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WÜRZBURG: Metallschrottpreise im freien Fall

WÜRZBURG

Metallschrottpreise im freien Fall

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    Altpapier, das hier bei der Firma Fischer in Heidingsfeld auf die Schiene verladen wird, bringt fast kein Geld mehr. Muss der Anlieferer schon bald dafür noch bezahlen? Vor dem Waggon (von links): Peter Fischer, Siegfried Fischer und Frank Länger.
    Altpapier, das hier bei der Firma Fischer in Heidingsfeld auf die Schiene verladen wird, bringt fast kein Geld mehr. Muss der Anlieferer schon bald dafür noch bezahlen? Vor dem Waggon (von links): Peter Fischer, Siegfried Fischer und Frank Länger. Foto: FOTO theresa MÜLLER

    Die Information der Presse im Wertstoffhof der Firma avancierte gewissermaßen zur Krisensitzung, an der auch Jürgen und Peter Fischer teilnahmen, letzterer gemeinsam mit Frank Länger zuständig für Altpapier-Wiederverwertung. Das ist der Bereich mit einem besonders krassen Einbruch. Sortiertes Papier ist von 130 auf 20 Euro die Tonne gefallen, gemischtes Papier aus der blauen Tonne von 100 auf 10 Euro. Die Entwicklung ist noch nicht zu Ende, wird vermutet. Zahlen die Verwertungsfirmen bald nichts mehr für diesen Wertstoff, fallen für die Entsorgung sogar Kosten für Pressen und Transport an. Betroffen sind dann nicht nur der Handel und der Zweckverband Abfallbeseitigung, sondern auch zahlreiche Vereine, die bislang Altpapier eingesammelt und für gutes Geld verkaufen konnten. 8000 Tonnen Altpapier werden im Monat allein bei der Firma Fischer umgesetzt. Darunter ist das Ergebnis von rund 40 Altpapiersammlungen, die meist der Arbeit im Jugendsport zugute kommen soll.

    Noch deutlicher ist der Preisverfall beim Plastik. Für die Tonne sauberer Folien wurden bislang 420 Euro bezahlt, zuletzt noch 70. Buntfolien fielen von 250 Euro auf Null. Nachdem man bei der Firma Fischer davon ausgeht, dass der Tiefpunkt noch nicht erreicht ist, werden auch hier Zuzahlungen für die Entsorgung fällig, bei Buntfolien ist es schon soweit.

    Kurioser Stahlmarkt

    Ganz besonders kurios ist der Stahlmarkt. Die Preise waren hier zuletzt in astronomische Höhen gestiegen. Baustahl kostete so viel, das viele Verträge von Baufirmen vor allem auch mit der Öffentlichen Hand nach oben korrigiert werden mussten. Entsprechend wurde auch für Stahlschrott bezahlt. Die Bauern standen vor Wochen noch Schlange, um für gutes Geld altes Gerät aus der Landwirtschaft zu entsorgen. Der Einbruch beträgt hier 75 Prozent. Gleichzeitig bleibt aber der Preis beim Handel sehr hoch. Dort hatte man sich teils große Bestände zugelegt, vermutlich aus Angst vor noch höheren Preisen und gelegentlich auch zur Spekulation. Mancher hat sich nun dabei jetzt kräftig verkalkuliert, vermutet Fischer.

    Vor Monaten wurden besonders die Märkte in Asien, vor allem China, dafür verantwortlich gemacht, dass die Rohstoffpreise in Europa explodierten. Der Markt der Recycling-Stoffe wurde regelrecht leer gefegt, wie an den Börsen leicht zu beobachten war. Selbst Altpapier wanderte auf diese Weise nach China, wurde von billigen Arbeitskräften sortiert und kam als wertvolles Papier zurück nach Europa. Doch hier stagnieren die Wirtschaftskreisläufe, was man bei der Firma Fischer auch zu einem großen Teil mit der Bankenkrise im Zusammenhang sieht. Vor allem für die Produktion ist auch das Weihnachtsgeschäft längst gelaufen. Der Markt für Verpackungsmaterial und verschiedene Druckerzeugnisse ist dicht.

    Ähnlich beim Plastik, das nach China verschifft wurde und größtenteils in der Spielzeugindustrie Verwendung fand. Durch eine Reihe von Skandalen ist dieser fernöstliche Markt zusammen gebrochen. Bei der Firma Fischer selbst sieht man die Krise noch gelassen. Die Gewinne werden sicher deutlich geringer als in der vergangenen Hochphase. Weil man aber nur sehr beschränkte Lagerkapazitäten in Heidingsfeld hat, blieb nahezu kein Platz für Spekulationen. Bei den geringen Beständen blieben die Verluste durch den Preisverfall in Grenzen. Ansonsten wird die Marktsituation gewissermaßen an die Kunden durchgereicht. Das bedeutet, wer bisher hohe Preise für seine Wertstoffe einnehmen konnte, muss jetzt verzichten oder gar zahlen.

    Gelber Sack praktisch wertlos

    Davon betroffen sind natürlich auch die kommunalen Entsorgungsdienste. Rund 1000 Tonnen Altpapier kommen beispielsweise monatlich aus den blauen Tonnen der Stadt zur Firma Fischer. Ein hübsches Loch in der Kasse, wenn der Preis von 100 auf jetzt 10 Euro pro Tonne gesunken ist. Das gilt auch für andere Wertstoffe. Nicht zu Lasten der Kommunen geht aber der „gelbe Sack“, der praktisch über Nacht wertlos geworden ist. Dafür ist das „Duale System Deutschland“ zuständig.

    Trotz des Preisverfalls sollten Wertstoffe weiter sortenrein getrennt werden, so Fischer. Vor allem ginge es ja um den Umweltschutz.

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