Am Montag schüttete er öffentlichkeitswirksam seine Milch in den Gully. Bereits am Samstag hatte er mit Berufskollegen an der B 19 bei Fuchsstadt (Landkreis Würzburg) mit einer ähnlichen Aktion für Ausehen gesorgt. 38 Milchkühe stehen im Stall des Familienvaters. Deren Milch, die Aufzucht des Tier-Nachwuchses und der Ackerbau sollten ihm, seiner Frau Sabine und den Töchtern Franziska und Claudia den Lebensunterhalt sichern. Seit einem Jahr hat der Landwirt seine Arbeitsstelle aufgegeben und betreibt seinen Hof im Vollerwerb.
Das mit dem Lebensunterhalt ist so eine Sache. 23,25 Cent erhält Hörner, wie viele seiner Kollegen, derzeit für den Liter Milch. Das ist weniger, als die Produktion unter dem Strich kostet. Zwischen 42 und 43 Cent pro Liter bräuchte er, um rentabel wirtschaften zu können. Von diesem Betrag sind die Landwirte derzeit meilenweit entfernt, während die Discounter den nächsten Preiskampf anzetteln und die Spirale weiter nach unten drehen. Viele Bauern stehen mit dem Rücken zur Wand.
„Uns wurde verboten, zum Streik aufzurufen“, sagt Hörner. „Aber als Einzelner zu streiken, das kann uns niemand verbieten“, sagt er trotzig und dreht den Milchhahn an dem großen Edelstahldank in der Milchkammer auf. Sprudelnd läuft die sahnig-gelbe Milch aus dem Hahn, verteilt sich schnell auf dem gefliesten Boden und verschwindet im Abfluss. Tochter Franziska, die in die 4. Klasse geht, und ihre Schwester Claudia, sie hat heute ihren ersten Schultag, helfen mit dem Schrubber nach.
Helfen soll den Bauern die Politik. Vor allem auf EU-Agrarministerin Mariann Fischer-Boel ist Bauer Hörner sauer. Er sei froh gewesen, als sie ankündigte, ihren Job bald an den Nagel hängen zu wollen. Sie war es, die höhere Milchquoten zuließ, mit Folgen, die inzwischen ehemalige Befürworter auf die Straße, beziehungsweise in den Ruin treibt. „Wir brauchen genau die umgekehrte Regelung“, sagt Hörner. Die Nachfrage müsse den Preis regeln und nicht eine Überproduktion die Preise immer mehr in den Keller treiben.
Am Montagabend wollten er und einige Kollegen ihrem Protest Luft machen: in Bad Kissingen, wo Bundeskanzlerin Angela Merkel sich zum Wahlkampfauftritt angekündigt hatte. Ob sie die Probleme der Bauern hören wird ? Hörner will dennoch nicht locker lassen. Auf den Hinweis, dass der Milchstreik im vergangenen Jahr nur kurzfristig Erfolg hatte sagte er: „Wenn eine Kuh eine Entzündung an der Klaue hat, muss ich sie ausschneiden. Notfalls auch fünf Mal.“