Wie begeistert man nun also Kinder fürs Lesen? Zum Beispiel, indem die Eltern ihnen den Gebrauch von Büchern "vorleben". In der Stadtbücherei wurden am Samstag gleich mehrere "Wege zum Buch" beschritten. Bei den ganz kleinen Besuchern bis vier Jahren warb der Bücher- kaspar um künftige Leseratten, die etwas älteren begaben sich selbständig auf eine Tier-Safari durch den Regaldschungel der Kinder- und Jugendbücherei und erkundeten so die Nachschlagewerke für Kinder, während im Zimmer nebenan Lesezeichen gebastelt wurden.
"Wir kommen regelmäßig hierher - mindestens zweimal pro Monat", erklärt Igor Flit. Seine achtjährige Tochter lese sehr viel. So viel, dass Mama und Papa mit dem Bücher kaufen nicht mehr hinterher kommen, also wird auch ausgeliehen. Andrea Schätzler kommt etwa alle vier Wochen in die Stadtbücherei: "Die Kinder können sich hier allein aussuchen, was sie zum Lesen mitnehmen wollen. Das finde ich praktisch." Denn währenddessen sitzt sie mit dem Jüngsten in Spielzeug-Ecke oder Lesecafé und wartet stressfrei auf den lesenden Nachwuchs.
Im Dachgeschoss wird derweil beim Kinderbücher-Flohmarkt unters Volk gebracht, was keinen Platz mehr in der Stadtbücherei findet. Omas, Papas und natürlich viele Kinder deckten sich dort mit einem Vorrat an Büchern ein. Unterdessen las die Souffleuse Cornelia Boese im Erdgeschoss "Von Räubern, Feen und großen Geistern" - und nur wenige Meter daneben versuchten sich die kleinen Gäste am Glücksrad. Manche mit prächtigem Erfolg. Die sechsjährige Antonia hat am Glücksrad und beim Losen eine ganze Tüte mit Gewinnen gesammelt.
Neben Süßigkeiten, einer CD und einem Fußballalbum hat Antonia auch einen Gutschein für die Disco "Capitol" im Mainfrankenpark bekommen. Den will Papa Rainer Meusser verwahren, bis seine Tochter 18 ist. Er war mit Frau Christiane und Tochter Antonia am Samstag zwar nicht zum ersten Mal in der Stadtbibliothek, aber die Familie ist ein eher seltener Gast im Falkenhaus: "Wir gehen meistens in die Stadtteilbücherei St. Adalbero, die ist nur ein paar Meter von zu Hause weg." Vom Angebot des Familientags aber waren alle drei begeistert.
Knapp eine halbe Stunde später muss Bianca Minxolli den Schaukelstuhl im Schaufenster räumen - auch andere Kinder wollen noch wiegend lesen. "So einen Stuhl will ich in meinem Zimmer haben", sagt Bianca. Dann hat sie tagsüber auch einen gemütlichen Platz zum Lesen. Bislang schmökert sie nämlich fast immer abends, im Bett.