt.

    Mesnerin Maria Schnupp mit dem reich mit Hortensien geschmückten Maialtar, der in diesen Tagen abgeräumt wird.
    Mesnerin Maria Schnupp mit dem reich mit Hortensien geschmückten Maialtar, der in diesen Tagen abgeräumt wird. Foto: Hannelore Grimm

    Nach dem Tod ihres Mannes 1993, mit dem sie Kapelle, Haus und Garten gehegt und gepflegt hatte, war sie fünf Jahre lang allein geblieben. Dann zog ihr Lebensgefährte zu ihr ins Mesnerhaus. Wenn sie auch seit dessen Tod im Jahre 2008 wieder alleine außerhalb des Dorfes wohnt, wird es der Mesnerin mit Leib und Seele nicht langweilig.

    In "ihrer" Kappel, die sie pflegt wie ihr Wohnzimmer und die ihr, wie sie sagt, "alles" bedeutet, findet sich immer was zu tun. So muss der reich mit Hortensien geschmückte Maialtar, den sie mit Hilfe von Elisabeth Fuchs errichtet hat, abgeräumt werden.

    In dem Mesnerhaus, das 1879 errichtetet wurde, lebt Maria Schnupp seit 50 Jahren.
    In dem Mesnerhaus, das 1879 errichtetet wurde, lebt Maria Schnupp seit 50 Jahren. Foto: Hannelore Grimm

    Dazu kümmert sie sich um die Kirchenwäsche und sorgt ständig für Nachschub an "Lichtern." Dass der Verbrauch der kleinen Kerzen in den vergangenen Wochen auffällig angestiegen ist, führt Maria Schnupp darauf zurück, dass sich vermehrt Besucher in der Kapelle einfinden.

    Maria Schnupp fungiert seit einigen Jahren auch in der Büttharder Pfarrkirche St. Peter und Paul als Mesnerin. Sie erzählt, dass früher besonders zu den Maiandachten viele Gläubige den Weg "hier raus" gefunden hätten. Noch gerne erinnert sie sich daran, wie lebhaft es manchmal zuging, wenn sich nach der Andacht die Besucher auf dem "Bänkle" unter den uralten, mächtigen Linden zusammensetzten und ratschten.

    Der alte Pferdestall dient als Lagerraum

    Als derzeit letzte auf der bis 1640 zurückreichenden Liste von Vorgängerinnen und Vorgängern kennt sie auch die vor langer Zeit festgesetzten Einkünfte, die mit dem Mesneramt verbunden sind oder waren. Diese umfassten freie Wohnung, jährlich 15-20 Mark aus der Kapellenstiftung für Mesnerdienste bei Gottesdiensten in der Kapelle, die Nutzung des Gartens und einiger Grundstücke sowie die Sammlung von Naturalien oder Geld an Neujahr und Kirchweih in Bütthard und umliegenden Gemeinden, welche die Kapelle besuchen. Das Sammeln hat sie, wie sie sagt "nie gemacht."  Dafür zuständig war ihre Schwiegermutter.

    Wie von alters her Brauch bei den Mesnern, hielt auch die Familie Schnupp Kleintiere. So bevölkerten jahrelang Ziegen und Schweine und auch zwei Pferde den uralten Stall. Das Gebäude, das vor einigen Jahren von ehrenamtlichen Helfern renoviert wurde, dient jetzt als Lagerraum.

    Das Gnadenbild "Maria Schnee" aus der Zeit um 1600 wurde 1735 wurde in den viersäuligen Hochaltar integriert.
    Das Gnadenbild "Maria Schnee" aus der Zeit um 1600 wurde 1735 wurde in den viersäuligen Hochaltar integriert. Foto: Hannelore Grimm

    "Ich fühle mich nie einsam", sagt die Mesnerin, die in der Geschichte der Marienkapelle ein 50-jähriges Kapitel mit geschrieben hat. Nach alten Aufzeichnungen zogen in früheren Jahrhunderten zur Zeit der Bitttage und der Muttergottesfeste oft große Prozessionen hinaus, um feierliche Gottesdienste zu feiern in der "Kappel", wie die Büttharder die Kirche nennen.

