Gewalt verherrlichendes Kriegsspiel oder nur eine neue Trendsportart für die ganze Familie? Die Stadt Würzburg macht sich Sorgen um den Jugendschutz in der „Lasertag Arena“ am Hauptbahnhof und will den Zutritt für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren verbieten. Der Betreiber wehrt sich vor dem Verwaltungsgericht gegen die Regelung.
Dass „Lasertag“ Spaß macht, ist keine Frage: Die Spieler bewegen sich in einer futuristisch gestalteten Szenerie und versuchen, sich gegenseitig mit Lichtstrahlen zu treffen. Kritiker sehen darin eine reale Umsetzung von jugendgefährdenden PC-Spielen, die in den meisten Fällen erst ab 18 Jahren zugelassen sind.
Die Lasertag GmbH aus Frankfurt – sie betreibt in Würzburg und an rund 20 Standorten in Deutschland eine Lasertag-Arena – beschreiben Lasertag als „moderne Variante von Räuber und Gendarm“. Ihre Sportgeräte heißen „Phaser“, und die Gegner werden nicht abgeschossen, sondern auf einer Sensorweste mit einem Infrarotsignal „markiert“.
Der Spieler gehe auf eine „herausfordernde Punktejagd im spaßigen Wettkampf“, ein spielerischer Bezug zur Realität entstehe dabei nicht, betonen die Betreiber – nachzulesen im Internet auf „lasertag-deutschland.com“. Durch den Teamgedanken eigne sich Lasertag besonders für Ausflüge mit der ganzen Familie.
„Gefahr für die Entwicklung“
Die Stadt sieht das ganz anders: Sie steht auf der Seite der Kritiker und hält das „Markieren“ für ein gezieltes Abschießen menschlicher Gegner im simulierten Nahkampf. Zu realistisch für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren? Auch die futuristische Gestaltung von Waffen und Umgebung trägt nach Auffassung der Behörde nicht dazu bei, „dass Jugendliche besser zwischen Spiel und Realität unterscheiden können“. Es liege eine „Gefahr für die Entwicklung zu einer eigenständigen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit vor“, heißt es in der Begründung des städtischen Bescheids vom März 2014.
Aktuell ist die Teilnahme am Lasertag in der Würzburger Arena ab zwölf Jahren gestattet – wenn es nach den Betreibern geht, soll es dabei auch bleiben. In Gesprächen mit der Stadt war eine Einigung nicht möglich, deshalb muss jetzt das Verwaltungsgericht entscheiden, ob von der Würzburger Arena eine Gefährdung für das geistige oder seelische Wohl von Kindern und Jugendlichen ausgeht und damit ein Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz vorliegt.
„Es gibt mittlerweile 60 Anbieter in Deutschland, die meisten machen es mit Körpergröße. Es gibt einen in Frankfurt, der lässt auch schon Kinder ab 7 Jahren rein“, erläuterten die Geschäftsführer der Lasertag GmbH, Linus Willers und Srdjan Djogovic vor Gericht. Durch die Altersuntergrenze von zwölf Jahren „wollen wir auf Nummer sicher gehen“. Man wolle sich „auch gerne mit der Stadt einigen“, sagte Willers.
Kompromiss gescheitert
Ein Kompromissvorschlag des Gerichts – Besucher im Alter von zwölf bis 16 Jahren nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten – war beiden Parteien nicht recht. Die Betreiber wären damit immerhin für Zwölf- bis 14-Jährige einverstanden.
Die Stadtverwaltung orientiert sich bei ihrer strikten Regelung an den Vorgaben, die in Mainz für die Lasertag-Arena gelten – Zutritt erst ab 16 Jahren. „Wir haben die 16 Jahre nicht frei erfunden. In Mainz dürfen Jugendliche unter 18 Jahren sogar nur mit Begleitperson rein. Davon haben wir abgesehen“ betonte Oberrechtsrätin Daniela Schuster.
Von den Beteiligten wurden mehrere Gutachten zum Thema Jugendgefährdung durch Lasertag oder ähnliche Spiele vorgelegt, die dem Gericht aber nicht ausreichen: „Vier Gutachter, drei Meinungen“, sagte der Vorsitzende. Deshalb hat die Kammer mit Einverständnis der beiden Parteien entschieden, ein eigenes unabhängiges Gutachten in Auftrag zu geben. Die Kosten erwartet der Vorsitzende „im mittleren fünfstelligen Bereich“, die Entscheidung verzögert sich dadurch im günstigsten Fall um mehrere Monate.
Trotzdem hält vor allem die Stadt das neue Gutachten für sinnvoll: „Wir haben auch Anfragen aus anderen Kommunen. Es gibt eine gewisse Unsicherheit, wie man mit dem Thema umgehen soll“, sagte Schuster.