Von 1979 bis Ende des vergangenen Jahres speisten und tranken die Würzburger in der Blasiusgasse 3 in der „Marktbärbl“. Was aus dem Gebäude des ehemaligen Traditionslokals werden soll, wurde in der jüngsten Sitzung der Kommission für Stadtbild und Architektur bekannt: Investor Riedel Bau GmbH aus Schweinfurt hat Anfang des Jahres das Haus gekauft und will dort im Erdgeschoss wieder Gastronomie ermöglichen. In den Geschossen darüber sind Praxis- und Büroflächen sowie eine Wohnung geplant, erläuterte Geschäftsführer Matthias Lambers im Ratssaal.
„Das Maß der baulichen Nutzung wird erhalten bleiben. Wir setzen das Gebäude aber etwas zurück“, so Lambers. Die Kommission beschäftigte sich im Anschluss ausschließlich mit der geplanten Fassade, für die Architekt Peter Fischer zwei Varianten präsentierte. Eigentlich sind es bereits die Varianten Nummer zwei und drei: Bei einer Bauvoranfrage im vergangenen Jahr hatte die Erbengemeinschaft des Hauses eine historische Fassade nach dem Vorbild des Hauses aus dem Jahr 1912 vorgesehen, die vom städtischen Baureferat und vom Landesamt für Denkmalschutz abgelehnt wurde.
Glasfassade vorgeschlagen
„Die Rekonstruktion der historischen Fassade ist für Belichtung und Erschließung der Gaststätte oder eines Ladenlokals nicht optimal“, sagte Fischer und präsentierte zunächst seinen persönlichen Favoriten: Eine in blau-grau dargestellte Fassade mit ganz viel Glas und ganz wenig Metall. „Wir wollen das Gebäude öffnen und für eine möglichst gute Belichtung sorgen. In der engen Gasse wird man die Fassade immer nur in der Schrägansicht sehen“, warb Fischer für seine Variante eins. Als Alternative zeigte er eine klassische weiße „Lochfassade“ mit großzügigen Fensterflächen.
Für die Glasfassade sprachen sich in der anschließenden kurzen Diskussion nur Kunst-Professor Ovis Wende und FDP-Stadtrat Karl Graf aus. Die Architektur-Profis der KoSA konnten damit nur wenig anfangen: „In Wirklichkeit sind das schwarze Flächen. Der beste Effekt daran wäre noch, dass sich das gegenüberliegende Gebäude darin spiegelt“, betonte die Berliner Architektin Petra Kahlfeldt: „So wird das ein schwarzes Loch. Eine normale Parzelle in einer dicht bebauten städtischen Gasse muss sich anders verhalten.“
Kahlfeldts Kollege Ferdinand Stracke aus Hamburg wurde noch deutlicher. „Auch ein kleines Gebäude verdient eine Identität. Mit dieser Glaswand haben sie das Haus beseitigt“, sagte er. Christiane Thalgott aus München riet dem Architekten und dem Bauherrn, die Fassade so zu gestalten „dass sich das, was sich dahinter befindet, auch wohlfühlen kann“.
Variante 2 soll weiterentwickelt werden
Oberbürgermeister Christian Schuchardt lobte den Architekten für die Vielseitigkeit seiner Entwürfe, und auch Stadtbaurat Christian Baumgart war froh darüber, dass es eine Alternative zum Glas gibt. Baumgart wünscht sich „eine vernünftige Weiterentwicklung der Variante 2 mit einer klaren Gliederung im Erdgeschoss und darüber eine Lochfassade mit unterschiedlichen Öffnungsmaßen“.
Damit ist die Glasfassade vom Tisch: Riedel Bau wird für den fälligen Antrag einer Baugenehmigung die Variante 2 detailliert ausarbeiten lassen, wie Matthias Lambers auf Nachfrage erklärte.
Dem Investor dürfte dieses Ergebnis auch gar nicht so unrecht sein: „Die Alternativfassade ist preisgünstiger und gefällt daher den Kaufleuten bei Riedel Bau besser“, sagte Peter Fischer schon bei der Präsentation seiner Entwürfe.