    Bereits vor der Errichtung der Pfarrei wurden hier Gottesdienste gehalten und im Schatten des Kirchleins die Toten bestattet. Die Kappel, die seit 1487 als Pfarrkirche diente, bekam ihren Platz am südlichen Ende des Dorfes, das damals wohl nicht zusammenhängend gebaut war. Die einzelnen Gehöfte standen am Bach entlang in Gruppen entfernt voneinander.

    Julius Echter ordnete die Reparatur der Kapelle an

    Durch die Einäscherung zahlreicher Häuser in der Schlacht im Bauernkrieg 1525 beim heutigen Giebelstadter Ortsteil Sulzdorf erlitt auch die Kapelle Schäden. Fürstbischof Julius Echter (1545-1617) gab 1610 den Befehl, das Kirchlein wieder herzurichten. Die Erneuerung wurde erst nach seinem Tod während der Amtszeit von Fürstbischof Johann Gottfried Aschhausen (1617-1622) in Angriff genommen.

    Die Gedenktafel über der Seitentür trägt folgende Inschrift: "Im sechshundertzwanzigsten Jahr, als Johann Gottfried Bischof war, zu Bamberg und zu Würzburg zugleich, auch groß Unfried war im Römischen Reich. Das Malter Korn zween Gulden galt, den Weiz und Wein für drei man zahlt, ward diese Cappel gesetzt hierrein von ganzen Amt und Büttharder Gmain."

    An den Beginn der Bauarbeiten vor 400 Jahren erinnert die Inschrift auf der Tafel über dem Seiteneingang.
    An den Beginn der Bauarbeiten vor 400 Jahren erinnert die Inschrift auf der Tafel über dem Seiteneingang. Foto: Hannelore Grimm

    Als im Jahre 1620 der Bau im gotischen Stil begann, wurde vermutlich der Chor stehen gelassen und ausgebessert. Die Kapelle, die am 10. August 1624 konsekriert wurde, ist der Jungfrau Maria und dem Heiligen Laurentius geweiht. Die zwei unter Denkmalschutz stehenden Linden bekamen vermutlich zur Zeit der Erbauung ihren Platz an der westlichen Seite.

    Die Büttharder spendeten fleißig

    Weil noch in weiten Teilen des Landes der 30-jährige Krieg tobte und die Gemeinde mit dem Bau des Rathauses (1605) und der Pfarrkirche (1594-96) finanziell sehr in Anspruch genommen war, blieb das Langhaus offen und die Ausstattung der Kappel sehr einfach und bescheiden. Erst zirka 100 Jahr später gingen die Büttharder daran, das Kirchlein so auszustatten, wie es heute noch zu sehen ist.

    In der von dem zwischen 1927 bis 1945 in Bütthard wirkenden Pfarrer Paul Hartung verfassten und später von Hermann Gramlich ergänzten Ortschronik  ist festgehalten, mit welch großer Spendenbereitschaft die Bürger mithalfen, "ihre" Marienkapelle mit den Werken namhafter fränkischer Künstler und Handwerker zu schmücken.

    Votivtafeln geben Zeugnis von Besuchern, die bei der Gottesmutter Hilfe gesucht und gefunden haben.
    Votivtafeln geben Zeugnis von Besuchern, die bei der Gottesmutter Hilfe gesucht und gefunden haben. Foto: Hannelore Grimm

    Das Muttergottesbild am Hochaltar, das die dreimal wunderbare Gottesmutter darstellt, ist vermutlich ein Geschenk eines Wohltäter aus der Zeit, als in Würzburg Jesuiten wirkten. 1924 wurde aus Anlass ihrer 300-jährigen Weihe die Kapelle umfassend renoviert, bevor 1836 die Außenseiten gestrichen wurden.

    Bei den schweren Kämpfen während des Zweiten Weltkrieges 1945 im Vilchbander-Oesfelder und Stalldorfer Wald gingen an der nördlichen Seite nahezu alle Fenster zu Bruch. Diese Schäden wurden 1948 behoben. Dass auch heutzutage noch junge und alte Menschen und auf dem Marienweg pilgernde Gläubige hier den Beistand der Mutter Gottes suchen und finden, belegen die Votivtafeln, auf denen zumeist zu lesen ist: "Maria hat geholfen."

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