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WÜRZBURG: Michael Röhm: Leben im Einsatz für die Menschen

WÜRZBURG

Michael Röhm: Leben im Einsatz für die Menschen

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    Ewoi: ein Mann aus der Ethnie der Turkana zusammen mit Michael Röhm im April 1983.
    Ewoi: ein Mann aus der Ethnie der Turkana zusammen mit Michael Röhm im April 1983. Foto: Foto: Sabine Ludwig/DAHW

    Leben, um zu leben. Treffender kann man die Biografie von Michael Röhm wohl nicht beschreiben. Die Stationen seines Lebens passen zusammen, auch, wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht.

    Der Glaube an Gott hat ihn geprägt, schon seit frühester Jugend. Die Fastenzeit hat er deshalb bewusst erlebt: Kein Alkohol, wenig essen und reduziertes Fernsehen. Dabei war eigentlich der Wein seine Wurzel, sagt er, denn seine Eltern betrieben Landwirtschaft und Weinbau und ernährten damit die elfköpfige Familie.

    Konservativ und engstirnig? Nein Danke!

    Konservativ und engstirnig? Nein Danke! „Deshalb habe ich auch eine Winzerlehre gemacht und später Weinbau in Veitshöchheim und Bad Kreuznach studiert“, sagt Röhm. Dazwischen folgte von 1981 bis 1983 und später von 1984 bis 1985 die Zeit als Entwicklungshelfer in Kenia. „Nothilfe vor Ort, Lebensmittel-Logistik, Baumschule, Aufforstung und auch der Bau von Brunnen“, zählt er einige der Tätigkeiten in der Ferne auf. Dahinter stand immer die Liebe zu dem Nächsten, den Menschen, vor allem zu denen im Süden, die sozial benachteiligt sind und denen er helfen wollte. Aus christlicher Überzeugung, wie er später sagt: Die Bibel hatte er immer dabei. Es war vor allem die Auseinandersetzung mit dem Alten Testament, mit dem Buch Jesaja, das so gut hineinpasste in die afrikanische Wüste, die genau wie auch in Jesajas Versen in so kurzer Zeit erblühen kann. Sie sei gut gewesen, diese Zeit in der Ferne, auch wenn er sich oft als Einsiedler gefühlt hätte, mit nur ganz wenigen sozialen Kontakten.

    Froh über diese Erfahrungen, diese Wendungen in seinem Dasein sei er. „Sonst wäre ich wohl ein engstirniger und konservativer Franke geblieben“, schmunzelt Röhm. Es folgte die Zeit der Familiengründung. „Ganz klar, dass ich als Hausmann daheim blieb, damit meine Frau auch weiterhin als Lehrerin arbeiten konnte.“ Bis heute ist der dreifache Familienvater mit der Thüngersheimerin verheiratet. Mittlerweile pflegt er seine Frau, die eine schwere Erkrankung hat. „Auch dabei hilft mir der Glaube an Gott und Gottesdienste, wann immer sie mir möglich sind.“

    Viele Würzburger kennen Röhm von seiner Zeit im Weltladen. Als Bildungsreferent machte er schon damals auf die Ungerechtigkeiten in einer immer stärker globalisierten Welt aufmerksam. Dazu gehört auch sein Engagement fürs Ehrenamt, dessen Anfänge in der katholischen Jugendarbeit Anfang der 1970er Jahre lagen. Schon als Grundschüler an der Thüngersheimer Volksschule begann er mit der „klassischen Karriere“ in einem Jugendverband. „Vom Gruppenkind bei der Katholischen jungen Gemeinde KjG zum Gruppenleiter in Thüngersheim und später dann die Leitungsposition auf Bezirks- und Diözesanebene“, lacht er.

