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GOSSMANNSDORF: Mit Kopfschuss im Steinbruch

GOSSMANNSDORF

Mit Kopfschuss im Steinbruch

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    Das Bild zeigt ein Birkenkreuz, auf dem eine Inschrift angebracht ist. Leider ist die mit den bisher zur Verfügung stehenden technischen Mitteln nicht zu entziffern gewesen.

    Die Goßmannsdorferin hat das Foto nach eigenen Angaben von einem Rheinländer geschenkt bekommen. Den hatte es bei der Landverschickung im Krieg ins Maintal verschlagen. Seine Heimat wurde damals zu stark bombardiert, als dass er dort hätte bleiben können. So konnte er das Foto des Russengrabs machen – und den entscheidenden Beweis für dessen Existenz liefern. Leider ist der Rheinländer vor einem Jahr gestorben, so die Goßmannsdorferin.

    Sie hat ihre eigene Geschichte mit dem Russengrab erlebt: Während der letzten Kriegswirren 1945 bekam die damals Zehnjährige (Jahrgang 1935) mit, wie vier Männer sich darüber unterhielten, dass oberhalb ihres Heimatortes eine Leiche liege, die begraben werden müsse. Sie hätten einen Mann in der Kantine des Steinbruchs oberhalb von Goßmannsdorf am Tisch liegend vorgefunden. Er habe einen Kopfschuss gehabt.

    Es soll ein russischer Kriegsgefangener gewesen sein, der in Giebelstadt bei einem Gärtner gearbeitet hatte.   Nachdem er vom Kriegsende erfuhr, war er wahrscheinlich davongelaufen und hatte sich einen Unterschlupf im Steinbruch gesucht.

    Zu der Zeit soll auf den Gleisen im Tal ein Zug mit Fahrrädern gestanden haben, an denen sich die Bevölkerung bediente. Irgendwann sei von oben herab ein Schuss auf den Zug gefallen. Und irgendwann danach einer im Steinbruch. Wie der Russe zu Tode kam, weiß laut der Frau aber keiner.

    Obwohl diese Geschichte einige Fragen klären kann, sie wirft auch einige auf: So ist es seltsam, dass die Goßmannsdorfer Männer den Russen gleich am Steinhauerweg begraben haben. Dort ist der Boden sehr steinig, das Graben sehr schwierig. Warum nahmen die Männer den Toten nicht mit auf den Friedhof? Außerdem lag die Grabstelle auf Winterhäuser Gemarkung.

    Auf jeden Fall muss der Russe einige Jahre in seinem hoch gelegenen Grab gelegen haben. Laut der Goßmannsdorferin hatte eine heute 85-jährige Frau in der Nähe des Steinbruchs einen Kirschenacker und legte immer Blumen auf das Grab.

    Irgendwann sei der Soldat nach Winterhausen auf den Friedhof verlegt worden. Und später dann auf einen Soldatenfriedhof.

    Da nun der frühere Standort des Russengrabes bekannt ist, will Paul-Lorenz Kraus vom Bund Naturschutz dort einen Gedenkstein aufstellen. Die Inschrift könnte lauten: „In den Wirren des Kriegsendes 1945 wurde hier auf mysteriöse Weise ein russischer Kriegsgefangener begraben und später in 'heiliger' Erde beigesetzt.“ Im Herbst könnte er erstmals zu besichtigen sein.

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