    Der tiefe Glaube an Gott

    Später wurde Röhm Gründungsmitglied des Eine Welt Forums in Würzburg. „Für mich eine tolle Sache, meine Kenntnisse aus der Entwicklungshilfe einzubringen und Vorträge an Schulen zu halten.“

    Nach 18 Jahren Teilzeitarbeit im Weltladen begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt. „Die Demenzerkrankung meiner Frau wurde schlimmer. Sie konnte nicht mehr arbeiten.“ Als Alleinversorger der Familie fand er eine neue Arbeit bei der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) e. V. „Hier kann ich das umsetzen, was mir am Herzen liegt, nämlich den Dienst an Menschen in Entwicklungsländern.“

    Dabei sei ihm die Vielfalt der Aufgaben sehr wichtig, die Umsetzung seines Solidaritätsgedankens und sein Einsatz für die, die keine Lobby haben. Und dann kam für den aktiven Gemeinderat in der zweiten Wahlperiode des kommunalen Ehrenamtes auch noch die Anfrage, ob er bereit wäre, zweiter Bürgermeister zu werden. Nach einer längeren Bedenkzeit überwiegte das Verantwortungsbewusstsein für seine Gemeinde, und er nahm den Dienst an. „Ein wenig Internationalität und faires Bewusstsein tut Thüngersheim und seiner Kommunalpolitik gut. Genau das kann ich einbringen.“

    Erwähnt seien auch seine 20 Jahre Ehrenamt bei der christlichen Initiative für internationales Lernen in Frankfurt. Auch hier dreht sich alles um Themen der Nord-Süd-Arbeit. Auch die Gründung des „Welt Laden Güntersleben“ ging auf seine Idee zurück, im Jahr 2017 konnte dieser bereits sein 25jähriges Jubiläum feiern.

    Im kirchlichen Bereich ist Michael Röhm als Lektor, Kommunionhelfer und Wortgottesdienstleiter in Thüngersheim aktiv. Er ist seit 2002 Wallfahrtsleiter der jährlichen Thüngersheimer Kreuzbergwallfahrt, die er auch theologisch jährlich neu erarbeitet. In seiner Tätigkeit bei der DAHW hat er seit fünf Jahren für die Broschüre „Textbausteine für den Gottesdienst“ die Verantwortung – ein Heft, das deutschlandweit zum Einsatz kommt und auch über www.dahw.de bestellt werden kann. Im Zusammenhang mit der Erkrankung seiner Frau schrieb Michael Röhm einen Kreuzweg mit dem Titel. „Zwischen Zweifel, Zorn und Zärtlichkeit – ein Kreuzweg (nicht nur) für Kranke, Pflegekräfte und pflegende Angehörige“, 39 Seiten, zu beziehen über die Diözese Würzburg.

    Träume für später

    Digital sei er kaum unterwegs, sagt er. Die wenigen freien Stunden, die ihm bleiben, nutze er zum Durchatmen und Pläne schmieden. Sein größter Traum sei es, später mit seinen Kindern nach Kenia zu reisen. „Dorthin, wo alles begann, wo eine meiner Lebenswurzeln verankert ist.“ Dann gibt es den Wunsch: „Ich möchte ein Buch schreiben, vielleicht auch einen Bildband mit philosophischen Ansätzen und Geschichten.“

    Genügend davon hat er erlebt. Dabei werde es auch um Einsamkeit gehen, wie man sie erleben und durchleben kann, und wie man sie als Chance wahrnehmen könne. Und um die Erkrankung seiner Frau und die damit verbundene Veränderung in seinem Leben. Ein Einschnitt, der ihn ganz auf sich selbst zurückgeworfen hatte. „Diesen vielen Abschieden musste ich erst einmal begegnen können, ohne meinen Gott wäre ich da sicherlich gescheitert.“ Und der wichtigste Traum ist jener – so es seine Gesundheit zulässt – zu Beginn des Ruhestandes einen Rucksack zu packen, das Haus zu verlassen und ohne größere Unterbrechung nach Santiago de Compostela zu pilgern.

    Von unserer Gastautorin Sabine Ludwig (DAHW)

    Klar, dass ich als Hausmann daheim blieb, damit meine Frau weiterhin als Lehrerin arbeiten konnte.

    Michael Röhm zur Familiengründung im Hause Röhm

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